Jedes zehnte Gesundheitsamt am Limit
1. November 202038 von rund 400 deutschen Gesundheitsämtern haben beim Robert-Koch-Institut (RKI) Überlastung angezeigt. Damit stößt fast jedes zehnte Amt mit Stand vom 30. Oktober entweder aktuell an Kapazitätsgrenzen oder rechnet innerhalb der nächsten Tage damit. Das teilte das RKI am Wochenende auf Anfrage mit. Am 20. Oktober lagen 22 solcher Anzeigen vor, die sich je nach Überlastungsgrad in drei Kategorien gliedern.
AKK: Schon 4000 Soldaten im Einsatz
Die Engpässe bei den Gesundheitsämtern betreffen die Nachverfolgung von Kontaktpersonen, zum Teil auch das Ausbruchsmanagement oder andere Aufgaben des Infektionsschutzes. Die Gesundheitsämter sind verpflichtet, den Landesbehörden zu melden, wenn ihnen Personal für den Infektionsschutz fehlt. Die Länder wiederum melden dies an das Robert Koch-Institut weiter. Angaben zu spezifischen Kreisen oder Städten kann das RKI dabei nicht machen. Die vollständige Kontaktnachverfolgung gilt als zentrales Element in der Pandemiebekämpfung.
Laut Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer werden in den Gesundheitsämtern mittlerweile 4000 Bundeswehr-Soldaten eingesetzt. Es gebe täglich neue Anfragen, was die Brisanz der derzeitigen Corona-Lage zeige, sagte sie den Sendern RTL/ntv. Insgesamt hat die Bundesregierung bis zu 15.000 Soldaten etwa zur Kontaktnachverfolgung von Infektionsketten angeboten.
Israel setzt Deutschland auf rote Liste
Angesichts der steigenden Corona-Infektionszahlen kommt Deutschland am 8. November in Israel auf die Liste der sogenannten roten Länder. Dies teilte das israelische Gesundheitsministerium mit. Damit müssen sich Einreisende aus der Bundesrepublik wieder in eine 14-tägige Quarantäne begeben. Aktuell gilt diese Pflicht für Deutschland als "grünes Land" mit niedrigen Infektionszahlen nicht. Die neuen Bestimmungen gelten auch für Israelis, die aus Deutschland zurückkommen.
Auch für Israel gilt aus deutscher Sicht eine Corona-Reisewarnung. Wenn in Deutschland am 8. November auch eine Quarantänepflicht für Rückkehrer aus Risikogebieten in Kraft tritt, kann eine Reise zwischen beiden Ländern insgesamt fast einen Monat häusliche Absonderung "kosten".
Proteste in Frankreich werden heftiger
In Frankreich nehmen die Proteste gegen die neu verhängten Corona-Maßnahmen zu. Zahlreiche Bürgermeister und Präsidenten großer städtischer Ballungsräume fordern eine schnelle Lösung in der Debatte um sogenannte lebenswichtige und nicht lebenswichtige Geschäfte. In einem Brief an Premierminister Jean Castex kritisierten sie die neuen Corona-Regeln, weil diese zu Ungleichheiten führten.
So dürfen seit Freitag Gartengeschäfte, Weinhändler, Baumärkte und Supermärkte offenbleiben, während unter anderem Buchhändler und Boutiquen schließen mussten. Viele Bürgermeister fürchten um Geschäfte, die gegen die Konkurrenz großer Einkaufszentren kämpfen.
Australien meldet: Keine Neuinfektionen
Zum ersten Mal seit fast fünf Monaten hat Australien keine Neuinfektionen mit dem Coronavirus verzeichnet. Wie Gesundheitsminister Greg Hunt mitteilte, wurden zwischen Freitag- und Samstagabend keine Neuansteckungen gemeldet. Wegen der Pandemie galten in Australien extrem strenge Auflagen. Zuletzt hatte es am 9. Juni einen Tag ohne Neuinfektionen gegeben. Danach hatte es eine zweite Ansteckungswelle gegeben, von der der Bundesstaat Victoria mit seiner Hauptstadt Melbourne am schwersten betroffen war. Monatelang galten dort strenge Ausgangsbeschränkungen und eine nächtliche Ausgangssperre.
Insgesamt ist Australien bislang vergleichsweise gut durch die Krise gekommen. Bei einer Einwohnerzahl von 25 Millionen wurden gut 27.500 Corona-Infektionen und 907 Todesfälle verzeichnet. Derzeit gibt es nach Angaben der Regierung weniger als 200 aktive Infektionsfälle. Einige wenige Ansteckungsfälle wurden zuletzt noch in Quarantäne-Einrichtungen für Reisende aus dem Ausland festgestellt.
sti/uh (afp, dpa, rtr)