Chronologie zur Entführung der beiden deutschen Ingenieure
9. April 200622. Januar 2006. Die beiden Leipziger Ingenieure René Bräunlich und Thomas Nitzschke treffen im Irak ein. Sie sollen im Auftrag ihres Arbeitgebers Cryotec Anlagenbau GmbH bei der Modernisierung einer Fabrik in der Industriestadt Beidschi nördlich von Bagdad helfen. Zwei Tage später, am 24. Januar, verschleppen bewaffnete Aufständische die beiden Ingenieure auf dem Weg zur Arbeit. Das Auswärtige Amt in Berlin bildet sofort einen Krisenstab.
27. Januar 2006: Der Nachrichtensender Al Dschasira strahlt ein erstes Videoband der Entführer aus. Darin bitten René Bräunlich und Thomas Nitzschke die Bundesregierung, alles zu tun, was für ihre Freilassung nötig ist. Es bleibt offen, ob die Entführer politische Motive haben oder auf eine Lösegeldzahlung aus sind. In der Leipziger Nikolaikirche versammeln sich zum ersten Mal Menschen zu einer Mahnwache, um für die Freilassung der Entführten zu beten.
31. Januar 2006: Al Dschasira zeigt ein zweites Video der Geiselnehmer, das auf den 29. Januar datiert ist. Darauf sind die schwer bewaffneten Entführer zu sehen, sie haben ihre Waffen auf die beiden Geiseln gerichtet, die vor ihnen auf dem Boden knien. Die Kidnapper stellen der Bundesregierung ein 72-Stunden-Ultimatum. Sie verlangen, dass die Bundesrepublik ihre Botschaft in Bagdad schließt und alle politischen Kontakte zum Irak abbricht. Außerdem fordern sie, dass alle deutschen Firmen den Irak verlassen. Es bleibt unklar, ab wann sie die 72 Stunden herunterzählen. Das Ultimatum verstreicht, ohne dass sich die Geiselnehmer noch einmal melden.
2. Februar 2006: Die Mütter von René Bräunlich und Thomas Nitzschke wenden sich in einer Fernsehbotschaft direkt an die Entführer und bitten um die Freilassung ihrer Söhne. Mehrere arabische Fernsehsender strahlen den Appell der Mütter aus. Rund 500 Menschen kommen in Leipzig zu einer Mahnwache zusammen. Die Solidaritätstreffen an der Leipziger Nikolaikirche finden jetzt regelmäßig statt.
3. Februar 2006: Der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier bittet die Geiselnehmer von René Bräunlich und Thomas Nitzschke über das arabische Fernsehen, mit der Bundesregierung Kontakt aufzunehmen. Peter Bienert, Geschäftsführer der Leipziger Firma Cryotec und Arbeitgeber der beiden Ingenieure, bittet die Kidnapper über die Deutsche Welle, seine Mitarbeiter freizulassen. Sie seien in den Irak gereist, um dem Land zu helfen.
12. Februar 2006: Noch immer kein Lebenszeichen. René Bräunlich wird 32 Jahre alt. Der Ingenieur aus Leipzig verbringt seinen Geburtstag als Geisel an einem unbekannten Ort im Irak. Die Bundesregierung sagt, dass sie noch immer keinen Kontakt zu den Entführern hat. In Leipzig versammeln sich wieder mehrere Hundert Menschen an der Nikolaikirche.
13. Februar 2006: Die Fernsehsender Al Arabija und Al Dschasira strahlen eine dritte Videobotschaft der Kidnapper aus. Wieder knien die beiden Geiseln René Bräunlich und Thomas Nitzschke vor ihren schwer bewaffneten Entführern. Sie halten ihre Ausweise in die Kamera. Die Geiselnehmer stellen keine neuen Forderungen. Aber sie drohen damit, René Bräunlich und Thomas Nitzschke umzubringen, wenn die deutsche Regierung ihre Forderungen nicht erfüllt. Das Video enthält kein neues Ultimatum. Aber die Geiselnehmer sprechen von einem letzten Signal.
9. April 2006: Nach fast zwei Monaten ein weiteres Lebenszeichen. Im Internet kursiert das vierte Video mit den beiden Entführten. Das Datum der Aufnahme ist noch unklar.