Charlie Hebdo ohne Mohammed-Karikaturen
16. Juli 2015Glaubt man Sourisseau, so ist es letzteres. "Wir haben Mohammed gezeichnet, um das Prinzip zu verteidigen, dass man zeichnen darf, was man will", sagte er dem Nachrichtenmagazin "Stern". Die Redaktion von "Charlie Hebdo" habe den islamischen Propheten nicht aus persönlichem Interesse verballhornt, sondern für die französische Gesellschaft.
Der französische Künstler findet es "ein wenig seltsam: Man erwartet von uns, dass wir eine Freiheit ausüben, die im Grunde niemand mehr zu nutzen wagt. Dabei haben wir unseren Job gemacht." Sourisseau betont. "Wir haben das Recht auf Karikatur verteidigt. Nun sind andere dran."
"Nicht von Islam besessen"
Sourisseau erklärte, nach dem Anschlag auf die Satirezeitschrift sei die Redaktion nicht anfälliger für Selbstzensur geworden. "Wir glauben immer noch, dass wir das Recht haben alle Religionen zu kritisieren", sagte er. Er wolle aber nicht, dass man denke, "Charlie Hebdo" sei vom Islam besessen: "Insgesamt haben wir gar nicht so viele Islamkarikaturen gemacht." Die Fehler, die man dem Islam vorwerfen könne, könne man allen Religionen vorwerfen, so Herausgeber Sourisseau.
Anschlag überlebt
Sourisseau, auch "Riss" genannt, saß bei dem islamistischen Anschlag auf das Satireblatt am 7. Januar in Paris mit am Tisch der Redaktionskonferenz.
Die Attentäter zertrümmerten die Schulter des 48-Jährigen. Bei dem Anschlag wurden zwölf Menschen ermordet, darunter auch der damalige Herausgeber der Zeitschrift, Stéphane Charbonnier.
Ob die Fangemeinde von Charlie Hebdo die Argumentation Sourisseaus unterstützt, wird sich wohl auch in den künftigen Verkaufszahlen widerspiegeln.
kk/jb (epd)