Chinesischer Bürgerrechtler Harry Wu ist tot
27. April 2016Im Alter von 79 Jahren verstarb Harry Wu während eines Urlaubs mit Freunden in Honduras, wie seine in Washington ansässige Laogai-Stiftung mitteilte. Die Ursache sei nicht bekannt. Der Dissident hatte die Stiftung 1992 ins Leben gerufen. Ihr Ziel ist es, die Missstände in chinesischen Arbeitsstraflagern, den Laogais, zu erforschen und öffentlich zu machen.
19 Jahre in Straflagern verbracht
Der Menschenrechtsaktivist hatte selbst Jahre in diesen Straflagern verbracht. 1960, während seiner Studienzeit, wurde er zu 19 Jahren Haft verurteilt, weil er den Einmarsch sowjetischer Truppen 1956 in Ungarn kritisiert hatte. Moskau war und ist ein enger Verbündeter der Pekinger Führung.
1979 wurde er entlassen und ging 1985 in die USA, wo er die amerikanische Staatsbürgerschaft bekam. Immer wieder kehrte Harry Wu in seine Heimat zurück, um sich für Menschenrechte einzusetzen. 1995 wurde er in China abermals verhaftet - dieses Mal wegen angeblicher Spionage - und zu 15 Jahren Haft verurteilt. Nach internationalen Protesten schoben die Behörden ihn in die USA ab, wo sich der Bürgerrechtler und Buchautor weiter für seine Sache engagierte und mit internationalen Preisen geehrt wurde.
Netzwerk für Häftlinge ohne Verurteilung
In seinen Arbeiten stellte er die Zwangsarbeit in den chinesischen Lagern, in denen auch
Waren für den Export hergestellt wurden, an den Pranger. 1990 strich China den Begriff Laogai (Reform durch Arbeit) und spricht seither nur von Gefängnissen. Daneben gab es noch Laojiao (Umerziehung durch Arbeit) genannte Umerziehungslager, in denen Häftlinge auch ohne Gerichtsurteil bis zu vier Jahre festgehalten werden konnten. 2013 wurden diese offiziell abgeschafft.
Doch beklagt Harry Wus Stiftung, dass die grundsätzliche Infrastruktur des Laogai-Systems intakt geblieben sei. Die Kommunistische Partei Chinas betreibe weiter ein Netzwerk von Gefängniseinrichtungen für verurteilte und ohne Urteil eingewiesene Häftlinge, in denen harte Zwangsarbeit und politische Indoktrination an der Tagesordnung seien.
se/djo (dpa,afp)