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Corona: DIW-Präsident warnt vor Rezession

1. Januar 2021

Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, warnt vor zu hohen Erwartungen an die wirtschaftliche Entwicklung. Die Gefahr, dass es zu einer Rezession kommt, sei noch nicht gebannt.

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Symbolbild Baurbeiter Wirtschaft Rezession
Bild: Imago/photothek/T. Koehler

"Viele Wirtschaftsprognosen sind zurzeit vom Wunschdenken eines schnellen Endes der Pandemie und einer umgehenden wirtschaftlichen Erholung im Jahr 2021 geprägt", schreibt DIW-Präsident Fratzscher in einem am Neujahrstag veröffentlichten Gastbeitrag für den Berliner Tagesspiegel. "Dies dürfte sich als Illusion erweisen."

Zu viele Dinge könnten schiefgehen im kommenden Jahr, mahnte Fratzscher. "Die Erholung würde dann schwieriger werden und länger dauern, als es sich viele derzeit vorstellen können." Die deutsche Wirtschaft sei im vierten Quartal 2020 geschrumpft und könnte dies sehr wohl auch im ersten Quartal 2021 tun, so dass sie "damit in eine zweite Rezession fallen dürfte".

Insolvenzwelle droht

"So könnte 2021 zum Jahr der Ernüchterung werden, zumindest was die Wirtschaft betrifft", warnte Fratzscher. "Unternehmensinsolvenzen könnten deutlich steigen, da viele so stark überschuldet sind, dass sie entweder keine Bankkredite mehr bekommen oder keine mehr wollen, Rücklagen aufgebraucht haben und die Aufschiebung der Antragspflicht für Unternehmensinsolvenzen auslaufen wird."

Fratzscher geht davon aus, dass mit der andauernden zweiten Infektionswelle die Wirtschaftskrise nicht so schnell überwunden wird. Und mit den Problemen der Unternehmen würde auch die Arbeitslosigkeit steigen: "Vor allem die Schwächsten, wie die MinijobberInnen, dürften den höchsten Preis zahlen."

DIW-Präsidenten Marcel Fratzscher
Für Marcel Fratzscher vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung ist die Rezessionsgefahr längst nicht gebanntBild: DIW Berlin

Die Schwierigkeit von Vorhersagen

Für verlässliche Wirtschaftsprognosen gebe es zu viele Unwägbarkeiten, betont der Ökonom: "Wohl noch nie zuvor mussten Wirtschaftsprognosen in so kurzer Zeit so massiv verändert werden."

So sei im Januar 2020 wegen mangelnder Vorstellungskraft hinsichtlich einer Übertragung der Epidemie aus China auf Europa und die Welt noch von einem Wirtschaftsboom ausgegangen worden, schreibt Fratzscher weiter: "Dem folgte die Ernüchterung, die Rede war von einem wirtschaftlichen Armageddon."

"Mittlerweile hat die Einsicht eingesetzt, dass mit der andauernden zweiten Infektionswelle auch die Wirtschaftskrise nicht bald überwunden sein wird", schreibt Fratzscher weiter: Daher müsse der Bekämpfung der zweiten Infektionswelle oberste Priorität eingeräumt werden: "Denn deren Fortsetzung und die damit verbundenen Lockdowns bis in den Frühling hinein würden einen massiven und permanenten Schaden verursachen."

dk/sti (dpa, afp, epd)