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Chaos und Verzweiflung nach dem Beben

14. Januar 2010

Im Katastrophen-Gebiet von Haiti bietet sich den allmählich eintreffenden Helfern aus dem Ausland ein Bild des Schreckens. Die internationale Staatengemeinschaft sicherte weitere Hilfe in Millionenhöhe zu.

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Erdbebenopfer im Schutt eingestürzter Gebäude (Foto: AP)
Mit bloßen Händen suchen die Menschen in den Trümmern nach ÜberlebendenBild: AP

Überall treffen die Helfer der internationalen Organisationen auf Tote und traumatisierte Überlebende. Hinzu kommen Berge von Schutt und Trümmern eingestürzter Häuser. Angesichts des Durcheinanders konnten die ersten Hilfsaktionen an diesem Donnerstag (14.01.2010) nur unter großen Schwierigkeit starten. Die Regierung Haitis befürchtet, dass durch den Erdstoß vom Dienstag, der eine Stärke von 7,0 hatte, zwischen 50.000 und 100.000 Menschen ums Leben kamen.

Die schockierenden Nachrichten lösten eine Welle der Hilfsbereitschaft aus. Deutschland und andere Länder brachten Medikamente, Nahrungsmittel und andere Hilfsgüter auf den Weg. Das UN-Welternährungsprogramm kündigte an, Flugzeuge mit rund 90 Tonnen Fertignahrung würden in Kürze in Haiti erwartet.

Obama: Haiti hat oberste Priorität

US-Präsident Barack Obama sicherte dem verarmten Karibikstaat ein Hilfspaket im Umfang von 100 Millionen Dollar zu. Das Land habe derzeit oberste Priorität für seine Regierung. Erste Rettungsteams seien bereits im Katastrophengebiet eingetroffen, um Verwundeten zu helfen und nach weiteren Überlebenden zu suchen.

Luftaufnahme von Überlebenden an einer Sammelstelle für Tote (Foto: AP)
Bergung der Toten in Port-au-PrinceBild: AP

Auch die Weltbank und der Internationale Währungsfonds stellten Mittel in Höhe von je 100 Millionen Dollar bereit. Nach Angaben des Roten Kreuzes sind etwa ein Drittel der neun Millionen Einwohner Haitis in Not.

Verzweifelte Suche nach Überlebenden

In Port-au-Prince, das am schwersten von dem Beben getroffen wurde, mussten sich die meisten Menschen derweil noch selbst helfen. Weil schwere Räumgeräte fehlen, versuchten die Leute mit bloßen Händen oder mit Vorschlaghämmern, Überlebende aus dem Schutt zu befreien.

Ein Mann hält das Bein eines Mädchens, das verschüttet wurde (Foto: AP)
Vergeblicher BergungsversuchBild: AP

Aus den Trümmerbergen drangen vielerorts Hilferufe. Kinder lagen schluchzend auf der Straße, einige von ihnen verletzt und Blut überströmt. Die Stromversorgung war immer wieder unterbrochen. Viele Straßen waren wegen der Trümmer blockiert.

Infektionen drohen

Die bereits vor dem Beben anwesenden Vertreter internationaler Hilfsorganisationen beklagten, das es zu wenig Medikamente und Ärzte gebe. Trinkwasser und Nahrungsmittel werden knapp, es drohen Infektionen. Das haitianische Rote Kreuz sieht sich angesichts der Schwere der Katastrophe außer Stande, der Lage Herr zu werden.

Ärzte versorgen Verletzte auf der Straße (Foto AP)
Notunterkünfte für die medizinische VersorgungBild: AP

"Es gibt einfach zu viele Menschen, die Hilfe benötigen", sagte ein Sprecher. Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen behandelt Verletzte in Notunterkünften, da ihre drei Krankenhäuser stark beschädigt sind.

Vor allem Kinder in Not

verletztes Kind mit Kopfverband (Foto:AP)
Unter den Opfen befinden sich zahlreiche KinderBild: AP

Das UN-Kinderhilfswerk UNICEF wies darauf hin, dass vor allem die Kinder so rasch wie möglich vor Hunger und Krankheiten geschützt werden müssten. Es müsse alles unternommen werden, um Hunderttausende Kinder vor einer zweiten Katastrophe durch Hunger und Krankheiten zu schützen", forderte Regine Stachelhaus, Geschäftsführerin von UNICEF Deutschland. Bereits vor der Erdbebenkatastrophe seien rund ein Viertel der Kinder unterernährt gewesen jetzt besonders gefährdet. Etwa die Hälfte der betroffenen Bevölkerung ist unter 18 Jahren.

Krisentreffen der EU

Die EU-Länder wollen am kommenden Montag zu einem Krisentreffen zusammenkommen. Die neue EU-Außenministerin Chatherine Ashton sagte, dabei werde es auch um die mittel- und längerfristige Entwicklung Haitis gehen. Nach ihren Angaben werden auch zahlreiche Menschen aus den EU-Staaten vermisst.

Die Kommission bemühe sich darum, jene auszufliegen, die es wünschten. Der deutsche Außenminister Guido Westerwelle, der sich zur Zeit in Tokio aufhält, sagte nochmals, es sei nicht auszuschließen, dass auch Deutsche durch das verheerende Erdbeben zu Schaden gekommen seien.

Autorin: Eleonore Uhlich (dpa, apn, kna)
Redaktion: Sabine Faber