China in Afrika: Fluch oder Segen?
China will den Imagewandel: Weg vom Ruf als Ausbeuter afrikanischer Rohstoffe, hin zum Entwicklungshelfer. Eine Reise durch die Geschichte der chinesisch-afrikanischen Beziehungen.
Partner auf Augenhöhe?
China bringt ebene Asphaltstraßen, pompöse Fußballstadien und Breitband-Internet nach Afrika. Gleichzeitig fördert China auf dem Kontinent in großem Stil Öl und andere Rohstoffe. China ist jetzt schon Afrikas größter Handelspartner, bis 2020 will das Land das Handelsvolumen auf 400 Milliarden US-Dollar verdoppeln. Kritiker fürchten, dass es bei diesen Geschäften nur einen Gewinner gibt: China.
Das erste große Entwicklungshilfeprojekt
Die chinesisch-afrikanische Zusammenarbeit begann in den 1950er und 1960er Jahren. Als Zeichen der sozialistischen Brüderschaft finanzierte China den Bau einer Eisenbahnlinie, die Kupfererz aus Sambia in Tansanias Hafenstadt Dar Es Salaam transportierte. Das Projekt sollte von interethnischer Freundschaft und Arbeitersolidarität geprägt sein. Die Bahn fährt noch heute.
Gekommen, um Geschäfte zu machen
Mit der "Go Global Strategie" ändert die chinesische Regierung in den 1990er Jahren ihre Afrika-Politik. Sie unterstützt Unternehmen im eigenen Land dabei, Geschäfte mit Afrika zu machen. Das Ziel: sich strategische Rohstoffvorkommen sichern und Chinas wirtschaftliche Entwicklung weiter vorantreiben. Das Selbstverständnis: Afrika als Geschäftspartner und Absatzmarkt für chinesische Konsumgüter.
Kritik aus dem Westen
Mit der neuen Politik sicher China sich Ölfelder und Edelmetall-Minen. Dabei scheut das Land nicht die Zusammenarbeit mit autoritären und korrupten Regimen. In Europa und den USA kommt das nicht gut an. China sei nur an der Ausbeutung der natürlichen Ressourcen interessiert, nicht aber an dem Wohl der Menschen, lautet die Kritik.
Infrastruktur als Gegenwert
China macht auch mit Sudans Präsidenten Omar Al-Baschir Geschäfte, gegen den wegen Völkermords ein Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshof vorliegt. Das Land avanciert zum wichtigsten Investor der sudanesischen Ölindustrie. Zudem finanziert die staatliche chinesische Ölgesellschaft im Sudan den Bau des Merowe-Damms, der größten Talsperre Afrikas.
150-Millionen-Euro-Geschenk an die AU
Die guten Beziehungen zu Afrika lässt sich China einiges kosten. Das Land bezahlte 2012 den Bau des Hauptsitzes der Afrikanischen Union in Addis Abeba. "China wird die afrikanischen Staaten dabei unterstützen, ihre Stärke und Unabhängigkeit auszubauen und ihre Angelegenheiten selbst in die Hand zu nehmen", sagte der Leiter der chinesischen Delegation bei der Eröffnungszeremonie.
Herrscher über den Mobilfunkmarkt
Gleich zwei chinesische Unternehmen dominieren den afrikanischen Markt für Telekommunikation: ZTE und Huawei. Regierungen auf dem gesamten Kontinent wickeln ihre Großaufträge mit ihnen ab. In Äthiopien bauen Huawei und ZTE für 1,7 Milliarden US-Dollar ein landesweites 3G-Netzwerk auf. In Tansania verlegten chinesische Unternehmen rund 10.000 Kilometer Glasfaserkabel.
Unliebsame Konkurrenten
Nicht nur große Firmen, sondern auch tausende einfache Chinesen zieht es in der Hoffnung auf bessere Verdienstmöglichkeiten nach Afrika. Sie eröffnen kleine Geschäfte, wo sie chinesische Billigware verkaufen: Geschirr, Modeschmuck, Elektro-Artikel. "Viele afrikanische Händler sind über die neue Konkurrenz nicht erfreut", sagt der kenianische Wirtschaftswissenschaftler David Owiro.
Hoffen auf Jobs
Ob Einzelhandel oder Straßenbau: "Die Afrikaner profitieren kaum vom chinesischen Engagement. Die Unternehmen bringen ihre eigenen Arbeiter mit", sagt Owiro. In Südafrika könnte sich das nun ändern: Dort hat China gerade ein LKW-Werk eröffnet. Die südafrikanische Regierung lobt das Projekt als Meilenstein auf dem Weg der afrikanischen Industrialisierung und hofft auf zahlreiche Arbeitsplätze.
Vom Exporteur zum Entwicklungshelfer?
Bei seinem Besuch bei Äthiopiens Premier Hailemariam Desalegn im Mai 2014 kündigte Chinas Regierungschef Li Keqiang zwei Milliarden US-Dollar für einen Afrika-Entwicklungsfonds an. Die chinesischen Staatsführung will die chinesisch-afrikanischen Beziehungen in ein neues Licht rücken: Weg von der Rohstoffausbeutung, hin zu nachhaltiger Entwicklungshilfe.
Angst um die Reputation
"China fürchtet um seinen Ruf in der Welt", sagt Sun Yun vom US-amerikanischen Think Tank Brookings. Die Vorwürfe in den Medien, China sei nur an Afrikas Rohstoffen interessiert, habe zu diesem Wandel geführt. In einem Weißbuch veröffentlichte die Regierung jüngst eine Liste der Hilfsprogramme. Darunter: 30 Krankenhäuser, 150 Schulen, 105 regenerative Energie- und Wasserprojekte.
Chinas Charme-Offensive
Um für seine Mission in Afrika zu werben, hat China eine große Medienoffensive gestartet. Die Berichterstattung der staatlichen Auslandsmedien hat einen klaren Wirtschaftsfokus, Afrika wird als prosperierender Kontinent dargestellt. Vor dem Hintergrund jahrzehntelanger Negativberichterstattung westlicher Medien trifft das bei vielen Afrikanern einen Nerv.