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Chinas Energiehunger

Christina Ruta27. Juli 2012

Seit dem Jahr 2000 hat sich Chinas Energiebedarf verdoppelt. Das Land hat zu wenig Ressourcen und ist auf globaler Einkaufstour. Vorläufiger Höhepunkt: Die geplante Übernahme eines Ölkonzerns in Kanada.

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Das Werksgelände der Sinopec Zhenhai Refining & Chemical Company Limited in Ningbo in der Provinz Zhejiang bei Nacht (Foto: Reuters)
Bild: picture-alliance/dpa

Am Montag (23.07.2012) gab der staatliche chinesische Ölförderer CNOOC (China National Offshore Oil Corporation) bekannt, den kanadischen Ölmulti Nexen für 15,1 Milliarden US-Dollar kaufen zu wollen. Dies wäre der größte chinesische Auslandsdeal seit 1995 und vorläufiger Höhepunkt der Energie-Shoppingtour Chinas. Mit dem Kauf von Nexen würden die Chinesen Zugriff auf große Öl- und Gasvorkommen bekommen, sowohl im Westen Kanadas, als auch vor der Küste Nigerias, im Golf von Mexiko und in der britischen Nordsee. Die ausbeutbaren Öl-Lagerstätten von CNOOC würden sich damit um rund ein Drittel erhöhen. Das würde das chinesische Unternehmen auf der Weltrangliste der Energie-Konzerne ein gutes Stück nach oben befördern.

Der Kauf ziele darauf ab, die zukünftige Energieversorgung in China sicherzustellen, sagt Leon Leschus vom Hamburgisches Weltwirtschaftsinstitut (HWWI) im Gespräch mit der Deutschen Welle. China selbst verfüge momentan nicht über ausreichend Förderanlagen und müsse auf Importe zurückgreifen, um den Bedarf an Öl zu decken. "Seit der Jahrtausendwende hat sich die Öl-Nachfrage Chinas verdoppelt - von 4,5 Millionen Barrel pro Tag auf nun etwa neun Millionen Barrel und es ist davon auszugehen, dass dieser Energiehunger Chinas weiter zunehmen wird", so der Ökonom. Bereits jetzt sei die Volksrepublik das Land mit der zweitstärksten Öl-Nachfrage auf der Welt - nach den USA mit etwa 19 Millionen Barrel täglich. Berechnungen des Mineralölkonzerns BP gingen davon aus, so Leschus, dass sich der Energiebedarf Chinas bis 2030 noch einmal verdoppeln wird.

Leon Leschus vom Hamburgischen Weltwirtschaftsinstitut (Foto: S. Vielmo)
Leon Leschus vom Hamburgischen WeltwirtschaftsinstitutBild: HWWI/Sabine Vielmo

Öl-Engpässe im Westen?

Ein zweiter Grund für Chinas Interesse an Nexen sei das Fördertechnik-Know-how der Kanadier, sagt Leschus: "Das kanadische Unternehmen ist aktiv im Bereich der Ölsande und auch im Bereich der Tiefseebohrung. Dieses Know-how benötigt China, um auch eigene Reserven anzuzapfen." Außerdem verfüge Nexen über Wissen und Technik bei der Schiefergas-Förderung - auch wenn die Firma hier nicht Marktführer sei. Die Gewinnung von Energieträgern aus Ölschiefer und Ölsand ist aufwendig und oft mit großen Umweltbelastungen verknüpft. Bereits 2005 hatte sich CNOOC mit 16,7 Prozent beim kanadischen Ölsand-Spezialisten MEG Energy eingekauft, und im November 2010 investierte CNOOC gemeinsam mit Nexen rund zwei Milliarden US-Dollar in die Ölsand-Firma Opti Canada.

Nexen Ölplattform in der Nordsee (Foto: Reuters)
Nexen-Ölplattform in der NordseeBild: Reuters

Chinas Vorstoß ist Teil eines weltweiten Verteilungskampfes um Energie. Klaudia Kemfert, Energie-Expertin am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung: "Der Wettlauf hat schon begonnen, denn viele Länder in der Welt haben einen enormen Ressourcenbedarf und Energiehunger, und der muss ja gedeckt werden."  Die USA und Europa befürchteten zu Recht, dass China mit dem Aufkauf von ausländischen Energiefirmen seinen Einfluss auf dem globalen Energiemarkt erhöht, fügt HWWI-Experte Leon Lechus hinzu. Negative Auswirkungen auf Deutschland sieht er aber im Moment nicht: „Es gibt weltweit noch genügend Öl, das zur Verfügung steht und Deutschland bezieht sein Öl aus mehreren Ländern“, so der Ökonom. Fiele ein Handelspartner aus, könne Deutschland dies mit anderen Lieferanten ausgleichen.

Zustimmung aus Ottawa

Dem Kauf von Nexen durch CNOOC müssen noch die Anteilseigner beider Unternehmen, das kanadische Kartellamt und die Regierungen Kanadas sowie Großbritanniens und der USA zustimmen. Die Regierung in Ottawa äußerte sich aber bereits wohlwollend. So sagte Handelsminister Ed Fast in einem Fernsehinterview: "Investitionen aus dem Ausland fördern unser Wirtschaftswachstum und sichern unseren langfristigen Wohlstand.“

Ölsandmine in Alberta, Kanada (Bild: AP)
Ölsandmine in Alberta, KanadaBild: AP

Die US-Regierung hatte 2005 ähnliche Übernahmepläne der Chinesen dagegen aus Angst um Arbeitsplätze blockiert. Bei ihrem Engagement in Kanada hat die chinesische Regierung solchen Befürchtungen Rechnung getragen. So soll beispielsweise das Unternehmen seinen Sitz in Calgary im kanadischen Bundesstaat Alberta behalten. Auch die Aktie, die seit Bekanntwerden der chinesischen Kaufabsicht um zehn Dollar im Vergleich zur Vorwoche zugelegt hat, soll weiter an der Börse in Toronto geführt werden.