Corona aktuell: Iran beginnt mit Impfungen
9. Februar 2021In mehreren Krankenhäusern des Iran wurden zum Auftakt der Kampagne zunächst Ärzte und Pflegepersonal geimpft, wie Gesundheitsminister Said Namaki im Staatssender IRIB sagte. Anschließend sollen Menschen über 65 Jahren folgen. Verwendet wird der in der vergangenen Woche eingeführte russische Impfstoff Sputnik V. Die Impfzeremonie im Imam Chomeini Krankenhaus in der Hauptstadt Teheran wurde live übertragen und per Videoschalte von Präsident Hassan Rohani verfolgt. Er erinnerte dabei an Mitarbeiter im Gesundheitswesen, die an COVID-19 gestorben sind.
Um auch Skeptiker im Land von der Sicherheit und Wirksamkeit zu überzeugen, wurde der Sohn von Minister Namaki als Erster geimpft. Im neuen persischen Jahr, das am 21. März beginnt, sollen laut Namaki dann schrittweise alle 83 Millionen Iraner geimpft werden. Der Impfstart erfolgte einen Tag vor dem 42. Jahrestag der islamischen Revolution von 1979.
Das am stärksten von der Pandemie betroffene Land im Nahen Osten setzt für die Impfungen das russische Vakzin Sputnik V ein. Zudem soll der Iran durch die COVAX-Initiative im Februar 4,2 Millionen Dosen des Impfstoffs des britisch-schwedischen Unternehmens AstraZeneca erhalten. Darüber hinaus entwickelt Teheran zwei eigene Impfstoffe gegen das neuartige Coronavirus und arbeitet zusammen mit kubanischen Experten an dem Vakzin "Soberana 02".
Im Iran wurden bisher mehr als 58.500 Corona-Tote und 1,4 Millionen Infektionen gemeldet. Aufgrund strenger Corona-Regeln seit November hat sich die Lage etwas entspannt. Dennoch werden weiterhin bis zu 7000 Neuinfektionen pro Tag registriert. Am Montag meldeten die Behörden mit 67 Corona-Todesfällen allerdings so wenige an einem Tag wie seit acht Monaten nicht mehr. Als Todesfälle gezählt werden die Verstorbenen, die positiv auf das Coronavirus getestet worden waren.
Nachfrage-Boom in Russland
Die Nachfrage aus dem Ausland nach dem russischen Corona-Impfstoff Sputnik V ist sehr hoch, wie ein Kreml-Sprecher mitteilte. Es sei nicht möglich, diese schnell zu befriedigen. Moskau werde aber alle erforderlichen Maßnahmen ergreifen, um diese Wünsche zu erfüllen, sobald man den Anforderungen aus dem Inland gerecht geworden sei.
Impfungen für Asylsuchende in Israel
Asylsuchende können sich seit Dienstag in der israelischen Küstenmetropole Tel Aviv kostenfrei gegen das neuartige Coronavirus impfen lassen. Vor einem neuen Impfzentrum für Ausländer bildete sich nach Angaben der Stadtverwaltung eine lange Schlange. Dort sollen täglich 600 Personen geimpft werden. Die Leistung wird zunächst Asylsuchenden und Migranten über 16 Jahren angeboten. Um sie in Anspruch zu nehmen, reicht ein Visum oder ein Personalausweis.
Das Neun-Millionen-Einwohner-Land bemüht sich, einer am 19. Dezember begonnenen Impfkampagne neuen Schwung zu verleihen. Nach einem erfolgreichen Auftakt ging die Zahl der täglichen Impfungen zuletzt deutlich zurück. Eine Erstimpfung erhielten bisher rund 3,5 Millionen Menschen, davon bekamen etwa 2,2 Millionen auch die zweite Dosis. Unterdessen verharren die Neuinfektionszahlen trotz eines mehrwöchigen Lockdowns auf sehr hohem Niveau. Auch die Zahl der Schwerkranken bleibt hoch und lastet auf dem Gesundheitssystem.
Nach Angaben des Gesundheitsministeriums vom Dienstag wurden binnen 24 Stunden 7761 neue Fälle verzeichnet. Zum Vergleich: In Deutschland leben etwa neun Mal so viele Menschen. Hier wurden zuletzt 3379 Neuinfektionen ausgewiesen. Die israelische Regierung macht für die hohen Infektionszahlen vor allem Coronavirus-Mutanten verantwortlich. Häufig wurden aber auch Lockdown-Regeln missachtet oder nicht durchgesetzt. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sieht sein Land in einem Wettrennen zwischen Impferfolg und Infektionsdynamik. Am Sonntag hatte seine Regierung mit dem schrittweisen Ausstieg aus dem Lockdown begonnen. An diesem Dienstag soll das sogenannte Coronavirus-Kabinett über die Öffnung von Kindergärten und Schulen beraten. Erste Bildungseinrichtungen sollten eigentlich am Dienstag öffnen, dies wurde aber kurzfristig auf voraussichtlich Donnerstag verschoben. In sechs Wochen stellt sich Netanjahu zur Wiederwahl.
Äthiopien bekommt neun Millionen Impfdosen
Äthiopien hat sich bis April fast neun Millionen Dosen an COVID-19-Impfstoffen gesichert und hofft, bis zum Jahresende ein Fünftel seiner 110 Millionen Einwohner impfen zu können. Das teilte Gesundheitsministerin Lia Tadesse in Addis Abeba mit. Sie macht keine Angaben zu der Frage, welche Vakzine geliefert werden.
Ihr Land sei offen für Schenkungen von Impfstoffen und bemühe sich nicht, selbst Impfstoffe zu beschaffen, sagte Tadesse. Vielmehr verlasse man sich auf Lieferungen im Zuge des internationalen COVAX-Programms. Die Forschungsallianz Cepi, die Impf-Allianz Gavi und die Weltgesundheitsorganisation WHO leiten gemeinsam die COVAX-Initiative, die sich der fairen Verteilung von Corona-Impfstoffen verschrieben hat. Ziel ist es, beispielsweise auch medizinisches und Pflege-Personal in Entwicklungsländern prioritär gegen das Coronavirus zu impfen. In der ersten Hälfte dieses Jahres plant COVAX die Verteilung von mehr als 337 Millionen Corona-Impfstoffdosen in insgesamt rund 145 Ländern. Fast alle der Dosen sollen vom Hersteller AstraZeneca kommen.
Bisher sind mehr als 142.000 Äthiopier positiv getestet worden. Mehr als 2.100 Menschen sind dort nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation durch die Corona-Pandemie gestorben. Bislang haben erst eine Handvoll afrikanischer Länder mit der Verteilung von Impfstoffen begonnen. Südafrika hatte seine Impfkampagne jüngst suspendiert, weil die Wirksamkeit des Vakzins von AstraZeneca gegen die dort vorherrschende Mutante laut einer Studie nur gering ist.
kle/ehl (afp, dpa, rtr)