Chile will Abtreibungsverbot lockern
1. Februar 2015In einer Fernsehansprache kündigte Chiles Präsidentin Michele Bachelet ihr Vorhaben an, das strikte Verbot für Abtreibung zu lockern. Dazu werde sie eine Gesetzesvorlage in den Kongress einbringen. Darin soll Abtreibung erlaubt werden, wenn das Leben der Mutter bei einer Schwangerschaft in Gefahr ist, der Fötus keine Überlebenschancen hat oder die Schwangerschaft durch Vergewaltigung ausgelöst wurde. Schätzungen gehen davon aus, dass derzeit in Chile bis zu 160.000 illegale Schwangerschaftsabbrüche pro Jahr vorgenommen werden. Die Befürworter der Gesetzesvorlage sagen, dass durch das strikte Abtreibungsverbot viele schwangere Frauen in Hinterzimmer-Praxen getrieben würden. Dort geschehe der Eingriff dann unter unsicheren und gefährlichen Bedingungen.
Widerstand ist programmiert
"Ich weiß, dies ist ein sensibles Thema", sagte Bachelet, die selbst von Beruf Kinderärztin ist. Und bei Themen, die jeden betreffen, sei es immer schwierig, Einigkeit herzustellen. Mit dieser Äußerung bereitete die Präsidentin ihr Land auf eine kontroverse Debatte vor. Dort spielt die katholische Kirche eine starke Rolle und Abtreibungsgegner haben somit eine machtvolle Lobby. Die Abgeordnete Jacquelin Van Rysselberghe von der konservativen UDI-Partei sagte: "Ich wundere mich darüber, dass wir heute das Recht auf Freiheit über das Recht auf Leben stellen." Aber auch Abgeordnete aus dem regierenden Mitte-links-Bündnis von Bachelet könnten sich gegen den Gesetzesvorstoß stellen.
Öffentliche Meinung verändert sich
Die aktuelle Gesetzgebung stammt noch aus der Zeit der Pinochet-Diktatur (1973-1990) und gilt als eine der restriktivsten der Welt. Davor gab es bereits eine gelockerte Regelung.
Nachdem 2013 ein Fall in die Schlagzeilen geriet, wonach ein elfjähriges Mädchen nach der Vergewaltigung durch ihren Stiefvater schwanger wurde, hat sich die öffentliche Meinung in Chile zum Thema Abtreibung wieder etwas in Richtung Lockerung verändert. Auch in den lateinamerikanischen Ländern El Salvador und Domenikanische Republik scheint das strikte Festhalten an einem Abtreibungsverbot zu bröckeln.
fab/kle (rtre, dpa, ap)