Chinas Außenhandel bricht deutlich ein
7. Dezember 2022Der stärkste Einbruch der chinesischen Exporte seit Beginn der Corona-Pandemie vor mehr als zweieinhalb Jahren schürt die Sorge vor einem globalen Konjunkturabschwung. Die Ausfuhren sanken im November um 8,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie aus den am Mittwoch veröffentlichten Daten der Zollbehörde hervorgeht. Das ist der schärfste Rückgang seit Februar 2020.
Die Importe gaben sogar noch stärker nach: Sie fielen um 10,6 Prozent niedriger aus als im November 2021. Das war nicht nur der zweite Rückgang in Folge, sondern zugleich der stärkste seit Mai 2020.
Der Abschwung im chinesischen Außenhandel trifft auch deutsche Exporteure. Die deutschen Ausfuhren nach China fielen um 17,5 Prozent. Chinas Exporte nach Deutschland gingen ebenfalls um 14,4 Prozent zurück. Der Rückgang der chinesischen Ausfuhren in die USA war mit einem Minus von 25,4 Prozent sogar noch größer, während China um 7,3 Prozent weniger aus den USA importierte.
Das Scheitern der Null-COVID-Politik
Die Corona-Pandemie habe "negative Auswirkungen auf die Produktion und Tätigkeit einiger Unternehmen" gehabt, gestand das Nationale Statistikamt des Landes ein. Die Produktion habe sich verlangsamt und die Aufträge seien zurückgegangen. Zulieferer klagten über Transport- und Logistikprobleme und sowohl im Inland als auch im Ausland sei auf den Märkten die Nachfrage eingebrochen unter anderem wegen erwarteter Rezessionen und der hohen Energiepreise.
Peking hat inzwischen wegen des wachsenden Drucks aus der Bevölkerung, einige der strengen Corona-Beschränkungen gelockert. Die Exporte dürften in den kommenden Quartalen dennoch weiter schrumpfen, sagte Ökonom Julian Evans-Pritchard von Capital Economics. "Sie werden durch die Lockerung der Virusbeschränkungen einen begrenzten Aufschwung erfahren, da diese nicht länger ein großes Hindernis für die Fähigkeit der Hersteller darstellen, Aufträge zu erfüllen", sagte Evans-Pritchard. "Von weitaus größerer Tragweite wird aber der Rückgang der weltweiten Nachfrage nach chinesischen Gütern sein." Dieser sei der drohenden globalen Rezession geschuldet.
Wegen der Null-Corona-Politik der Regierung kommt es immer wieder zu Produktionsstörungen in der nach den USA zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt. Die steht zusätzlich wegen der Immobilienkrise unter Druck. Hinzu kommt ein schwächerer Welthandel, weil wichtige Kunden von Exportweltmeister wie die USA und Deutschland unter der hohen Inflation leiden, weshalb Verbraucher und Unternehmen ihre Ausgaben kürzen.
Weiter schwaches Wachstum
Die Regierung hat in den vergangenen Monaten mit einer Reihe von politischen Maßnahmen auf das schwächelnde Wirtschaftswachstum reagiert - darunter die Senkung der Bargeldmenge, die Banken als Reserven vorhalten müssen. Damit wird mehr Geld für Kredite frei. Analysten sind jedoch nach wie vor skeptisch, ob die Maßnahmen schnelle Ergebnisse erzielen werden, da es bis zur vollständigen Lockerung der Pandemiekontrollen noch dauern werde.
Chinas Wirtschaft ist in den ersten drei Quartalen dieses Jahres nur um drei Prozent gewachsen. Das liegt deutlich unter dem von der Regierung ausgegeben Jahresziel von rund 5,5 Prozent. Analysten erwarten für das Gesamtjahr ein Wachstum von knapp über drei Prozent. "Wenn sich die globale Nachfrage 2023 abschwächt, wird sich China stärker auf die Binnennachfrage verlassen müssen", sagte der Chefvolkswirt von Pinpoint Asset Management, Zhiwei Zhang.
Die Weltbank fordert weitergehende strukturelle Reformen und warnte vor finanziellen Risiken. "Mittelfristig ist Chinas Wirtschaft weiter mit einem strukturellen Abschwung konfrontiert", hieß es in einer Analyse. "Potenzielles Wachstum befindet sich in einem rückläufigen Trend, der die ungünstige Demografie, das laue Produktionswachstum und steigende Einschränkungen eines schuldengetriebenen Wachstumsmodells widerspiegelt."
dk/hb (rtr, afp, dpa)