Lebenslange Haft für Chinas Ex-Fußballverbandschef
26. März 2024Der frühere Vorsitzende des chinesischen Fußballverbands CFA, Chen Xuyuan, ist wegen Korruption zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Nach Angaben staatlicher Medien begründete ein Gericht in der zentralchinesischen Provinz Hubei das Urteil damit, dass Chen seine verschiedenen Ämter zwischen 2010 und 2023 dazu genutzt habe, um Projektvergaben zu beeinflussen. Im Gegenzug habe er Schmiergeld und Wertgegenstände im Wert von mehr als 81 Millionen Yuan (etwa 10,3 Millionen Euro) angenommen. Neben Chen wurden vier weitere frühere Spitzenfunktionäre der CFA wegen Bestechlichkeit zu Haftstrafen zwischen zweieinhalb und 14 Jahren verurteilt.
Vermeintliches Geständnis im TV
Chen habe dem "Fußball in China enormen Schaden zugefügt", erklärte das Gericht. Mitte Februar 2023 war bekannt geworden, dass eine Disziplinarkommission gegen den damaligen Präsidenten des Fußballverbands ermittle. Im September war Chen angeklagt worden. Im Januar 2024 hatte das chinesische Fernsehen eine Dokumentation ausgestrahlt, in der Chen ein vermeintliches Geständnis ablegte.
Fußball im Visier der Anti-Korruptions-Kampagne
Auch gegen den ehemaligen Nationaltrainer Li Tie läuft ein Korruptionsverfahren. In der TV-Dokumentation im Januar hatte Li eingeräumt, umgerechnet rund 400.000 Euro an Bestechungsgeldern gezahlt zu haben, um sich den Posten als Nationaltrainer zu sichern. Außerdem habe er als Vereinstrainer dabei geholfen, Spiele zu manipulieren, sagte Li.
Menschenrechtsorganisationen werfen der chinesischen Regierung seit langem vor, vermeintliche Korruptions-Geständnisse zu erzwingen - teilweise auch mit der Folter von Verdächtigen. Die Anti-Korruptions-Kampagne von Präsident Xi Jinping hatte vor mehr als einem Jahrzehnt auch den chinesischen Fußball erfasst: 2012 waren mit Xie Yalong und Nan Yong schon einmal zwei ehemalige CFA-Vorsitzende verurteilt worden: zu jeweils zehneinhalb Jahren Haft.
Weit von Staatsziel entfernt
2015 hatte Präsident Xi den chinesischen Fußball zur Chefsache erklärt - mit dem langfristigen Ziel, ihn auf Weltklasse-Niveau zu führen. Davon ist man noch weit entfernt. Der zwischenzeitliche Hype um die Super League, die mit exorbitanten Gehältern Superstars nach China lockte, ist verpufft. Die Nationalmannschaft der Männer konnte sich bisher nur einmal für eine Weltmeisterschaft qualifizieren. 2002 war nach drei Niederlagen schon in der Vorrunde Schluss.
sn/dvo (dpa, sid, rtr)