Chinas Aktienkurse fallen weiter
28. Juli 2015Der größte Kursrutsch seit acht Jahren - die Talfahrt an den chinesischen Börsen hat Anleger in aller Welt zu Wochenbeginn aufgeschreckt. Und was vielen noch mehr Sorgen bereitet: Das Ende scheint noch nicht erreicht zu sein. Trotz massiver staatlicher Intervention schlossen die Aktienmärkte auch am Dienstag im Minus. Der "Composite Index" in Shanghai verlor bis Handelsschluss 1,7 Prozent, der "Component Index" in Shenzhen rutschte um 1,4 Prozent ab. Zu Handelsbeginn hatte das Minus an beiden Börsenplätzen sogar noch rund vier Prozent betragen.
Zwischenzeitlich wurden auch die Anleger an anderen Handelsplätzen nervös. Der japanische Nikkei-Index notierte zu Handelsbeginn am Dienstag um knapp ein Prozent tiefer, später konnte er sich jedoch weitgehend erholen. Auf den deutschen Aktienmarkt scheint die Krise in China derzeit keine weiteren Auswirkungen zu haben - nach einem Kursverlsut von 2,6 Prozent am Montag hat der Deutsche Aktienindex (DAX) am Dienstag freundlich eröffnet und lag am Vormittag um etwa 0,5 Prozent im Plus bei gut 11.100 Punkten.
Ist die Rettungspolitik der Regierung gescheitert?
Hintergrund für den deutlichen Rückgang der Kurse an den chinesischen Märkten ist die Angst, die Hilfen der Regierung zur Stabilisierung der Märkte könnten bereits wieder verpufft sein. Experten glauben zwar, dass eine ausgewachsene Finanzkrise in China weiterhin unwahrscheinlich ist. Ein anhaltendes Börsenbeben könnte sich aber auf das Wachstum der zweitgrößten Volkswirtschaft der Erde auswirken. "Wenn es der Regierung nicht gelingt, das Vertrauen in die Märkte wieder herzustellen, wird China sein Wachstumsziel von sieben Prozent bis Ende des Jahres kaum erreichen", so ein Analyst der australischen ANZ Bank. Zuletzt hatten Chinas Aktienmärkte eine extreme Berg- und Talfahrt hingelegt: Getrieben von Privatanlegern, die im großen Stil Aktien auf Kredit kauften, war der Leitindex in Shanghai binnen einem Jahr um über 150 Prozent gestiegen.
Chinas Börsen haben bereits Berg- und Talfahrt hinter sich
Mitte Juni begann dann ein rasanter Kurseinbruch. Innerhalb von nur 18 Handelstagen verlor der Index etwa ein Drittel an Wert. Mit radikalen Eingriffen gelang es der Regierung, zunächst die Kurse zu stabilisieren. Die Zentralbank senkte die Zinsen auf ein Rekordtief, zudem setzten Behörden neue Börsengänge aus. Die chinesische Börsenaufsicht CSRC initiierte mit Geld der Zentralbank ein riesiges Kaufprogramm für Aktien. An der Börse notierte Unternehmen erhielten zudem die Genehmigung, sich selbst vom Handel auszusetzen. Bis zu 50 Prozent der an den Börsen des Landes gehandelten Aktien waren zwischenzeitlich eingefroren. Die Regierung dementierte am Montag Berichte, wonach sie die Rettungsversuche bereits aufgegeben hätte. Die Behörden würden "die Bemühungen zur Stabilisierung der Märkte fortsetzen", so ein Sprecher chinesischen Börsenaufsicht CSRC.
bru/jj (dpa, rtr)