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China und Indien wetteifern um Energieressourcen in Nepal

Gabriel Dominguez, Srinivas Mazumdaru / mgr6. August 2014

Es war der erste Besuch eines indischen Premiers seit 17 Jahren: Zwei Tage lang war Narendra Modi in Nepal, um die Zusammenarbeit der Nachbarländer zu stärken - und China zurückzudrängen. Ist das gelungen?

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Sharda Fluss Indien Nepal
Bild: CC BY-rajkumar1220

Die Ansage war klar: Eine Milliarde US-Dollar in zinsgünstigen Förderkrediten werde Indien seinem Nachbarland für Projekte wie Autobahnen und Wasserkraftanlagen zur Verfügung stellen. Das kündigte Indiens Premier Narendra Modi gleich zu Beginn seines Besuchs in Nepal in seiner Rede vor der Verfassungsgebenden Versammlung an. Dabei hatte Indien den Nachbarn jahrelang vernachlässigt, die Beziehungen waren angespannt.

"Bis vor kurzem hatte die Verbesserung der Beziehungen keine Priorität für Indien, vor allem da Nepal lange Jahre von Konflikten und Instabilität heimgesucht war", sagt Michael Kugelman, Südasien-Experte beim Washingtoner Woodrow Wilson Center for Scholars, der DW. Nach Ansicht von Modi soll damit jetzt jedoch Schluss sein - auch weil China in der Region seine starke Präsenz ausbauen konnte.

Das Hauptziele von Modis Außenpolitik: die Bindung zu Indiens Nachbarn verbessern. Weitläufig werde angenommen, dass Neu Delhi besser mit weit entfernten Ländern klar komme, doch der zweitägige Besuch in Nepal sei ein Schritt in Richtung Annäherung, so Kugelman. Obwohl indische Politiker zu regionalen Treffen in die nepalesischen Hauptstadt Kathmandu kamen, war Modis Besuch der erste offizielle Staatsbesuch eines indischen Premiers seit 17 Jahren.

Der größte Streitpunkt ist ausgeräumt

In Nepal versprach Modi, dem Land bei seinem Übergang zu einer konstitutionellen Republik zu helfen. 2008 wurde die Monarchie in der Himalaya-Nation abgeschafft. Indiens Premier traf auch seinen nepalesischen Amtskollegen Sushil Koirala sowie Präsident Ram Baran Yadav. Angesichts der kulturellen und historischen Verbindungen rief Modi dabei zu engeren bilateralen Beziehungen zwischen den beiden Nationen auf.

Indiens Premier Modi zu Besuch in Nepal (Foto: PRAKASH MATHEMA/AFP/Getty Images)
Auf Annährungsmission: Indiens Premier Modi zu Besuch in NepalBild: Prakash Mathema/AFP/Getty Images

Die wichtigste Errungenschaft des Besuchs ist jedoch - abgesehen davon, dass er überhaupt stattfand - eine grundlegende Einigung in Fragen der Wasserwirtschaft. Bislang war das einer der größten Streitpunkte zwischen Indien und Nepal. Jetzt einigten sich die beiden Regierungen, dass die Arbeiten am Pancheshwar-Damm auf dem Grenzfluss Mahakali beginnen können. Mehr als ein Jahrzehnt lagen diese auf Eis. "Die Tatsache, dass die beiden Seiten sich bei diesem Thema, das so viel Misstrauen erzeugt hat, einigen konnten, ist eine große Leistung", sagt Kugelman.

Doch nicht alles läuft rund: Andere Beobachter äußerten sich enttäuscht, dass ein geplantes bilaterales Energiehandelsabkommen nicht umgesetzt werden konnte und dass kein Grund für das Scheitern genannt wurde.

Nicht immer hält Indien seine Versprechen

Nichtsdestotrotz habe Modis Besuch eine Atmosphäre des guten Willens geschaffen, urteilt Sumit Ganguly, Indienexperte und Professor für Politikwissenschaften an der Indiana University Bloomington. Jetzt müsse Indien aber auch Wort halten bei seinen Versprechen im Bereich der Wasserkraft.

In der Vergangenheit hatte Indien ähnliche Investitionsversprechen gemacht, aber nicht immer auch gehalten. So war die Zusage, Kathmandu beim Bau von Straßen und anderen Projekten zu helfen, unerfüllt geblieben. Gleichzeitig hatte China sein wirtschaftliches Engagement ausgebaut und große Summen in Kraftwerke, Autobahnen, einen Flughafen und Telekommunikationseinrichtungen investiert.

Dabei hatte Neu Delhi Nepal lange als seinen eigenen strategischen Hinterhof gesehen. "Indische Entscheidungsträger sind beunruhigt über Chinas zunehmende Schlagkraft, die auch zu einem Verlust des indischen Einflusses im Land beigetragen haben", so Ganguly im DW-Interview.

Zwei fischende Frauen im Rapti-Fluss (Foto: picture alliance/blickwinkel/S. Meyers)
Reich an Ressourcen: Nepal hat Flüsse und Bäche von rund 45.000 Kilometern LängeBild: picture alliance/blickwinkel/S. Meyers

Das Land der Wasserkraft

Wie viele andere Länder in Asien und darüber hinaus ist Nepal damit zum Schauplatz des indisch-chinesischen Wettbewerbs geworden, auf dem beide um Einfluss ringen. Das südasiatische Binnenland liegt genau zwischen den beiden energiehungrigen asiatischen Riesen - und hat ihnen viel zu bieten: Nepal ist nach Angaben der Regierung das zweitreichste Land im Bereich der Binnenwasserressourcen mit 2,27 Prozent der weltweiten Wasserressourcen und rund 6000 Flüssen, Bächen und Nebenflüssen von rund 45.000 Kilometern Länge.

Wer Wasserkraft erzeugen will, findet hier optimale Bedingungen. Genau deshalb strecken Neu Delhi und Peking ihre Fühler nach Nepal aus. Zwar habe es Befürchtungen gegeben, dass der Wettbewerb zwischen den beiden Ländern zu Spannungen oder gar Konflikten führen könnte, so Kugelman, doch sei dies letztlich unwahrscheinlich angesichts der offensichtlich friedfertigen Haltung Modis gegenüber Peking. Der Wettbewerb wird trotzdem weitergehen: "Für Indien bleibt Nepal ein wichtiger strategischer Puffer", betont Ganguly.

Große Pläne für ein kleines Land

Im Optimalfall hätte die Modi-Regierung gerne ein pro-indisches Nepal, in dem der chinesische Einfluss begrenzt bleibt. Im schlimmsten Fall würde es sich auch mit einem grundsätzlich neutralen Nepal abfinden, so Ganguly.

Narendra Modi mit Chinas Präsident Xi Jinping (Foto: Xinhua/Li Xueren)
Zurückhaltender Konkurrenzkampf: Narendra Modi mit Chinas Präsident Xi JinpingBild: imago/Xinhua

Die Chinesen hingegen würden gerne Indiens politischen Einfluss in Nepal einschränken und das Land nutzen, um hart gegen die nepalesischen Tibeter durchgreifen zu können, sagt der Analyst. Außerdem könnten von dort aus die militärischen Fähigkeiten Indiens genau beobachtet werden.

Insgesamt bleibe Nepal ein wichtiger Spielstein sowohl für Indien als auch für China, nicht nur wegen seiner geografischen Lage, meint auch Kugelman: "Im Zeitalter der Ressourcenknappheit wird jedes Land, das mit Wasser- und Energieressourcen gesegnet ist, als strategisch sehr attraktiv angesehen werden."