Conchita Wurst, ein musikalisches Phänomen

Auf dem Cover ihres ersten Albums ist sie selbst zu sehen: Conchita, die Frau mit dem Bart, die vor einem Jahr mit "Rise Like A Phoenix" den Eurovision Song Contest gewann. Seitdem war kaum etwas von der Drag Queen aus Österreich zu hören. Musikalisch knüpfen die neuen Songs an das ESC-Erfolgsrezept an: viel Synthesizer, hymnische Melodien, tränendrüsige Schlager und optimistische Aufmunterungen.

Mit 26 Jahren wurde es für den österreichischen Travestiekünstler Tom Neuwirth höchste Zeit, seine Memoiren zu verfassen. Mit Recht - denn als Conchita Wurst, die erste Bart tragende Drag-Queen mit grandioser Singstimme, hat er schon jetzt Geschichte geschrieben.

Tom Neuwirth wuchs in einem Wirtshaus in der Steiermark auf und entdeckte schon früh seine Liebe zur Musik, zur Mode und seine Homosexualität. Toms Kindheit sei von Sticheleien und Ablehnung geprägt gewesen, heißt es in dem Buch. Mit 14 Jahren zog er von zu Hause aus, mit 17 outete er sich offiziell.

2006 nimmt Tom an einer österreichischen Gesangs-Castingshow teil und belegt den zweiten Platz. "Jetzt anders!" nennt sich die Boyband, die Tom mit drei anderen jungen Sängern ein Jahr später gründet. Nach ein paar Auftritten ist es allerdings wieder vorbei. Tom kümmert sich währenddessen weiter um seine Ausbildung an der Modeschule in Graz, die er 2011 beendet.

Nach der Mode-Ausbildung startet Tom durch. Er erfindet die Figur Conchita Wurst und tritt fortan als singende Drag-Queen auf. Conchita weiß, dass sie polarisiert, aber genau das will sie erreichen. Sie möchte die Menschen dazu bewegen, das "Anderssein" zu akzeptieren und nicht zu verachten. International bekannt wird Conchita, als sie 2014 für Österreich beim Eurovision Song Contest antritt.

Es zeigt sich, dass das Rezept "schräg und talentiert" gut funktioniert: Mit dem Song "Rise like a Phoenix" gewinnt Conchita Wurst den Eurovision Song Contest. Es ist nach Udo Jürgens' erstem Platz im Jahr 1966 der zweite Sieg für Österreich bei diesem Gesangswettbewerb.

Nach dem ESC-Sieg wird Conchita ein gefragter Star. Sie tritt im berühmten Pariser Kabarett "Crazy Horse" auf (Plakat oben), der Modeschöpfer Jean-Paul Gaultier nennt sie "seine Muse" und kleidet sie ein. Schließlich spricht sie sogar vor dem Europaparlament: als Vertreterin für die Rechte all jener, die wegen ihrer sexuellen Ausrichtung diskriminiert werden.

Zeitgleich mit der bunt bebilderten, 128 Seiten starken Biografie erscheint auch die neue Single von Conchita Wurst - ein fulminanter Popsong mit Orchesterunterstützung und dem Titel "You are unstoppable". Das Album soll bald kommen. Im Deutschen Fernsehen ist Wurst am kommenden Donnerstag als Gast zu sehen, wenn die acht deutschen Kandidaten um den Einzug ins diesjährige ESC-Finale kämpfen.