Corona: Volle Ränge, leere Ränge
28. November 2021Im Überschwang der Gefühle war es Mark Uth zu verzeihen, nicht an die bedrohliche Corona-Lage gedacht zu haben. Wenn die Südtribüne "singt, tanzt, lacht, trinkt", sagte der Kölner Stürmer nach dem Derbysieg gegen Mönchengladbach, da gebe es kein "schöneres Gefühl". Die Bilder von 50.000 feiernden Menschen dicht an dicht und entgegen der zu späten Anweisung des Gesundheitsamtes oftmals ohne Masken verursachten bei Experten wie Kritikern dagegen genau das Gegenteil.
"Übermüdet und am Ende der Kraft"
In der Fußball-Bundesliga verdichtet sich an diesem 13. Spieltag wieder einmal der lähmende Streit über den richtigen Umgang mit der Pandemie. "Volle Fußballstadien. Ich frage mich, was die, die auf Intensiv arbeiten, von diesem Land denken, wenn sie das übermüdet und am Ende der Kraft sehen", twitterte die Co-Fraktionschefin der Grünen, Katrin Göring-Eckardt, am Samstag ungefähr zu der Zeit, als sich in Köln der Derbyrausch vom Stadion in die Straßenbahnen und Kneipen verlagerte. In der Arena galt die 2G-Regel, die den Zutritt von ungeimpften Fans ausschließt.
"Geisterspiele kommen"
In Baden-Württemberg reagierte die Politik am Sonntag und kündigte in dem Bundesland schon bald wieder Geisterspiele an. Die vom Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Bündnis 90/Die Grünen) geführte Landesregierung wolle am Montag und Dienstag über Corona-Verschärfungen beraten, sagte Regierungssprecher Arne Braun der Deutschen Presse-Agentur. "Aber es ist klar, dass im Profifußball Geisterspiele kommen", sagte Braun weiter.
Angesichts der dramatischen Lage im Bundesland Sachsen war RB Leipzig aktuell der einzige Bundesligist, der bereits vor leeren Rängen spielen musste. "Es ist auf jeden Fall ein Nachteil und es trifft uns nicht nur wirtschaftlich, sondern möglicherweise auch sportlich. Man muss im leeren Stadion große Spiele spielen, bei denen es um viel geht", sagte Club-Boss Oliver Mintzlaff bei DAZN. Auch gegen Manchester City müssen die Fans am 7. Dezember draußen bleiben.
Vier Tage nach der 5:0-Party im ausverkauften Stadion des FC Brügge erlebte RB in der eigenen Arena das Kontrastprogramm - und kam damit nicht zurecht. Griffigkeit, Mentalität, Einsatz passten nicht, obwohl der für den coronakranken Coach Jesse Marsch an der Linie stehende Beierlorzer auf seine Sieger-Elf aus Belgien gesetzt hatte. Aber der "zwölfte Mitspieler", der fehlte unverkennbar.
ml/gri (dpa, SID)