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ChatGPT fährt mit: Autos, die denken und sprechen

Dirk Kaufmann
26. Januar 2024

In der Informationstechnologie findet eine Revolution statt: Durch Künstliche Intelligenz (KI) können Maschinen inzwischen eigenständig lernen und sich selbst optimieren. Und das wird es schon bald auch im Auto geben.

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Autos auf mehrspuriger Straße: Schematische Darstellung elektronische Interaktionen
Autos auf mehrspuriger Straße: Schematische Darstellung elektronischer InteraktionenBild: Shutterstock/La Nacion via ZUMA Press/picture alliance

Autos, die ferngesteuert ein- und ausparken, ohne dass jemand am Steuer sitzt. Autos, die selbständig reagieren und bremsen oder Sicherheitsabstände errechnen und einhalten - das ist alles nicht Neues mehr. Doch durch den Einsatz Künstlicher Intelligenz wird noch mehr, sogar sehr viel mehr möglich. Und zwar schon sehr bald.

Und diese industrielle Revolution betrifft nicht nur die Autobauer selbst, sagt Frank Schwope, Lehrbeauftragter für Automobilwirtschaft an der Fachhochschule des Mittelstands in Hannover, zur DW: "Die Auswirkungen von KI betreffen natürlich auch Zulieferunternehmen. Eine verstärkte Nachfrage nach Sensortechnologien, Softwarelösungen und neuen Materialien zwingt Zulieferer dazu, sich anzupassen. Eine enge Zusammenarbeit innerhalb der gesamten Branche ist entscheidend, um die Chancen, die KI bietet, optimal zu nutzen und um nicht auf der Strecke zu bleiben."

"Es ist jedes Unternehmen betroffen", bestätigt auch Michael Nolting. Er ist Honorardozent an der Universität Hannover und Autor des Buches "Künstliche Intelligenz in der Automobilindustrie". "KI hilft dabei, Prozesse zu automatisieren und Effizienzen zu heben", so Nolting zur DW. Der Untertitel seines Buches (Mit KI und Daten vom Blechbieger zum Techgiganten) beschreibt, wie sich die Automobilindustrie auf diesem Wege verändern wird.

Roboter auf der Hannover Messe bauen ein Auto zusammen
Daran, dass Roboter unsere Autos bauen, haben wir uns gewöhnt, aber ...Bild: Rupert Oberhäuser/dpa/picture alliance

Der Fortschritt kommt aus Fernost

Bei diesem Prozess sind chinesische Entwickler und Autobauer führend. Zum Beispiel BYD Auto - das Unternehmen entstand 2003 als Tochtergesellschaft von BYD, einem 1995 als Hersteller von wiederaufladbaren Batterien gegründeten High-Tech-Unternehmen. Seit zehn Jahren ist BYD (das steht für Build Your Dream) eigenen Angaben zufolge beim Absatz von Pkw mit alternativer Antriebstechnik in China führend. "Integrierte Fahrzeugintelligenz wird in Zukunft die Weichen für die Fahrzeugintelligenz stellen und die Transformation der Automobilindustrie beschleunigen", sagte BYD-Vorstandschef Wang Chuanfu laut einer Pressemitteilung des Unternehmens.

Zum Jahreswechsel stellte BYD das XUANJI AI Large Model vor, eine Künstliche Intelligenz für Fahrzeuge und die erste Anwendung von KI-Technologie in allen Bereichen des Fahrzeugs. Das Modell verfügt, wiederum laut Angaben von BYD, über die branchenweit größte Datenbasis, die größte Anzahl an Stichproben und eine hohe Rechenleistung, die mehr als 300 Fahrzeugszenarien abdeckt und dem integrierten Fahrzeugintelligenzsystem die Fähigkeit zur kontinuierlichen Anpassung verleiht.

Ein VW Elektro"bulli": Das "KI-Infomobil" von Volkswagen
... fahren dürfen wir sie vorläufig noch selbst - auch dieses "KI-Infomobil" von Volkswagen Bild: Sven Hoppe/dpa/picture alliance

Schnell, schneller - KI

Vernetzung und schnelle Datenverarbeitung hält auch Autor Michael Nolting für die Schlüsselelemente bei der Entwicklung des Individualverkehrs. Er führt als Beispiel andere Unternehmen an: "Das Geheimnis der erfolgreichsten Unternehmen wie Facebook, Amazon oder Google ist, dass sie sich mit maximaler Geschwindigkeit anpassen können. Amazon releast z.B. tausende Updates jeden Tag. Kaufe ich ein Paar Schuhe, dann sehe ich innerhalb von zwei Minuten sicherlich 50 unterschiedliche Versionen der Website. Dies bietet Amazon die Möglichkeit, sich dabei anzupassen und zu optimieren."

Die bereits erwähnte XUANJI-Architektur soll so eine intelligente Fahrzeugarchitektur sein. Sie nimmt Veränderungen in der internen und externen Umgebung des Fahrzeugs lückenlos und in sogenannter Echtzeit wahr. Es fasse, so BYD, die Informationen in Millisekundenschnelle zusammen und leite sie an das zentrale 'Gehirn' zurück. Dieses System passe den Zustand des Fahrzeugs schnell an und erhöhe dadurch Fahrsicherheit und -komfort erheblich. Eine solche Entwicklung sieht auch Michael Nolting: "Die Genauigkeit neuronaler Netze wird in den nächsten Jahren mit hoher Gewissheit zunehmen. Sie ist nur eine Frage von verfügbarer Rechenleistung, und die steigt kontinuierlich."

Ein humanoider Roboter hält einen Lieferwagen in der "Hand"
Bei allem, was die künstliche Intelligenz schon kann und noch lernen wird: Hat die KI das Auto in der Hand ...Bild: Alexander Limbach/Shotshop/picture alliance

Keine Angst vor Jobabbau durch KI

Die Nutzung von KI in Automobilen ist die eine Seite, Arbeiten mit KI ist eine andere. Häufig hat ein technischer Fortschritt zum Verlust von Arbeitsplätzen geführt, oft aber stellen sich solche Befürchtungen später als unzutreffend heraus. Frank Schwope stellt daher die Unabwendbarkeit der neuen Technologie in den Vordergrund. Er denkt, "dass Jobs der Zukunft KI nutzen werden. Nur damit wird man wettbewerbstauglich bleiben." Daher ist KI für ihn ein starker Entwicklungssprung: "Wer da nicht mitmacht, wird es schwer haben."

Auch der Internationale Währungsfonds (IWF) spricht in einer Analyse weniger von drohenden Arbeitsplatzverlusten als von der Veränderung der Arbeitswelt im Allgemeinen. Die KI werde, so der IWF, "weitreichende Folgen für Jobs und Gehälter haben." In entwickelten Volkswirtschaften könne sie rund 60 Prozent der Arbeitsplätze beeinflussen.

Das Cockpit eines BMW iX
... oder darf der Mensch das Steuer noch selbst übernehmen?Bild: Matthias Balk/dpa/picture alliance

Mit dem Auto sprechen

Volkswagen integriert jetzt den populären Chatbot ChatGPT in seine Fahrzeuge und will damit der erste große Hersteller sein, der den Chatbot in Serienfahrzeuge einbaut. Die Software, die Sätze auf dem sprachlichen Niveau eines Menschen bilden kann, werde im hauseigenen Sprachassistenten IDA verfügbar sein und vom zweiten Quartal an in mehrere Serienmodelle kommen.

Bosch und VW etwa lassen Elektroautos inzwischen automatisch zu einer Ladesäule fahren und ihre Batterien auffüllen. Dabei suchen sich die Fahrzeuge eigenständig einen freien Platz im Parkhaus. Dort wird das Ladekabel von einem Roboterarm eingesteckt und herausgezogen. Das fahrerlose Laden wird im Entwicklungs-Parkhaus von Bosch in Ludwigsburg getestet.

Beim Thema ChatGPT gerät Hochschuldozent Nolting beinahe ins Schwärmen. Für den Autofahrer sei das ein gewaltiger Komfortgewinn. Er könne sich dann mit seinem Auto unterhalten, weil ChatGPT "Sprache erkennen und Fragen beantworten" kann. Nolting selbst hat eine Ernährungs-App. Mit dem Foodplaner kann er "über Spracheingabe Lebensmittel protokollieren. Das gleiche könnte man auch aus dem Auto machen. Man könnte über Spracheingabe seinen Kalender abfragen, E-Mails diktieren oder Dokumente zusammenfassen lassen. Der Phantasie sind hier keine Grenzen gesetzt."