Claudio Pizarro: "Tore schießen, Titel holen"
31. Oktober 2019DW: Herr Pizarro, in Ihrem hohen Alter spielen Sie noch in der Bundesliga. Wie geht das? Steckt dahinter ein großer Ehrgeiz? Oder haben Sie einfach gute Gene?
Claudio Pizarro: Ich habe immer noch Freude daran, Fußball zu spielen. Super, dass mein Körper da mitmacht. Ich finde, sehr wichtig ist, entsprechend zu leben. Deshalb versuche ich mich gut zu ernähren. Ich hatte auch das Glück, von schweren Verletzungen verschont zu bleiben.
1999 sind Sie nach Deutschland gekommen. Welchen Plan hatten Sie damals? Wollten Sie 20 Jahre lang in der Bundesliga spielen?
Nein. Ganz sicher nicht. Ich wollte bekannt werden, mir einen Namen machen, Tore schießen und Titel gewinnen. Werder war damals eine Mittelklasse-Mannschaft. Das war gut, um Fuß zu fassen. Dann kam der große Schritt zu den Bayern. Dort habe ich dann Titel gewonnen. Es ging danach immer weiter. Ich wollte mehr, immer mehr. Mit Arbeit kann man alles erreichen.
Welcher Trainer hat Sie am meisten geprägt?
Thomas Schaaf [heute Technischer Direktor in Bremen - d. Red.] war ein wichtiger Trainer. Er hat mich angenommen, mir gezeigt, wie der Fußball in Europa ist. Ich habe viel von ihm gelernt und bin ihm sehr dankbar. Die Zeit mit Pep Guardiola in München war ebenfalls sehr intensiv. Er ist besessen, denkt den ganzen Tag nur an Fußball. Es ist wichtig für die Entwicklung, so einen Trainer zu haben. Vielleicht war es ein Vorteil für mich, dass ich auch Spanisch spreche.
Sie haben viele Rekorde aufgestellt, sind unter anderem der ausländische Profi mit den meisten Bundesliga-Einsätzen. Und als einziger aktueller Spieler haben Sie Ihre Bundesliga-Zeit im vergangenen Jahrtausend begonnen. Was wird noch bleiben von Ihrer Karriere?
Alle Rekorde sind mir wichtig. Jeder war mit einem speziellen Moment verbunden, den ich genießen konnte. Ich wollte immer gut Fußball spielen, damit die Leute Spaß daran haben. Ich wollte immer positiv sein. Ich hoffe, so werden mich die Fans in Erinnerung behalten.
Noch spielen Sie in der Bundesliga. 197 Tore haben Sie erzielt. Wollen Sie noch drei schießen?
Unbedingt (lacht). Ich bin sicher. Ich arbeite dran.
Einen Rekord werden Sie jedoch nicht mehr erreichen: der ausländische Spieler mit den meisten Toren zu werden. Robert Lewandowski ist Ihnen enteilt.
Er ist ein Superstürmer. Hat bei den Bayern viele Möglichkeiten, Tore zu erzielen. Wir haben zwei Jahre zusammen gespielt, er hat ein riesiges Potential.
Sie waren nie Torschützen-König in der Bundesliga. Viele Ihrer Treffer sind dennoch in Erinnerung geblieben, weil sie auf besonders raffinierte, schlitzohrige Weise erzielt wurden. Ist das Zufall?
Ich bin ein guter Beobachter und versuche im entscheidenden Moment, das Richtige zu machen. Dazu brauchst du viel Erfahrung. Die habe ich im Laufe der Jahre bekommen und nutze sie jetzt, um der Mannschaft damit helfen.
Bremen und München - in beiden Städten haben Sie gespielt. Wo fühlen Sie sich zu Hause ?
Ich habe in Bremen und in München viele Freunde. Jetzt lebe ich in Bremen, komme aber immer gern nach München. Wenn ich dort Leute besuche, haben wir immer viel Spaß zusammen. Das ist mir wichtig.
Beide Städte stehen auch für ganz spezielle kulinarische Angebote. Hier Fisch, dort Schweinshaxe. Was mögen Sie mehr?
Unser Nationalgericht in Peru ist Ceviche. Das ist in Limettensaft gegarter Fisch. Deshalb esse ich viel Fisch. Als ich drei Jahre allein gewohnt habe, fing ich an zu kochen. Da habe ich Spaß dran und mache es gerne. Wenn ich in Bayern bin, esse ich sehr gern Haxe. Beim Oktoberfest trinke ich auch gern mal eine Maß.
Claudio Pizarro kam 1999 nach Deutschland. In der Bundesliga trat der langjährige Nationalspieler Perus für Bayern München und den 1. FC Köln an. Außerdem war er ein Jahr beim FC Chelsea aktiv. Mit den Bayern gewann er 2012 das Triple (Meisterschaft, Pokal, Champions League). Pizarro, der auch die italienische und deutsche Staatsbürgerschaft besitzt, will seine Karriere nach der laufenden Saison beenden.
Das Interview führte Herbert Schalling.