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Chinesen kaufen weniger Audis

10. Juli 2015

Große teure Autos made in Germany bleiben weltweit gefragt. BMW, Mercedes und Audi verkaufen prächtig - noch. Aber eine Vollbremsung in China könnte das Geschäftsmodell ins Schleudern bringen.

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Symbolbild Audi in China
Bild: picture-alliance/Christoph Mohr

Die deutschen Autohersteller haben im ersten Halbjahr wieder Verkaufsrekorde vermeldet - allerdings klingt der Jubel inzwischen sehr verhalten. In Europa und Amerika läuft es zwar rund, sportliche Geländewagen bleiben weltweit ein Renner. Aber bei den Besserverdienenden in China sitzt das Geld nicht mehr so locker. Das bekommt vor allem Audi zu spüren: Die Ingolstädter haben dort im Juni satte 5,8 Prozent weniger Autos verkauft, nach einem Rückgang schon im Mai. Und auch BMW legte schon mal den Rückwärtsgang ein - um 0,1 Prozent gab der Absatz im Reich der Mitte nach.

Für die deutschen Oberklasse-Hersteller ist China der wichtigste Markt - allen voran für Audi. Aber im ersten Halbjahr erlahmte die Nachfrage. Mit 274.000 verkauften Autos behauptete Audi zwar klar die Position des Marktführers in China, aber der Zuwachs war mit knapp zwei Prozent gebremst. BMW kam mit gut 230.000 verkauften Autos auf ein Plus von 2,5 Prozent. Mercedes dagegen holte im Eiltempo auf und verkaufte 165.000 Autos - ein Zuwachs von fast 22 Prozent.

Produktoffensive von Mercedes

Die Produktoffensive der Marke mit dem Stern scheint in China Früchte zu tragen, außerdem haben die Stuttgarter ihr Händlernetz ausgebaut. Ihre neue C-Klasse konkurriert dort mit dem Audi A4, bei dem im Herbst der Modellwechsel ansteht. Und auch der große Geländewagen Audi Q7 kommt gerade erst neu auf den Markt.

Aber die Modellwechsel sind nur ein Teil des Puzzles. Generell sei eine "Kaufzurückhaltung chinesischer Kunden im gehobenen Marktsegment deutlich spürbar", sagte Audi-Sprecher Moritz Drechsel und verwies auf weitere Ursachen. Die Anti-Korruptions-Maßnahmen des Regimes bremsen die Nachfrage nach teuren Autos, Luxusmode und anderen Wohlstandssymbolen. Die Börsen stürzten ein. Das Wachstum des Automarkts in China normalisiert sich.

Verhaltenen Aussichten

Entsprechend sind auch die Aussichten verhalten. Die Vereinigung der chinesischen Autohersteller (CAAM) schraubte ihre Vorhersage für den Absatz auf dem weltgrößten Fahrzeugmarkt in diesem Jahr von bisher sieben auf nur noch drei Prozent herunter, wie ihr Generalsekretär Dong Yang am Freitag der Deutschen Presse-Agentur in Peking sagte.

Audi verlor gegenüber dem Klassenprimus BMW und Mercedes im ersten Halbjahr deutlich an Boden. Der Münchner Autohersteller legte im ersten Halbjahr knapp acht Prozent zu und verkaufte 1,1 Millionen Fahrzeuge - wobei nicht BMW, sondern Mini der große Wachstumstreiber war. Audi setzte 902.000 Autos ab und fiel mit drei Prozent Wachstum weiter zurück. Mercedes wuchs doppelt so stark wie BMW und verkürzte den Rückstand mit 898.000 verkauften Autos.#

"2015 war für uns bisher ein Jahr der Herausforderungen", sagte Audi-Vertriebschef Luca de Meo am Freitag in Ingolstadt. "Vor allem in Asien und Osteuropa sind viele Märkte deutlich schwieriger geworden."

Amerikaner mögen deutsche Premium-Marken

In Europa sind BMW und Mercedes flotter unterwegs - sie meldeten fürs erste Halbjahr neun beziehungsweise elf Prozent Zuwachs. Audi kam nur auf zwei Prozent mehr. In den USA dagegen sind alle drei Hersteller gut unterwegs, mit Wachstumsraten zwischen neun und elf Prozent. Dort ist der Rückstand von Audi auf die Konkurrenz noch größer. Aber Audi stelle sich den Herausforderungen und halte Kurs, betonte Vertriebsvorstand de Meo. Was die Verkaufszahlen für die Bilanzen bedeuten, wird erst in einigen Wochen veröffentlicht.

ul/sti (dpa)