Große Show für Start-ups
6. März 2013Wie bringt man Start-ups und Big Player zusammen? Das dachte sich vor zwei Jahren Ulrich Dietz, Chef des Stuttgarter Technologie-Unternehmens GFT. Herausgekommen ist Code_n. Das steht für "Code of the new" und ist eine internationale Plattform für digitale Pioniere. Auf der Cebit hat Code_n eine ganze Halle, in der die jungen Unternehmer ihre Ideen präsentieren. Die Anmutung ist bewusst anders, keine aufwändigen Stände, nur Stühle und Schreibtische - eine Art Garagen-Atmosphäre soll aufkommen.
Rahmen muss stimmen
Ulrich Dietz sieht die Gründerszene in Deutschland nicht so negativ wie andere: "Wenn junge Leute sehen, dass es Spaß macht, eine Firma zu gründen und damit erfolgreich sein zu können, dann wird sich das noch viel besser entwickeln in den nächsten Jahren." Natürlich müssten die Rahmenbedingungen stimmen, etwa die Besteuerung. Und es müsse genügend Investoren geben. "Ich denke", sagt Dietz, "dass Deutschland momentan ein attraktiver Marktplatz ist, und ich hoffe, das bleibt so."
Aber Gründer, gerade in der IT-Branche, haben es schwer in Deutschland. Wer kein dickes Sparbuch hat oder reiche Eltern, muss auf Risikokapital hoffen. Doch die Geber von Wagniskapital halten sich zurück, da die von Dietz erwähnten Rahmenbedingungen für Venture Capital in Deutschland hinter internationalen Standards zurückbleiben.
Aber auch anderswo ist fehlendes Geld ein Problem. Martin Wesian kommt aus Wien und ist Chef der Firma Helioz. Die hat eine einfache, solarbetriebene Technologie zur Wasser-Desinfektion entwickelt, die sehr gefragt ist.
Investoren gesucht
Nun sucht Wesian Investoren. Am Anfang sei er nur auf Skepsis getroffen, alle hätten gesagt, er werde es nie schaffen, sein Produkt in Afrika, Asien oder Südamerika zu verkaufen. "Interessanterweise war es genau umgekehrt. Wir haben bis jetzt über eine Million Bestellungen, von überall her kommen Anfragen zu dem Produkt. Das läuft wunderbar."
Probleme habe man dagegen mit der Finanzierung, "denn die Produktion kostet natürlich viel Geld". Auf der Cebit konnte Wesian nun schon einige Kontakte knüpfen und ist voller Hoffnung für sein Projekt, das derzeit in Ruanda, Äthiopien und Indien läuft.
Angst vorm Scheitern
Ein anderes Problem für Unternehmensgründer ist die Angst vor dem Scheitern. Gerade in Deutschland sei Scheitern oft mit einem Makel behaftet, sagt Ingo Mayr-Knoch. Er hat das Fernbus-Unternehmen Dein.Bus.de mitgegründet, das seit Anfang des Jahres am Start ist. "Das ist in Deutschland ganz anders als in den USA. Dort ist es normal, dass man was gründet und dann scheitert und dann noch mal gründet und beim dritten Mal schafft man es." Man sollte nicht etwas nicht machen, nur weil man Angst vorm Scheitern habe, sagt Mayr-Knoch.
Seine Eltern hätten ihn immer unterstützt und gesagt, "auch wenn es nichts wird, dann hast Du soviel gelernt, das hättest Du mit dem besten Studium nicht lernen können". Sein Credo: "Man muss es machen und sollte keine Angst haben. Und wenn man scheitert, dann sollte man es als Erfahrung werten."
Keine Angst vor den Großen
Kurz vor dem Start steht die Carsharing-Firma Carzapp aus Berlin. Im Frühsommer soll die Testphase beginnen, der Markteinstieg ist für dieses Jahr geplant. Carzapp setzt nicht auf eine eigene Flotte, sondern auf vorhandenen Autos privater Nutzer. Daher hat Geschäftsführer Oliver Lünstedt keine Angst vor der Konkurrenz, hinter der oft große Autokonzerne stehen.
"Bei Car-to-go oder DriveNow mietet man eher im Minutenbereich für kurze, spontane Einweg-Fahrten." Bei Carzapp setze man auf etwas andere Szenarien der Nutzung. Der Einkauf bei Ikea, der Ausflug am Wochenende, der Urlaub. "Da sind die anderen deutlich teurer. Das heißt: Wir ergänzen die anderen und erweitern das Angebot."
Helfen und gewinnen
Eine Nische besetzen oder mit seiner Gründung die Welt ein kleines bisschen besser machen: das zieht sich wie ein roter Faden durch die Start-up-Messehalle auf der Cebit. Das Berliner Unternehmen Solarkiosk will Menschen in Afrika, die in ihren Dörfern keine Stromversorgung haben, mit solarbetriebenen Kiosken helfen. Freilich nicht zum Selbstzweck.
Gewinnen sollen viele, sagt Marc Zedler von Solarkiosk: "Das ist eine Win-win-Geschichte zwischen der örtlichen Community und dem Betreiber, der dort arbeitet. Klar, wir wollen Geld verdienen, aber im gleichen Atemzug stärken wir die lokale Community." Solarkiosk bekommt eine Miete vom Betreiber und einen kleinen Teil seines Gewinns. Aber es sei gut für die Gemeinschaft: "Wir geben dem Betreiber Arbeit und es nutzt in vielerlei Hinsicht."
Der direkte Nutzen seien die Arbeitsplätze, die entstünden, so Zedler. Und ein indirekter Nutzen sei der Wissenstransfer, der möglich wird, da am Kiosk auch ein Internet-Anschluss vorhanden sei.