Costa Rica stellt Nicaragua Ultimatum
11. November 2010Der Grenzkonflikt zwischen den beiden zentralamerikanischen Staaten Nicaragua und Costa Rica spitzt sich zu.
Costa Ricas Präsidentin Laura Chinchilla forderte das Nachbarland am Mittwoch (10.11.2010, Ortszeit) ultimativ auf, seine Soldaten innerhalb von 48 Stunden von der Insel Calero im Flussdelta des Rio San Juan zurückzuziehen. Bereits in der vergangenen Woche hatte Costa Rica, das über keine Armee verfügt, zusätzliche Sicherheitskräfte in das Grenzgebiet entsandt.
Ungeachtet dessen kündigte das nicaraguanische Parlament an, es werde beschließen, die Truppen dauerhaft an der Grenze zu stationieren und den Grenzfluss in "San Juan de Nicaragua" umzubenennen. Die Nicaraguaner baggern den Fluss derzeit aus, damit künftig auch Kreuzfahrtschiffe in ihn einfahren können.
Der Streit um die Grenzregion war vorige Woche neu aufgeflammt, als die nicaraguanische Regierung Soldaten zur Grenze schickte, die die Insel Calero besetzten und dort die Flagge Nicaraguas hissten.
"Inakzeptabel"
Chinchilla sprach von einer inakzeptablen Okkupation. Nach einem Grenzabkommen aus dem 19. Jahrhundert gehöre Calero zu Costa Rica. Dem widersprach Nicaraguas Präsident Daniel Ortega. Die Lage sei "eindeutig".
Nach einem Treffen mit dem Generalsekretär der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS), Jose Manuel Insulza, kündigte Chinchilla an, den Grenzkonflikt vor den UN-Sicherheitsrat zu bringen, sollte die OAS keine Lösung finden. Insulza hatte in den vergangenen Tagen Costa Rica und Nicaruagua besucht und das umstrittene Grenzgebiet inspiziert. Doch seine bisherigen Vermittlungsbemühungen konnten den Konflikt nicht beenden.
Eigentlich war schon im vergangenen Jahr der Streit um die Grenzziehung vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag beigelegt worden. Demnach gehört der Fluss zu Nicaragua, die Gebiete rechts des Hauptstromes aber zu Costa Rica.
Konfliktauslöser Google
Bei der Besetzung der Insel Calero ließen sich die nicaraguanischen Truppen von der Grenzziehung des Internet-Kartendienstes "Google Maps" leiten. Google räumte inzwischen Fehler in seiner Karte ein. Die Fehlermarge im Grenzverlauf liege bei bis zu 2,7 Kilometern, erklärte das kalifornische Unternehmen nach Gesprächen mit Vertretern des US-Außenministeriums. Das Ministerium habe eine korrigierte Version der Karte geliefert, auf dieser Grundlage solle die Karte bei "Google Maps" überarbeitet werden. Der Außenminister von Nicaragua, Samuel Santos, wandte sich jedoch gegen eine Überarbeitung der Google-Karte. Schließlich sei diese "korrekt".
Autoren: Christian Walz / Marco Müller (dpa, afp)
Redaktion: Oliver Pieper