Christo baut neues Kunstwerk in London
5. April 2018"The Mastaba" plant Christo schon seit 1977. Damals noch gemeinsam mit seiner 2009 verstorbenen Frau Jeanne-Claude. 410.000 bunte Ölfässer sollen in Form einer Pyramide mit abgeschnittener Spitze in der Wüste der Vereinigten Arabischen Emirate bei Abu Dhabi stehen. Es wäre das erste permanente Großkunstwerk des bekannten Verhüllungskünstlers Christo. Doch ob und wann es soweit kommen wird, ist ungewiss.
Kostenfreies Werk für alle
Derweil plant Christo kleinere "Mastabas". 1000 bunte Ölfässer standen vor drei Jahren im Innenhof der Fondation Maeght im südfranzösichen Saint-Paul-de-Vence in der Nähe von Nizza. Die neueste "Mastaba" im Londoner Hyde Park soll aus 7506 Ölfässern bestehen. Das Werk wird 20 Meter hoch, 30 Meter breit und 40 Meter lang sein.
"Ich freue mich, diese temporäre Außenskulptur im Sommer in Großbritannien zu realisieren. Die Londoner Mastaba wird für die Öffentlichkeit frei sein. Keine Tickets, keine Reservierungen, keine Besitzer. Das Werk wird allen gehören, bis es wieder weg ist", sagte Christo anlässlich des Beginns der Bauarbeiten am 3. April. Wie all seine Werke wird "The Mastaba" über den Verkauf von Skizzen und Fotos finanziert, ohne Sponsoren oder öffentliche Gelder. Die Unabhängigkeit ist Christo wichtig.
Erstmalig großes Projekt in Großbritannien
"The Mastaba" ist das erste größere Außenprojekt des Künstlers in Großbritannien und lässt erahnen, was sich Christo vorstellte, als er sein Projekt für Abu Dhabi entwarf - wenn auch die Skulptur in London verhältnismäßig klein sein wird. Zum Vergleich: In Abu Dhabi sollte die "Mastaba" 150 Meter hoch und 300 Meter lang werden.
Mastabas sind trapezförmige Grabbauten der ältägyptischen Kultur. Christos etwa 500 Tonnen schweres Kunstwerk wurde von erfahrenen Ingenieuren geplant und soll in der Nähe des Kensington-Palastes auf einem See des Hyde Parks schwimmen. Sein letztes Landart-Werk vor zwei Jahren hatte Christo auch auf dem Wasser realisiert."The Floating Piers" bestand aus drei Kilometer langen Pontons auf dem italienischen Iseo-See. Sie verbanden den Ort Sulzano mit zwei umliegenden Inseln und wurden - wie viele seiner Werke - mit Stoff bespannt. Wie bei den Pontons soll auch die Tragfläche für "The Mastaba" aus vielen kanisterähnlichen Kunststoffkuben entstehen.
Ölfässer für die Freiheit
Der Stoff, den Christo über seine Objekte legt oder schnürt, versinnbildlicht den provisorischen Charakter der vergänglichen Kunstwerke. Auch die Ölfässer haben eine lange Geschichte und eine besondere Bedeutung in Christos Biografie. Schon 1962 sorgte er mit seinem Projekt "Mauer aus Ölfässern - Eiserner Vorhang" für Aufregung. Ohne Genehmigung der Behörden versperrte er mit einer Mauer aus 441 Ölfässern die Pariser Rue Visconti, um so seinen Protest gegen das DDR-Regime und den Bau der Berliner Mauer auszudrücken. Damals waren die Ölfässer alt und schäbig. Heute glänzen sie neu und farbenfroh, wie etwa 1999 bei der Ausstellung "The Wall" im Oberhausener Gasometer.
Christos Werke in der freien Natur sind meist nur für zwei Wochen zu sehen. In London wird "The Mastaba" vom 18. Juni bis zum 23. September bleiben. Parallel dazu wird es eine Ausstellung mit Skulpturen und Zeichnungen zu Christos Kunst mit Ölfässern geben.