Christos Werk der Superlative - 25 Jahre Reichstagsverhüllung in Berlin
Lange musste das Künstlerpaar Christo und Jeanne-Claude darauf warten, das Reichstagsgebäude zu verhüllen. Dann kamen fünf Millionen Besucher in 14 Tagen. Ein Weltrekord, mit dem keiner gerechnet hatte.
Eine lang gereifte Idee
Seit 1971 hat Christo seine Modelle immer wieder präsentiert. Zum 20-jährigen Jubiläum 2015 kaufte der Unternehmer und Kunstmäzen Lars Windhorst Christos Sammlung und stellte sie dem Bundestag für 20 Jahre als Leihgabe zur Verfügung. Die Skizzen und Modelle waren 1995 in der begleitenden Ausstellung "Wrapped Reichstag" zu sehen. Die Bundesregierung wollte die Objekte allerdings nicht kaufen.
Viele Unterstützer waren nötig
Christo und Jeanne-Claude gründeten für den Reichstag eine eigene GmbH, dessen Geschäftfsführer unter anderem Projektleiter Wolfgang Volz war. 1500 Mitarbeiter stellte er für das Reichstags-Projekt ein. Es hatte einen breiten Unterstützerkreis auch in der Bevölkerung gegeben. Schließlich gab der Bundestag grünes Licht. Hier stellt das Künstlerpaar sein Projekt bei einer Pressekonferenz vor.
Die Sattelschlepper rollen an
Am 17. Juni 1995 kommen die ersten Sattelschlepper mit den Stoffplanen. Insgesamt wurden mehr als 100.000 Quadratmeter Stoff mit mehreren Kilometern blauer Seile verschnürt. Allein der Aufbau war eine Attraktion für die Schaulustigen.
Es kann losgehen
Die Planen sind da, der Aufbau kann beginnen. Christo zieht seine Arbeitshandschuhe an, um selbst anzupacken. Seit 1971 hatten er und seine Frau Jeanne-Claude versucht, das deutsche Parlament von ihren Plänen zu überzeugen. Christo war von der Lage und der Symbolik des Gebäudes begeistert. Doch gerade die geschichtliche Symbolik sorgte für heiße Debatten im Parlament.
Symbol der Freiheit
Das Thema Freiheit begleitete Christo und seine Kunst seit seiner Flucht 1951 aus dem kommunistischen Bulgarien. Der Reichstag - von Kaiser Wilhelm II. im späten 19. Jahrhundert erbaut - war für ihn trotz seiner wechselvollen Geschichte ein Symbol der Freiheit. Hier wurde 1918 die Republik ausgerufen und 1989 das Ende der DDR verkündet.
Wechselvolle Geschichte
Zu den Schattenseiten gehört die Nacht vom 27. auf den 28. Februar 1933, als der Reichstag niederbrannte. Als Brandstifter wurde Marinus van der Lubbe festgenommen und hingerichtet. Zeitzeugen verdächtigten die Nationalsozialisten als Drahtzieher. Dass Lubbe nicht als Alleintäter gehandelt haben soll, wird bis heute kontrovers diskutiert.
Der Mauerfall ebnete den Weg
Lange Zeit beherbergte das wiederaufgebaute Gebäude die Ausstellung "Fragen an die deutsche Geschichte" - in Sichtweite die Berliner Mauer. Erst nach der Maueröffnung 1989 und der Wiedervereinigung konnten sich Christo und Jeanne-Claude Hoffnung machen, ihr Projekt zu realisieren. Nach der Verhüllung wurde das Gebäude kernsaniert und erhielt die berühmte begehbare Glaskuppel von Norman Foster.
Beliebter Hotspot
Gerade die Glaskuppel auf dem Bundestag ist heute ein großer Anziehungspunkt für Touristen. Vor dem Gebäude gibt es immer wieder Kundgebungen für Frieden und Umweltschutz, aber auch - wie hier - gegen die Corona-Maßnahmen der Regierung. Nur mit Sondergenehmigung kann man die permanenten Leihgaben von Lars Windhorst zur Verhüllungsaktion auf der Präsidialebene des Bundestages besichtigen.