Comiczeichner Mordillo ist tot
1. Juli 2019Sogar im öffentlichen Leben war Mordillo mit seinen Zeichnungen bis weit in die 1990er omnipräsent: Seine kurzen humoristischen Clips liefen im Fernsehen und auf Screens in U-Bahnstationen und anderen öffentlichen Plätzen. Neben Cartoons und Büchern gibt es bis heute weltweit Kalender, Poster, Stofftiere und Puzzles von und mit Mordillos Figuren zu erwerben.
Von Disney angefixt
Dass Mordillo einmal ein so berühmter Zeichner werden würde, war allerdings nicht von Anfang an abzusehen, denn der Sohn spanischer Einwanderer wuchs in einfachen Verhältnissen in Buenos Aires auf. Sein Vater war Elektriker, seine Mutter Hausangestellte. Schon früh entwickelte Mordillo zwei Leidenschaften: Fußball und Zeichnen. Als Fünfjähriger hatte er im Kino Walt Disneys "Schneewittchen"-Verfilmung gesehen und war von den Knollennasen der sieben Zwerge so beeindruckt, dass er seitdem nicht mehr aufhörte zu zeichnen. Er besuchte später zwar eine Journalistenschule, diplomierte aber in Design.
Mit 18 Jahren begann er, Kinderbücher zu illustrieren und machte kurz darauf seine ersten Erfahrungen mit Trickfilm. 1955 wurde er Art Director bei einer internationalen Werbeagentur im peruanischen Lima. Parallel begann er, Grußkarten zu zeichnen. Diese waren bereits voll mit den glubschäugigen, knollennasigen Figuren, die später zu seinem Markenzeichen werden sollten. Zu jener Zeit war Mordillo unter anderem auch für den US-amerikanischen Postkartenhersteller Hallmark tätig. Dank seiner guten Kontakte zog er 1960 für drei Jahre nach New York, wo er schließlich in den weltbekannten Paramount Trickfilmstudios arbeitete und für Cartoon-Serien wie Popeye und Little Lulu zeichnete.
Sprachlos in Paris
1963 zog er schließlich – mit nur 150 Dollar in der Tasche und ohne ein Wort Französisch zu sprechen – nach Paris, wo er bis 1980 lebte und arbeitete. Er hatte eigentlich nach London ziehen wollen, wurde aber auf dem Weg dorthin vom Fleck weg von dem französischen Verlag Mic-Mac eingestellt - und blieb. Nach drei Jahren bei Mic-Mac bot er seine Bildergeschichten verschiedenen Zeitschriften an. "Le Pèlerin", "Paris Match" und "Lui" sind nur einige der bekannten Titel, in denen seine Bildergeschichten von da an erschienen. Kurz darauf zog in Deutschland das Reportage-Magazin "Stern" nach. Seine erste Cartoon-Sammlung in Buchform hieß "Das Piratenschiff" und wurde ein Riesenerfolg. Es folgten Trickfilme, Poster, Puzzles, Kalender, Schreibwaren, T-Shirts, Sportkleidung und Plüschtiere. Anfang der 1970er Jahre ist Mordillo einer der größten lebenden Comiczeichner der Welt.
Der große Erfolg seiner Knollenwesen liegt vermutlich darin begründet, dass sie überall auf der Welt verstanden werden – denn sie sprechen nicht. Insofern spiegeln sie Mordillos eigene Erfahrungen in mehreren ihm fremden Ländern, wo er sich direkt in der Arbeitswelt durchschlagen musste, ohne die Landessprache zu beherrschen. In fortgeschrittenen Alter sagte er einmal: "Ich spreche fünf Sprachen, aber am besten beherrsche ich die Sprache des Zeichnes, denn sie versteht man überall."
Die Themen seiner Bildgeschichten sind universell, sie erzählen von Liebe, Einsamkeit und Zweisamkeit. Seine Figuren geraten oft in schwierige Situationen, aber es gibt immer Hoffnung. Mordillo selbst nannte seinen Humor einmal eine Art von "Zärtlichkeit, die hilft, Angst zu überwinden". Für seine herausragende Lebensleistung erhielt Mordillo zahlreiche Preise und Auszeichnungen. Seit 1980 lebte Mordillo mit seiner Frau und den gemeinsamen Kindern auf Mallorca, bevor er seinen Wohnsitz 1997 nach Monaco verlegte.