Corona-Lage in Paris spitzt sich zu
2. Oktober 2020In Paris sind nach Angaben von Gesundheitsminister Olivier Véran alle drei Kriterien für die höchste Corona-Warnstufe erfüllt: Die Zahl der Neuansteckungen liegt mit 263 pro 100.000 Einwohner über der kritischen Marke von 250 Fällen; unter älteren Menschen liegt sie mit 105 über der Warnstufe von 100. Auch das dritte Kriterium einer 30-prozentigen Auslastung der Intensivbetten in den Krankenhäusern ist erfüllt.
In Paris und den Vorstädten habe sich die Situation zuletzt rapide verschlechtert, sagte Véran. Wenn sich die Entwicklung in den kommenden Tagen bestätige, habe die Regierung "keine andere Wahl" als dort am Montag die "maximale Alarmstufe" auszurufen. Damit könnten ab Wochenbeginn alle Bars und Restaurants geschlossen sowie zum Verzicht auf Familienfeiern aufgerufen werden, teilte Véran am Donnerstag in seinem wöchentlichen Lagebericht mit. "Wir werden die Indikatoren am Sonntag mit der Pariser Bürgermeisterin und allen gewählten Vertretern überprüfen."
Es gebe eine "sehr besorgniserregende" Entwicklung auch in mehreren anderen großen Städten, so Véran. Dazu zählten etwa Lille, Lyon oder Grenoble. Auch hier könnte bald die "maximale Alarmstufe" ausgerufen werden.
Bisher gilt in Frankreich die höchste Alarmstufe für das Überseegebiet Guadeloupe und in Marseille. In der südfranzösischen Hafenstadt mussten die Restaurants und Bars daher bereits schließen - dagegen hatte es massiven Protest gegeben. In Paris müssen Bars bisher um 22 Uhr schließen, Restaurants dürfen auch länger geöffnet bleiben. Allerdings dürfen sie Alkohol nur im Zusammenhang mit einer Mahlzeit ausschenken.In ganz Frankreich wurden zuletzt mehr als 15.000 Neuansteckungen innerhalb von 24 Stunden registriert - knapp unter dem Höchststand von mehr als 16.000 aus der vergangenen Woche.
Madrid fast wieder im Lockdown
In der spanischen Hauptstadt soll es wegen hoher Corona-Zahlen wieder drastische Einschränkungen geben. Die Zentralregierung hat beschlossen, die Stadt abzuriegeln, gegen den Willen der Regionalregierung. Die Bewegungsfreiheit der Menschen und soziale Kontakte werden eingeschränkt. Es soll nur noch der Weg zur Arbeit, zur Schule oder zum Einkaufen erlaubt sein. Madrid wäre damit die erste europäische Großstadt, die erneut ähnliche Maßnahmen wie zu Zeiten des Lockdowns ergreifen würde. Die Anordnung soll in den kommenden Tagen in Kraft treten.
Die Regionalregierung von Madrid will die Anordnung vor Gericht allerdings noch anfechten. Sie hält eine weitgehende Abriegelung der Stadt trotz der hohen Zahl an Corona-Infektionen angesichts befürchteter wirtschaftlicher Schäden für unverhältnismäßig.
Madrid ist zu einem Brennpunkt der Pandemie in Westeuropa geworden. Die Stadt hat mit mehr als 850 Fällen auf 100.000 Einwohner die derzeit höchste Infektionsrate in Europa. Ein Fünftel aller Corona-Tests fällt dort positiv aus und die Intensivstationen sind zu mehr als 40 Prozent mit COVID-19-Patienten belegt. Mehrere Stadtteile sind bereits abgeriegelt.
Frankreich und Spanien gehören zu den am stärksten von der Pandemie betroffenen Staaten Europas. Die Zahl der Todesfälle in Verbindung mit Corona liegt in beiden Ländern derzeit jeweils um die 32.000.
qu/ack (dpa, afp, rtr)