Corona-Zahlen: Kurve mit Tücken
25. Januar 2021Der positive Trend setzt sich fort: Die Kurve der COVID-19-Fälle in Deutschland zeigt weiter nach unten. Die deutschen Gesundheitsämter haben dem Robert-Koch-Institut (RKI) aktuell 6729 Corona-Neuinfektionen binnen eines Tages gemeldet. Außerdem gab es in Deutschland im Zusammenhang mit der Pandemie 217 neue Todesfälle.
Vergangenen Montag hatte das RKI 214 neue Todesfälle und 7141 Neuinfektionen binnen 24 Stunden verzeichnet. Das wäre bei den Ansteckungen im Wochenvergleich ein Rückgang um gut 400 Infektionen, umgerechnet ein Minus von fast sechs Prozent.
Der Rückgang könnte sogar noch stärker ausgefallen sein, weil vergangenen Montag zunächst nicht alle Informationen vorlagen. So hatte das Bundesland Rheinland-Pfalz seine Daten nur unvollständig übermittelt. Weitere Einschränkung bei der Datenanalyse: An Montagen sind die erfassten Fallzahlen meist geringer, unter anderem weil am Wochenende weniger getestet wird.
Die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz - also die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche - hat in Deutschland derzeit einen Wert von 111,2. Sie ist damit in etwa gleich hoch wie am Vortag. Angestrebt ist ein bundesweiter Wert von unter 50. Davon ist Deutschland also noch weit entfernt.
Warnung vor Mutanten
Experten rechnen damit, dass die Zahlen sogar wieder ansteigen werden. Grund sind die entdeckten Virus-Mutationen, die als sehr viel stärker ansteckend gelten. Die Bundesregierung mahnt die Bürger deshalb zur Vorsicht und will an eine Lockerung der bestehenden Anti-Corona-Maßnahmen gar nicht denken. Kanzleramtschef Helge Braun ist überzeugt davon, dass die mutierte Form des Coronavirus in Deutschland die Oberhand gewinnen wird.
"Wir sehen ja momentan, dass wir jetzt in mehreren Krankenhäusern auch schon mit der Mutante zu tun haben. Das heißt, das ist bei uns im Land angekommen, und deshalb wird sie irgendwann - so wie in anderen Ländern auch - die Führung übernehmen und Probleme machen", sagte Braun der ARD.
Umso wichtiger sei es nun, die Infektionszahlen "sehr stark" zu senken und damit eine weiteren Verbreitung der Mutation die Grundlage zu entziehen, fügte Braun hinzu. "Wir wollen sie so lange wie möglich aus dem Land raushalten und da, wo sie schon ist, eben sehr niedrig halten. Das wird man auf Dauer nicht schaffen", sagte Braun.
Noch härtere Einschnitte?
Das veränderte Coronavirus, dass die Bezeichnung B.1.1.7 hat, war bisher vor allem in Großbritannien aufgetreten. Ob diese Variante nicht nur leichter übertragbar sondern auch tödlicher ist, als der ursprüngliche Erreger, lässt sich bislang nicht gesichert sagen. Auch in Brasilien und Südafrika kursieren Virus-Mutationen mit wohl besonderem Risiko.
Der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach, der auch Professor für Epidemiologie ist, sieht Deutschland deshalb vor noch weitgehenderen Einschränkungen. "Wir werden einen sehr harten und sehr gut funktionierenden Lockdown brauchen", sagte er der "Bild"-Zeitung. Die neuen Varianten seien von einem ganz anderen Kaliber. Ähnlich wie der bekannte Virologe Christian Drosten von der Berliner Charité geht Lauterbach nicht davon aus, dass der Sommer mit seinen höheren Temperaturen die Ausbreitung des Virus weitgehend stoppen wird.
Angesichts der Situation waren vereinzelte Forderungen nach einem Lockdown-Ende Mitte Februar am Wochenende abgeblockt worden. "Die Bedrohungslage ist noch zu groß", hatte zum Beispiel der neue CDU-Parteichef Armin Laschet gesagt.
Trotzdem hält die Vorsitzende der Kultusministerkonferenz, Britta Ernst, erste Schulöffnungen Anfang Februar für möglich. "Sicher nicht vollständig", schränkte die brandenburgische Bildungsministerin in der "Rheinischen Post" ein. "Aber ich halte das bei entsprechender Infektionslage beispielsweise mit Wechselunterricht für möglich." Anfangs könne das auch nur für Abschlussklassen und die ersten Klassenstufen gelten.
AR/ww (rtr, afp)