Christo in Oberhausen
Ihre Projekte waren stets gigantisch. Christo und Jeanne-Claude haben Inseln, Gebäude und Küstenstreifen eingehüllt – und damit weltweit Erfolg gehabt. Jetzt ist Christo mit einer neuen Installation in Deutschland.
Ein riesengroßes Luftpaket
Christo ist wieder zurück in Deutschland - mit einer riesigen Installation im Gasometer in Oberhausen. "Big Air Package" ist das erste Projekt, das der Künstler ohne seine Frau Jeanne-Claude konzipiert hat. Es handelt sich um eine 90 Meter hohe, mit Luft gefüllte Textilhülle - eine begehbare Skulptur, die ein ganz neues Raumerlebnis ermöglichen soll.
Gigantisch – wie immer
Der Gasometer ist ein ehemaliger Gasspeicher, der heute für Ausstellungen und Veranstaltungen genutzt wird. Die Skulptur "Big Air Package" füllt den kompletten Innenraum und ist damit die größte Innenraumskulptur, die jemals geschaffen wurde. Ein typisches Projekt für Christo, der zusammen mit Jeanne-Claude viele gigantische Kunstprojekte ins Leben gerufen hat.
Raum erleben
Drei Wochen vor der offiziellen Eröffnung am Samstag, den 16. März 2013, war die Skulptur fertig und Christo selbst von seiner Arbeit "total überwältigt" (Foto). So erzählt es der Fotograf und Projektleiter Wolfgang Volz im Gespräch mit der DW. "Man fühlt sich wie in einem himmlischen Raum", schildert er sein eigenes Erlebnis im "Air Package". Er begleitet Christo seit 42 Jahren.
Perspektiven und Dimensionen
Klein wirkt der Mensch, der über der Luftkuppel schwebt, um die Hülle zu befestigen. Sie besteht aus mehr als 20.000 Quadratmetern Stoff und hat ein Gewicht von 5,3 Tonnen. Die Idee, Luft auf diese Weise zu inszenieren, hatten Christo und Jeanne-Claude das erste Mal in den 1960er Jahren. Berühmt wurde ihr "Air Package", das sie 1968 anlässlich der documenta IV in Kassel realisierten.
Erst die Idee – dann die Zeichnung
Die Planungszeit des "Big Air Package" in Oberhausen war verhältnismäßig kurz für Christos Verhältnisse: Die Idee entstand erst im Jahre 2010. Es war der Fotograf Wolfgang Volz, der dem Künstler vorschlug, "doch noch mal was im Gasometer zu realisieren". Er wusste, dass dieser von der Architektur des Gebäudes begeistert war. Wie immer fertigte Christo zunächst Zeichnungen an.
"Wir waren eine perfekte Symbiose"
Das sagte Christo in einem Interview kurz nach dem Tod seiner Frau Jeanne-Claude. Sie starb im November 2009. Ihre gemeinsame Arbeit will er fortführen. In Planung sind derzeit noch das Projekt "Over the River" in den USA und das Projekt "The Mastaba" in Abu Dhabi. Beides gigantische Vorhaben, an denen das Künstlerpaar schon viele Jahre gemeinsam gearbeitet hatte.
"Kunst muss nutzlos sein"
In Oberhausen war das Künstlerpaar zuletzt 1999. Damals sorgten sie mit der Installation "The Wall" für Aufsehen: einer 26 Meter hohen Mauer aus 13.000 Ölfässern, die das Industriedenkmal auf seiner gesamten Breite durchzog. Auf die Frage, warum seine Kunst eigentlich immer monumental sein muss, antwortete Christo vor ein paar Jahren mit obigem Zitat.
Verhüllter Reichstag
23 Jahre lang dauerten die Verhandlungen bis Christo und Jeanne-Claude 1994 die Erlaubnis bekamen, den Reichstag in Berlin zu verhüllen. Ein Jahr später war es dann soweit. Das Ereignis zog Scharen von Touristen an und ist fest im Gedächtnis der Stadt verankert. Stationen wie diese werden in einer begleitenden Ausstellung im Gasometer gezeigt.
Kunst für den Moment
Die Kunst von Christo und Jeanne-Claude ist immer temporär. "In den Projekten geht es um Freiheit", sagte Christo vor drei Jahren in einem Interview mit der DW. Darum könne man seine Kunst nicht besitzen. "Die Projekte sind fragil, so wie unser eigenes Leben. Sie können nicht ersetzt oder wiederholt werden." Das Projekt "Wrapped Trees" realisierten sie 1998 in Basel, in der Schweiz.
Kunst ohne Sponsoren
Gigantische Projekten kosten in der Regel auch viel Geld. Doch Christo und Jeanne-Claude kamen stets ohne Sponsoren aus. Das nötige Geld verdienten sie unter anderem mit dem Verkauf von Zeichnungen und Kunstwerken. Die Kosten für das "Air Package" werden allerdings komplett vom Gasometer getragen. Dafür muss man dort aber auch Eintritt zahlen.