1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
KlimaGlobal

Copernicus: 2024 wohl wärmstes Jahr seit Aufzeichnungsbeginn

9. Dezember 2024

Bereits 2023 war wärmer als jedes andere von Menschen erfasste Jahr zuvor. 2024 dürfte das noch einmal übertroffen werden.

https://p.dw.com/p/4nuIc
Ein Außenthermometer zeigt vor einem blauen Himmel die Temperatur von knapp 40 Grad an
2024 steuert auf einen Temperaturrekord zuBild: Jens Büttner/dpa/picture alliance

Der EU-Klimawandeldienst Copernicus spricht von einem neuen Temperaturrekord: Nach seinen Angaben wird 2024 mit ziemlicher Sicherheit das heißeste Jahr seit Beginn der Wetter-Aufzeichnungen. Copernicus stützt sich auf einen Datensatz, der auf Milliarden von Messungen von Satelliten, Schiffen, Flugzeugen und Wetterstationen auf der ganzen Welt basiert. Auch der Deutsche Wetterdienst liefert Daten zu. Die US-Klimabehörde NOAA war zuletzt ebenfalls der Ansicht, dass 2024 ein Rekordjahr werden dürfte. 

Eine Frau geht auf einer Brücke in Chile, der Himmel ist orange gefärbt von Bränden in der Umgebung
Extreme Trockenheit und Waldbrände bedrohen die Gesundheit der Menschen, wie hier in Chile (Archivbild)Bild: Javier Torres/AFP

Es dürfte auch das erste Jahr werden, in dem es im Durchschnitt um mehr als 1,5 Grad Celsius wärmer war als im vorindustriellen Zeitalter (1850 bis 1900). Die internationale Gemeinschaft hatte sich 2015 bei der Weltklimakonferenz in Paris darauf verständigt, die Erderwärmung auf möglichst 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen. Dabei gilt allerdings der Mittelwert in einem Zeitraum von mehreren Jahrzehnten. Die stellvertretende Direktorin des Copernicus-Klimadienstes, Samantha Burgess, sagte, ein einziges Jahr über der 1,5-Grad-Marke bedeute nicht, dass das Pariser Klimaabkommen gebrochen werde. "Aber es bedeutet, dass ehrgeizige Klimaschutzmaßnahmen dringender denn je sind."

Hauptgrund für den Temperaturanstieg: Treibhausgase

Wie Copernicus weiter mitteilte, war der November 2024 weltweit der zweitwärmste November. Die globale Oberflächentemperatur betrug demnach im Durchschnitt 14,1 Grad Celsius. "Mit den Copernicus-Daten aus dem vorletzten Monat des Jahres können wir nun mit ziemlicher Sicherheit bestätigen, dass 2024 das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen ... sein wird", fasst Samantha Burgess in der Mitteilung zusammen.

Norwegen: Was die Gletscherschmelze freilegt

Als Hauptgrund für den Anstieg der Temperaturen gelten die menschengemachten Treibhausgase. Zusätzlich gab es zuletzt noch andere Effekte: die derzeit erhöhte Aktivität der Sonne, das Wetterphänomen El Niño, vulkanische Aktivitäten und weniger Feinstaub über den Ozeanen. Außerdem kamen deutsche Forscher gerade zu dem Ergebnis, dass es weniger Wolken in geringer Höhe gibt, welche das Klima kühlen. Das erkläre den Temperatursprung von 2022 auf 2023 und 2024. Die Ursachen dahinter sind noch nicht ganz klar, könnten aber vielfältig sein. Möglicherweise ist die Erderwärmung selbst mit ein Grund für die geringere Bewölkung.

Große regionale Unterschiede

Beim Blick auf unterschiedliche Weltregionen zeigt sich laut Copernicus ein differenziertes Bild für den November: So habe die Durchschnittstemperatur über dem europäischen Festland bei 5,14 Grad Celsius gelegen. Damit gehöre der November 2024 nicht zu den zehn wärmsten Novembermonaten in Europa. Insgesamt hätten die Temperaturen im Norden Russlands sowie über dem Nordosten und Südwesten Europas über dem Durchschnitt gelegen, im Südosten Europas hingegen unter dem Durchschnitt.

Wetterphänomene: Der Wechsel von "El Niño" zu "La Niña"

Außerhalb Europas sei es im Osten Kanadas, in der Mitte und im Osten der USA, im größten Teil Mexikos, in Marokko, im Nordwesten Afrikas, in China, in Pakistan, im größten Teil Sibiriens und in Australien im November 2024 überdurchschnittlich warm gewesen. Am deutlichsten unter dem Durchschnitt hätten die Temperaturen hingegen im Westen der USA, in Teilen Nordafrikas, im äußersten Osten Russlands und im größten Teil der Antarktis gelegen.

Copernicus ging auch auf die weltweiten Niederschläge im November 2024 ein: Diese seien in weiten Teilen West- und Mitteleuropas, im Südwesten der USA, in Mexiko, Chile und Brasilien, am Horn von Afrika, in Teilen Zentralasiens, im Südosten Chinas und im südlichen Afrika unterdurchschnittlich ausgefallen. In mehreren Regionen Nord- und Südamerikas sei es auch zu Dürren gekommen.

Taifune verursachten heftige Niederschläge im Westpazifik

Überdurchschnittliche Niederschlagsmengen seien hingegen im Westen Islands, im Süden Großbritanniens, in Nordskandinavien, im Südbalkan und in Griechenland sowie in Ostspanien und großen Teilen Osteuropas verzeichnet worden. Ebenso sei es in vielen Regionen der USA, in weiten Teilen Australiens und Südamerikas, in Zentralasien und im östlichsten Teil Chinas zu nass gewesen. Im Westpazifik hätten zudem Taifune vor allem auf den Philippinen heftige Niederschläge und Schäden verursacht.

Kann KI das Klima retten?

Das arktische Meereis erreichte laut Copernicus im November 2024 seine drittniedrigste monatliche Ausdehnung und habe neun Prozent unter dem Durchschnitt gelegen. In der Antarktis habe die Meereisausdehnung ihren niedrigsten Monatswert erreicht und zehn Prozent unter dem Durchschnitt gelegen. "Damit wurden die Werte von 2016 und 2023 leicht übertroffen und eine Reihe historisch großer negativer Anomalien aus den Jahren 2023 und 2024 fortgesetzt", heißt es in der Mitteilung.

pg/se (dpa, afp)