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Christian Streich - das Freiburger Original

11. September 2022

Christian Streich ist ein Trainer, wie es ihn sonst in der Fußball-Bundesliga nicht mehr gibt. Den SC Freiburg macht er von Jahr zu Jahr besser, zudem erlaubt er sich auch immer wieder, die eigene Branche zu kritisieren.

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Trainer Streich steht am Spielfeldrand, hebt die rechte Faust und schreit
Trainer Christian Streich leitet seit zehn Jahren die Geschicke des SC FreiburgBild: Wom Weller/dpa/picture alliance

Das Engagement ist immer gleich. Ob sein Team im Abstiegskampf steckt oder, wie derzeit, um die Tabellenspitze kämpft. Christian Streich wirkt wie ein aufgeregter Tiger im Käfig, wenn er an der Seitenlinie des Spielfeldes hin- und und herschleicht - und der zu geeigneter Zeit einen Brüller loslässt. Die Emotionen müssen bei dem 57-Jährigen wie bei einer großen Raubkatze raus. Die Schiedsrichter in der Bundesliga bekommen diese lautstarken verbalen Ausbrüche in schöner Regelmäßigkeit hautnah zu spüren.

Diese Emotionalität zeigte der Coach natürlich auch im Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach. Der SC Freiburg kam zum Abschluss des 6. Spieltags aber über ein torloses Remis nicht hinaus. Was Streich aufgrund der Überlegenheit seines Teams mit einem Zähneknirschen und ein wenig genervt hinnahm.

Alle Gedanken gelten dem Fußball

Der Trainer der Freiburger ist erfolgsbesessen. Öffentlich gibt er sich indes bescheiden. "Wenn wir eine gute Saison im Europapokal spielen und als Freiburg die Klasse halten, dann sind wir glücklich", sagte er nach dem fünften Spieltag, als seine Mannschaft erstmals in der aktuellen Spielzeit die Tabellenspitze erklommen hatte. In der Umsetzung seiner Vorstellungen kennt er allerdings keine Zurückhaltung. Streich ist ein Fußballfachmann, der sich dem Spiel mit dem runden Leder vollends hingegeben hat. Der weiß, was er will. "Ich denke morgens, mittags und abends an Fußball. Es gibt sicherlich schlimmeres", sagte er jüngst.

Streich ist sich seiner privilegierten Position als langjähriger Bundesligatrainer bewusst. Seit zehn Jahren leitet er die Geschicke der Breisgauer. Seither geht es für den SCF stets in kleinen Schritten bergauf. Seinem Klub ist er treu geblieben, obwohl er in all den Jahren viele lukrative Angebote nicht nur aus der Bundesliga bekommen haben dürfte.

Trainer Streich im Gespräch mit Vincenzo Grifo
Trainer Christian Streich (M.) pflegt einen engen Kontakt zu seinen Spielern Bild: Grant Hubbs/Eibner/IMAGO

Streich fährt häufig mit dem Fahrrad zur täglichen (Trainings-) Arbeit und verzichtet - anders als viele seiner Kollegen - auf Statussymbole. Lieber konzentriert er sich auf seine Aufgaben. Und wer Streichs Team aufmerksam zusieht, der bekommt eine Ahnung davon, was gemeint ist, wenn Experten von einer eigenen Handschrift eines Fußball-Trainers sprechen. 

Langjähriger Jugendtrainer

Die Freiburger Profis wissen sehr genau, was in welchen Momenten zu tun ist. Das Team ist eingespielt, wie es landläufig heißt. "Was uns hilft, ist, dass viele Spieler schon viele Jahre da sind und die abgestimmt sind. Die können gute Entscheidungen auch unter Stress treffen", sagt Streich. 

Der Fußballlehrer hat als langjähriger, erfolgreicher Jugendtrainer in Freiburg seine erfolgreiche Karriere gestartet. Und auch bei den Profis gelingt es ihm immer wieder junge Spieler in sein Team einzubauen und diese zu widerstandsfähigen Leistungsträgern zu formen. Auch wenn Streich älter wird, gelingt es ihm offenbar weiterhin sehr gut, einen engen Draht zur jungen Generation aufzubauen.

Offene Kritik an der eigenen Branche

Aber: Auch wenn die Freiburger sich unter Streich immer mehr zu einem Klub entwickeln, der im vorderen Drittel der Bundesligatabelle mitmischt, so werden sie auch in Zukunft immer wieder Leistungsträger abgeben müssen, weil es an anderen Standorten noch deutlich mehr Geld zu verdienen gibt.    

Neben seiner sportlichen Expertise, die ihn zu einem der beliebtesten und bekanntesten Fußballlehrer in Deutschland gemacht hat, ist Streich zudem so etwas wie eine moralische Instanz in der Bundesliga geworden. Ob gefragt oder ungefragt, tut er regelmäßig seine bodenständigen Ansichten kund, die nicht selten auch die (finanziellen) Auswüchse der eigenen Branche kritisieren. Damit ist er so gut wie der Einzige, der ab und an gegen den Profifußball-Strom schwimmt. Auch das macht zu einem respektierten und hochangesehen Mann in der Bundesliga.