China: Weniger Zoll auf ausländische Autos
22. Mai 2018Die Mitteilung des Finanzministeriums in Peking am Dienstag hatte es in sich: Vom 1. Juli an sollen die Einfuhrzölle für ausländische Autobauer auf 15 Prozent von jetzt noch 25 Prozent gesenkt werden. Das gilt auch für LKW. Auf Autoteile wird dann noch ein Zoll von sechs Prozent fällig; bisher waren es zwischen acht und 25 Prozent.
Die Zollsenkung werde die wirtschaftliche Logik von Einfuhren nach China und lokaler Produktion dort grundlegend ändern, meinten Analysten des Investmentberaters Evercore ISI zu dem Schritt. "Auf Basis der jetzigen Importvolumina würde BMW am meisten profitieren, gefolgt von Daimler und VW." Dieses Urteil teilen auch anderen Beobachter. China ist der weltgrößte Automarkt und gerade für die deutschen Hersteller enorm wichtig, weshalb Aktien von Daimler, BMW und Volkswagen am Dienstag an der Börse zu Kurssprüngen ansetzten.. Auch US-Hersteller wie Ford oder Tesla könnten von den niedrigeren Zöllen profitieren.
Die Zollsenkung dürfte den ausländischen Firmen helfen, ihre Modelle im Vergleich zur chinesischen Konkurrenz günstiger zu verkaufen. Bei Audi zum Beispiel liegt die Importquote immer noch bei bis zu einem Drittel, auch wenn die deutschen Hersteller in der letzten Zeit ihre Produktionskapazitäten in China erhöht haben. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 258.400 Pkw aus Deutschland nach China exportiert. Jedes fünfte Auto, das in China zugelassen wird, kam von deutschen Herstellern. Der deutsche Branchenverband VDA begrüßte die Senkung der Einfuhrzölle denn auch. „Diese ist ein weiterer wichtiger Schritt für offene Märkte und ein Zeichen für eine Stärkung des internationalen Handels“, sagte VDA-Chef Bernhard Mattes. Neun von zehn Autos für China aus Deutschland gehören zum teuren, sogenannten Premiumsegment.
Vor dem Besuch der Kanzlerin
Einen Tag vor dem Besuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel in China hieß es in Regierungskreisen, man begrüße die Absichtserklärung der beiden Atommächte, statt eines Handelskrieges den Weg einer Verständigung über verstärkte US-Agrar- und Rohstoffexporte nach China zu gehen. Dies sei auch im deutschen Interesse. Zudem nutze die chinesische Ankündigung der Zollsenkung für ausländische Autos und Autoteile auch der deutschen Industrie.
Merkel, die von einer 18-köpfigen Wirtschaftsdelegation begleitet wird, werde aber Probleme beim Schutz des geistigen Eigentums und die unterschiedliche Marktöffnung ansprechen. China erlaube ausländischen Firmen nicht das, was es selbst im Ausland einfordere, hieß es mit Blick etwa auf die Banken-, Versicherungs- und Autobranche. Die Volksrepublik solle ihre Versprechen etwa zum Abbau des Joint-Venture-Zwangs für ausländische Autofirmen auch umsetzen.
Zwang zum Gemeinschaftsunternehmen fällt
Volkswagen lieferte nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr 4,18 Millionen Autos in China aus, von denen allerdings lediglich 189.000 Stück importiert wurden. Einen deutlich größeren Anteil an Importfahrzeugen gibt es bei BMW, wo von knapp 600 000 verkauften Autos im vergangenen Jahr etwa ein Drittel importiert wurde. Beide Hersteller begrüßten in Mitteilungen die weitere Öffnung des chinesischen Marktes.
Bereits im April hatte Peking angekündigt, dass internationale Autofirmen bald mehr als 50 Prozent an chinesischen Zweigstellen besitzen dürfen und nicht mehr zwangsweise Gemeinschaftsfirmen gründen müssen, um auf Chinas Automarkt mitmischen zu können. Eine Zollsenkung um zehn Prozent bedeute für BMW und Daimler jeweils gut eine Milliarde mehr Vorsteuergewinn, so die Analysten von Evercore ISI - allerdings unter der Annahme, dass die Ersparnis nicht über niedrigere Preise zum Teil an die Kunden in China weitergegeben werden muss.
Im Handelskonflikt mit den USA war Peking bereits am Wochenende einen Schritt auf Washington zugegangen. Beide Seiten seien übereingekommen, dass China künftig erheblich mehr amerikanische Güter und Dienstleistungen erwerben wolle, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung nach einem Besuch von Chinas Vizepremier Liu He in den USA. Er bezeichnete die getroffene Vereinbarung als "Win-Win-Wahl".
Zuvor hatte US-Präsident Donald Trump gedroht, China mit Strafzöllen von bis zu 150 Milliarden US-Dollar überziehen zu wollen. Peking hatte mit der Ankündigung von Vergeltungsmaßnahmen reagiert.
ar/hb/dk (dpa, rtr, afp)