Bonhoeffer-Gedenken
9. April 2015Zur Todesstunde des evangelischen Pfarrers Dietrich Bonhoeffer (1906-1945) haben sich am frühen Donnerstagmorgen (09.04.2014) mehr als 200 junge Menschen in der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg versammelt. Im früheren Arresthof des einstigen Konzentrationslagers in der Oberpfalz beteten und sangen sie gemeinsam. Vor 70 Jahren, am 9. April 1945, war der Widerstandskämpfer dort mit weiteren NS-Gegnern erhängt worden. Wenige Tage, bevor amerikanische Soldaten das Lager befreiten.
Bonhoeffer-Gedanken für heute
Zu der Gedenkandacht hatte die Evangelische Jugend in Bayern eingeladen. In einfühlsamen und nachdenklichen Texten wurde an Bonhoeffers Wirken und sein Vermächtnis erinnert: Im Mittelpunkt standen dabei seine Gedanken zu Frieden, sozialer Gerechtigkeit und der glaubwürdigen Nachfolge Christi. Bis Samstag werden sich mehr als 400 Jugendliche und junge Erwachsene mit Bonhoeffers Erbe - sowie mit dem Thema Widerstand in der NS-Zeit und heute - auseinandersetzen. Auf dem Programm stehen auch Workshops über Rechtsextremismus und Gespräche mit Zeitzeugen.
Erinnern an Wirkungsorten in der Hauptstadt
An einem zeitweiligen Wohnort Bonhoeffers in Berlin-Prenzlauer Berg wurde am Donnerstagnachmittag eine Gedenktafel enthüllt. Danach gab es eine Bonhoeffer-Lesenacht in der St. Matthäus-Kirche in Tiergarten. Dort wurde Bonhoeffer 1931 zum Pfarrer ordiniert. Schauspieler und Laien zitieren aus den bekannten Sammlungen und Briefwechseln des Theologen.
Bischof Wolfgang Huber hielt einen Vortrag in der Zionkirche - dort, wo auch Bonhoeffer gepredigt hat. Der frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland stellte ihn unter das Motto "Du sollst nicht töten - Bonhoeffers Friedensethik heute".
"Dem Rad in die Speichen fallen"
Nach Ansicht des evangelischen Bischofs in Berlin, Markus Dröge, ist Bonhoeffer auch für die protestantische Theologie im 21. Jahrhundert aktuell. "Er vermittelte mit dem von ihm geprägten Wort 'dem Rad in die Speichen fallen', dass es eine Verantwortung gibt einzugreifen, um den Tod vieler Menschen zu verhindern - auch dann, wenn man dabei selbst schuldig wird."
Bonhoeffer gehört zu den bekanntesten kirchlichen Widerstandskämpfern. Mit der "Bekennenden Kirche" wandte Bonhoeffer sich gegen die Gleichschaltung des Christentums mit der Nazi-Ideologie. Der Theologe gehörte zum Kreis derer, die das Attentat auf Adolf Hitler vom 20. Juli 1944 vorbereiteten. Zahlreiche Schulen, Kirchen und Straßen sind nach dem Theologen benannt.
kk/az (epd, ekbo, dpa)