China baut sich in Afrika neuen Absatzmarkt
3. September 2018Chinesische Unternehmen und Staatsbanken werden in den nächsten Jahren zusätzlich 60 Milliarden US-Dollar (51,7 Milliarden Euro) in Form von Krediten und Investitionen bereitstellen, sagte Präsident Xi Jinping zum Auftakt des China-Afrika-Gipfels in Peking. Auch sollen einigen besonders armen Staaten Schulden gestrichen werden.
Xi sagte zu, künftig mehr Menschen auszubilden und das Leben der lokalen Bevölkerung verbessern zu wollen. Man begrüße Afrika im Expresszug der chinesischen Entwicklung, so der Präsident. "Die Zusammenarbeit Chinas und Afrikas muss beiden Seiten messbare Erfolge bringen, und dieser Erfolg muss spürbar werden", sagte Xi vor Dutzenden Staats- und Regierungschefs aus afrikanischen Staaten.
Investition in die Zukunft
Die neue Finanzspritze unterstreicht, wie hoch Afrika auf der Prioritätenliste Pekings steht. China investiert schon seit vielen Jahren in Afrika und hat in dem Kontinent eine Quelle für dringend benötigte Rohstoffe gefunden. Doch auch als Absatzmarkt rückt die wachsende afrikanische Mittelschicht für die Chinesen immer mehr in den Fokus. Mit einem Handelsvolumen von zuletzt 170 Milliarden US-Dollar hat China sowohl die USA als auch die alte Kolonialmacht Frankreich als wichtigste Handelspartner des Kontinents hinter sich gelassen.
Vor dem Hintergrund des sich zuspitzenden Handelsstreits mit den USA hofft Peking auf einträgliche Geschäfte mit afrikanischen Partnern. Noch einmal deutlich zugenommen hat Pekings Interesse an dem Kontinent, seit Xi Jinping vor fünf Jahren den Bau einer Neuen Seidenstraße eingeleitet hat, mit der neue Wirtschaftskorridore von China nach Südostasien, Europa und Afrika entstehen sollen. Peking wirbt damit, dass durch chinesische Kredite Jobs und Wachstum angekurbelt würden.
Kritiker mahnen dagegen, dass die Projekte zu einer Schuldenfalle für beteiligte Staaten werden könnten, die so abhängiger von China würden. Xi Jinping sprach in seiner Rede von einem Gewinn für alle Beteiligten, zu dem die Neue Seidenstraße führen werde. China stehe bereit, die Kooperation mit den afrikanischen Staaten zu stärken, so der chinesische Präsident weiter.
Von Flughäfen bis Fußballstadien
China baut derweil quer durch Afrika Regierungsgebäude, Fußballstadien, Zugstrecken, Flughäfen, Kasernen und Raffinerien. In Sambia, Äthiopien, Gabun, Kamerun und Ghana sind mit chinesischer Hilfe Staudämme entstanden. Chinesische Investoren finanzieren sogar ganze Städte, wie Angolas fast neun Quadratkilometer große Nova Cidade de Kilamba. In Südafrika will die Shanghai Zendai Group mit rund acht Milliarden US-Dollar in der Nähe der Wirtschaftsmetropole Johannesburg ein "New York von Afrika" bauen, das über die nächsten 15 Jahre 200.000 Jobs schaffen soll.
Einhergehend mit einer engeren Verflechtung im Handel verfolgt China zunehmend auch militärische Interessen in Afrika. Über neue Militärkooperationen sichert Peking seine Wirtschaftsinteressen auf dem Kontinent wie auch seine Seewege. Seit 2017 unterhält China bereits seinen ersten Marinestützpunkt im Ausland in Dschibuti am Horn von Afrika, von wo auch seine Einsätze im UN-Kampf gegen Piraten unterstützt werden.
Großer Waffenlieferant
Beobachter weisen jedoch auch darauf hin, dass China in Zukunft in Afrika in noch größerem Umfang als Waffenlieferant und Ausbilder für das Militär afrikanischer Staaten agieren werde. Seit 2008 seien rund 21 Prozent aller chinesischen Waffenausfuhren weltweit nach Afrika geflossen, berichtete das Zentrum für strategische und internationale Studien (CSIS). Seit 2008 erreichten sie insgesamt drei Milliarden US-Dollar.
Bereits beim letzten Gipfel vor drei Jahren in Südafrika hatte China ein Paket von 60 Milliarden Dollar geschnürt. China hat Afrika zwischen 2000 und 2016 rund 125 Milliarden Dollar geliehen, wie aus Daten einer Initiative an der Johns Hopkins University School of Advanced International Studies hervorgeht.
Zu dem zweitägigen Gipfel kommen die mehr als 50 Staats- und Regierungschefs Afrikas nur wenige Tage nach der Reise von Bundeskanzlerin Angela Merkel in drei westafrikanische Länder zusammen. Die deutsche Wirtschaft erwartet 2018 Investitionen auf dem Kontinent von einer Milliarde Euro.
cgn/sam (afp, dpa, rtr)