Christo und Jeanne-Claude in Düsseldorf
Mit der Verhüllung des Reichstags wurde das Künstlerpaar Christo und Jeanne-Claude weltberühmt. Der Kunstpalast Düsseldorf widmet ihnen eine umfassende Schau.
Erste Verhüllungen
Zunächst verpackte Christo kleine Dinge, Dosen oder Flaschen, Stühle und andere Alltagsgegenstände. In einer späteren Phase baute er Ladenfronten, deren Fenster er mit Stoffen oder Papieren verhängte. Sein Credo: Jeder Gegenstand kann zur Kunst erhoben werden - und jede Verhüllung offenbart das Innere des Gegenstandes oder des Gebäudes deutlicher als wenn es unverpackt ist.
Ein Käfer zum Auspacken
1958 kam der gebürtige Bulgare Christo über Prag und Wien nach Paris - dort lernte er die Frau kennen, die ihn sein ganzes Leben lang begleiten sollte: Jeanne-Claude. Bald planten sie ihre Kunstaktionen und Projekte gemeinsam und finanzierten sich von Anfang an selbst. Hinter ihnen auf dem Foto ein verpackter VW-Käfer, ein beliebter Hingucker in der Düsseldorfer Ausstellung.
Mein Kölner Dom (1992)
Die Arbeit "Mein Kölner Dom" verrät, welche Vision das Künstlerpaar mit ihrem "Project for Cologne" für die Kathedrale des Erzbistums hatte. Ganz in Weiß sollte der durch Umwelteinflüsse dunkel gewordene Dom erstrahlen - das hätte den Kölnern sicher gefallen. Christo hatte den Entwurf zum 100. Jahrestag der Vollendung des Doms zwar erarbeitet, aber konkrete Pläne für das Projekt gab es nie.
"Wrapped Reichstag" (1995)
Damit wurde das Paar weltberühmt. Seit den 1970er-Jahren schon hatte Christo Zeichnungen des verhüllten Berliner Reichstags angefertigt. Nach langjährigen Genehmigungsverfahren konnten Christo und Jeanne-Claude ihre Pläne verwirklichen und 1995 das geschichtsträchtige Gebäude in weißen Stoff hüllen. Ein voller Erfolg, der 16 Tage lang Hunderttausende Neugierige in die deutsche Hauptstadt lockte.
Central Park in Safran-Gelb (2005)
Im Februar 2005 leuchtete der New Yorker Central Park 16 Tage lang in strahlendem Gelb. Von 7.503 Toren fielen safran-farbene Stoffbahnen hinunter und bildeten von oben gesehen einen "goldenen Fluss" durch den Park. Wer darunter hindurch ging, sollte sich wie unter einer "goldenen Decke" fühlen, die "warme Schatten" warf, so Christo. 26 Jahre lang arbeiteten er und Jeanne-Claude an diesem Projekt.
Attraktion: Die "Floating Piers" (2016)
Dies war das erste Projekt, das Christo ohne seine 2009 verstorbene Frau realisierte. Die "Floating Piers" schwammen auf dem Iseosee in Norditalien. Unwetter und ein enormer Besucherandrang führten teilweise zu chaotischen Zuständen. Am 3. Juli 2016 wurde das Projekt nach den üblichen 16 Tagen beendet. Etwa 1,3 Millionen Menschen sind über die schwimmenden Stege gelaufen.
Verhüllter Triumphbogen (2021)
Es war seit den 1960er-Jahren ein großer Traum von Christo und Jeanne-Claude, eines der berühmtesten Gebäude von Paris zu verhüllen - den mächtigen Arc de Triomphe. Immerhin hatten sie 1985 bereits den Pont Neuf eingepackt. Bis kurz vor seinem Tod im Mai 2020 arbeitete Christo an Skizzen und Entwürfen, verwirklicht wurde das Projekt im Herbst 2021.
Posthumer Erfolg
Die Verhüllung des Triumphbogens wurde durch den Verkauf von Christos Nachlass finanziert. Veräußert wurden Studien, Zeichnungen und Collagen zu dem Projekt sowie maßstabsgetreue Modelle, außerdem Werke aus den 1950er- und 1960er-Jahren und Original-Lithografien. 16 Tage lang konnte auch dieses Kunstwerk mitten in Paris bewundert werden.
Arman: In Western, die Nacht (1962)
Neben den rund 70 Werken von Christo sind auch Arbeiten seiner Weggefährten in der Ausstellung zu sehen. Anfang der 1960er haben Pariser Künstler die abstrakte Kunst neu definiert. Witzig und provokant brachten sie ihren "Neuen Realismus" auf die Straße, schufen Werke aus Müll, Schrott, kaputten Gegenständen, Plakatresten. Hier zu sehen eine Installation aus zerschnittenen Kannen von Arman.
Ives Klein, Schwammrelief von 1960
Yves Klein war Mitbegründer der "Nouveaux Réalistes". Während Arman im Müll wühlte und Gegenstände sprengte, und Christo alles einpackte, was ihm in den Sinn kam, arbeitete Klein minimalistisch und schuf sein berühmtes Blau. Weitere Exponate sind ein "Schießbild" von Niki de Saint Phalle sowie Kunst von Daniel Spoerri, Lucio Fontana und anderen. Die Ausstellung läuft bis zum 22. Januar 2023.