China hält sich im Fall Liu Xia bedeckt
24. Mai 2018Chinas Premier Li Keqiang ging kaum auf Fragen nach dem Schicksal der unter Hausarrest stehenden chinesischen Poetin Liu Xia ein. Nach Gesprächen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel am Donnerstag (24.05.2018) sagte er lediglich, dass auch über Einzelfälle gesprochen werde. "Humanität liegt uns am Herzen", so Keqiang. Beide Seiten versuchten, "mit gegenseitigem Verständnis zu angemessenen Lösungen zu kommen".
In der vorherigen Woche hatte China bereits den Appell des Schriftstellerverbands PEN und der Menschenrechtsorganisation Amnesty International abgelehnt, die Sanktionen gegen Liu Xia aufzuheben. Die Reisefreiheit der Witwe des Friedensnobelpreisträgers Liu Xiaobo sei allein die Angelegenheit der chinesischen Regierung, sagte ein Sprecher des Außenministeriums. Zahlreiche international bekannte Künstler hatten zuvor in einer Aktion von PEN und Amnesty International Auszüge aus Liu Xias Gedichten vorgelesen.
An den Videos beteiligten sich Schriftsteller wie J.M. Coetzee, Khaled Hosseini, Rita Dove, Paul Auster und Siri Hustvedt.
Liu Xias Mann, der chinesische Dissident Liu Xiaobo, war im Juli vergangenen Jahres in Gefangenschaft an Krebs gestorben. 2009 wegen Aufwiegelung zum Umsturz zu elf Jahren Haft verurteilt, erhielt Liu Xiaobo 2010 den Friedensnobelpreis. Liu Xia steht seit 2010 ohne Anklage unter Hausarrest. Sie werde nicht für eine Tat bestraft, sondern dafür, wen sie geliebt habe, hieß es in der PEN-Mitteilung.
Liu Xia leidet an Depressionen, ihr Gesundheitszustand soll sich stetig verschlechtern. Neben den USA setzt sich auch Deutschland auf diplomatischer Ebene für die Freilassung und Ausreise Liu Xias ein. "Das ist schon seit langem ein beständiges Anliegen Deutschlands, ebenso wie die Tatsache, dass sie in Deutschland willkommen geheißen wird, wenn das ihr Wunsch ist", sagte der deutsche Botschafter in China, Michael Clauß, in einem Interview mit der "South China Morning Post".
pr/tla/suc (epd, ap, pen.org, Twitter)