Wie Corona die deutsche Sprache beeinflusst
6. Dezember 2021Ja, es gibt sie, die harmlosen und kuriosen Begriffe, die sich ihren Platz in der deutschen Sprache gesichert haben. "Männerdutt" etwa, oder das "Feierbiest". Doch ein Blick auf die am Montag (6. Dezember) vom Leibniz-Institut für Deutsche Sprache in Mannheim vorgestellte Einträge im Neoligismenwörterbuch mit neu geschaffenen Begriffen in den Jahren 2011 bis 2021 legt nahe, dass die Gegenwart für Schönes nicht viel parat hält.
So stehen Begriffe wie "Betrugssoftware", "Mietenwahnsinn" oder "Hasskriminalität" darauf, Bedrohungen und Manipulationen also, die in unserem Alltag offensichtlich wie selbstverständlich zur Normalität geworden sind.
Zwischen "Impfneid" und "Youtubeyoga"
In den vergangenen beiden Jahren sind die Neuschöpfungen zudem vor allem durch die Corona-Pandemie geprägt worden, die für sich genommen ohnehin kein Grund für Freudensprünge ist und entsprechend auch kaum Potenzial für positive Begriffe lieferte.
Schließlich beschreibt "Impfneid" das moralisch eher fragwürdige Gefühl, das manche Menschen ereilte, weil sie jenen, die vor ihnen mit dem Impfen an der Reihe waren (also meist Ältere oder Vulnerable), eben diesen Vorzug neideten.
Insgesamt hielten mehr als 2000 neue Begriffe mit einem Bezug zur Pandemie Einzug in den deutschen Wortschatz, darunter auch die gerade aktuelle "Boosterimpfung". Wie schön sorgenfrei wirkten dagegen in der Vergangenheit Begriffe wie der Neologismus aus Nudeln und Zucchini "Zoodles".
Gesellschaftlicher Wandel
Aber auch Neuerungen im Sport haben es in den Sprachgebrauch geschafft, darunter die "Faszienrolle" oder das "Youtubeyoga". Aus aktuellem Anlass wurde die "Zukunftskoalition" aufgenommen, obwohl der Begriff in den 1990er-Jahren schon mal auftauchte, dann aber in der Mottenkiste verschwand. Auch gesellschaftliche Entwicklungen finden Niederschlag, stellvertretend für die Verkehrswende sind "Radschnellwege" und "Mikromobilität" ins Neologismen-Wörterbuch des Leibniz-Instituts gezogen.
Übrigens können Begriffe aus der Sammlung des Leibniz-Instituts auch wieder verschwinden, sobald sie im alltäglichen Sprachgebrauch keine Rolle mehr spielen. Ein Schicksal, das hoffentlich auch die Pandemie-Begriffe ereilt - besonders, wenn sich das Wort des Jahres 2021 durchsetzt: der Wellenbrecher.