Historische Annäherung
11. Februar 2014China und Taiwan haben in der ostchinesischen Stadt Nanjing die ranghöchsten Regierungsgespräche seit Ende des Bürgerkrieges vor 65 Jahren aufgenommen. Taiwans Minister für Festlandfragen, Wang Yu-chi (links im Artikelbild), und sein Pekinger Amtskollege Zhang Zhijun (rechts im Artikelbild) treffen sich zu mehrtägigen Gesprächen. Das Treffen schlage ein neues Kapitel in den Beziehungen auf, sagte Wang. Der Minister aus Taiwan reiste mit einer 20-köpfigen Delegation nach Ostchina. Zhang äußerte die Hoffnung, dass beide Seiten künftig ihre Beziehungen normalisieren könnten.
Vorgeschmack auf mehr?
Seit mehr als 60 Jahren herrscht eine angespannte Stimmung zwischen den Rivalen in Peking und Taipei. Die Staatsführung auf dem Festland betrachtet Taiwan als "abtrünnige Provinz" und bezeichnet die Insel offiziell als "untrennbaren Bestandteil Chinas". Mehrfach drohte Krieg. Seit der Pro-Pekinger Politiker Ma Ying-Jeou 2008 in das Präsidentenamt auf Taiwan gewählt wurde, ebnet Taiwan den Weg für eine stärkere wirtschaftliche Annäherung an das Festland. Seit 2010 wurden rund 20 Vereinbarungen unterzeichnet, die wöchentlich Hunderte Direktflüge ermöglichen, den Touristenverkehr erleichtern und Bankgeschäfte zwischen beiden Seiten einfacher machen.
Die Gespräche in Nanjing könnte den Weg für ein Treffen zwischen Chinas Staatschef Xi Jinping und Taiwans Präsidenten Ma Ying-jeou bereiten. "Wenn sie sich treffen, dann wäre der APEC-Gipfel der beste Ort", sagte Wang Yu-chi Ende Januar laut einem Bericht von Taiwans Nachrichtenagentur CNA. Anschließend ruderte er jedoch wieder zurück, und sagte, dass ein Treffen zwischen Xi und Ma nicht auf der Tagesordnung für Nanjing stehe.
Journalisten aus Taiwan ausgeschlossen
Im November findet in Peking ein Treffen der Führer der APEC-Pazifikanrainerstaaten statt. Bislang durfte Ma Ying-jeou wegen des Widerstands aus Peking nicht an den Gipfeln teilnehmen. Beim APEC-Gipfel auf Bali vergangenes Jahr hatte Xi sich mit dem ehemaligen taiwanesischen Vizepräsidenten Vincent Siew getroffen. Damals waren auch Wang Yu-chi und Zhang Zhijun Teil der jeweiligen Delegationen. Nach dem bisherigen Muster treffen meist amtierende Regierungsvertreter der einen Seite auf pensionierte Repräsentanten der anderen Seite.
In Taipeh sorgte das Treffen für Kritik. Mehreren Journalisten aus Taiwan wurden Visa für die Berichterstattung über das Treffen verweigert. Taiwans Journalistenvereinigung kritisierte die Pekinger Entscheidung scharf.
as/gmf (dpa, afpe)