Chef-Wahl erst nach Klärung der WM-Affäre
20. November 2015Dem Deutschen Fußball-Bund bleibt eine drohende Zerreißprobe vorerst erspart. Bei einer viereinhalbstündigen Sondersitzung hat sich das Präsidium des durch die WM-Affäre schwer angeschlagenen Verbandes auf eine gemeinsame Linie verständigt und die Dissonanzen zwischen Profis und Amateuren - zumindest nach außen hin - beigelegt. "Wir sind zu der gemeinsamen Auffassung gelangt, dass die Aufarbeitung der Vorgänge rund um die WM 2006 Vorrang hat", erklärte Liga-Boss und DFB-Interimspräsident Reinhard Rauball nach dem Spitzentreffen am Freitag in Frankfurt.
Die Suche nach einem Nachfolger für den zurückgetretenen DFB-Präsidenten Wolfgang Niersbach wird erst einmal hinten angestellt. Es gibt derzeit weder einen Terminplan für einen außerordentlichen Wahl-Bundestag noch für eine dringend gebotene Strukturreform. "Wir sind uns einig, dass es nicht um einen Kopf, sondern die Aufarbeitung einer sehr bedrückenden Affäre geht", betonte Schatzmeister und Präsidentschaftskandidat Reinhard Grindel. Das Profilager wird daher vorerst keinen eigenen Kandidaten benennen.
Grindel um Harmonie bemüht
Grindel war am Dienstag von den 21 Landes- und fünf Regionalpräsidenten einstimmig zum Präsidentschaftskandidaten des Amateurlagers gekürt worden. "Ich muss sagen, dass er als Person völlig integer ist", sagte Rauball über Grindel. Der will den Profivereinen am 2. Dezember auf der DFL-Mitgliederversammlung seine Vorstellungen präsentieren.
Der voreilige Zeitpunkt der Kandidatenkür hatte zu einer massiven Verstimmung im Profilager geführt. Nach den Verbal-Scharmützeln der vergangenen Tage war Grindel deshalb sichtlich um Harmonie bemüht und rief demonstrativ einen Kuschelkurs aus. "Sie sehen uns hier in einer ganz entspannten, fröhlichen Gemeinsamkeit", sagte der CDU-Politiker und versicherte: "Wir werden den DFB zukunftssicher machen."