Chinas Außenhandel zurück in der Erfolgsspur
14. Juli 2020Wie am Dienstag vorgelegte Daten der zuständigen Zollbehörden zeigen, legten die Ausfuhren der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft im Juni gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 0,5 Prozent zu. Hintergrund sind die Öffnungen der Wirtschaft in vielen Industriestaaten nach den Beschränkungen im Zuge der Virus-Krise. Im Mai waren die Ausfuhren noch um 3,3 Prozent zurückgegangen.
Nach einem scharfen Einbruch um 6,8 Prozent im ersten Quartal hat sich Chinas Wirtschaft inzwischen wieder berappelt. Doch die Erholung ist angesichts der immer noch weltweit steigenden Corona-Zahlen und der weiterhin bestehenden Einschränkungen in vielen Ländern zerbrechlich. Hinzu kommt die Verschlechterung der Beziehungen zu den USA und eine sinkende globale Nachfrage, was Experten zufolge wahrscheinlich langfristig den Außenhandel belasten wird.
Auch die Einfuhren ziehen an
Die Importe stiegen im Juni das erste Mal in diesem Jahr. Das Plus betrug 2,7 Prozent. Analysten hatten hingegen im Schnitt mit einem Einbruch um zehn Prozent gerechnet. Noch im Mai waren die Einfuhren um 16,7 Prozent gesunken.
Peking hatte auf die COVID-19-Krise mit einem umfangreichen Konjunkturprogramm reagiert, um die heimische Nachfrage zu stützen. Insbesondere die Rohstoffimporte zogen im Juni kräftig an. Dabei stachen vor allem die Eisenerzimporte heraus, die den stärksten Anstieg seit 33 Monaten verzeichneten. Auch die Rohöl-Einfuhren legten deutlich zu. Die Importe aus den USA kletterten um 11,3 Prozent, nachdem sie zuvor im Zuge der Corona-Krise im zweistelligen Prozentbereich zurückgegangen waren.
Optimismus in Peking
Experten rechnen auch im zweiten Halbjahr mit einer Zunahme des Wachstums. "Die wirtschaftliche Erholung sollte nach der jüngsten Wende im zweiten Quartal andauern", sagte Wang Tao, Chef-Ökonom der Schweizer UBS-Bank, der China Daily. "Die heimische Nachfrage wird sich mit der andauernden Unterstützung durch die Politik und der Normalisierung der wirtschaftlichen Aktivitäten wahrscheinlich verbessern."
Chinesische Experten halten sogar ein wirtschaftliches Wachstum von bis zu drei Prozent im zweiten Quartal für möglich. Die australische ANZ-Bank schätzt die Erholung hingegen vorsichtiger auf ein Plus von 1,7 Prozent. Das Statistikamt will die neuen Wachstumszahlen an diesem Donnerstag vorlegen.
Das Ende der Konjunkturhilfen?
Die Erholung macht unwahrscheinlich, dass die Regierung die Wirtschaft noch stärker ankurbeln wird. Wegen des jüngsten Booms an den chinesischen Börsen und dem Anstieg der Immobiliengeschäfte sind die Behörden auch besorgt über wachsende finanzielle Risiken durch eine weitere Lockerung der Geldpolitik. "Ein stärkeres Wachstum im zweiten Quartal wird die Erwartungen am Markt auf eine weitere Lockerung abkühlen", so die Analyse der ANZ-Bank.
Trotz der Besserung müssen sich Chinas Exporteure auch künftig weiter auf schwer kalkulierbare Risiken einstellen. Experten nennen die Ungewissheiten durch die Streitigkeiten zwischen den USA und China im Handel und im Technologiesektor sowie einen möglichen weiteren Rückgang der Weltwirtschaft. Gewarnt wird auch vor einer möglichen neuen Ausbreitung der Corona-Pandemie, wenn sich das Wetter im dritten und vierten Quartal des Jahres abkühlt.
Freude in Deutschland
Die deutsche Exportindustrie kann mit Hoffnung auf einen seiner wichtigsten Einzelmärkte blicken. Der Handel zwischen China und Deutschland legte bereits im Juni in US-Dollar berechnet wieder um 3,9 Prozent zu - angetrieben von einem Zuwachs der chinesischen Exporte um 12,8 Prozent. Chinas Importe aus Deutschland lagen noch um rund drei Prozent im Minus. Insgesamt läuft der Handel der Deutschen mit China aber wieder deutlich besser als für den Rest der Europäer.
dk/hb (dpa, rtr)