Crystal Meth
5. Juli 2014Crystal Meth ist eine Droge, die Suchtforschern zunehmend Sorge bereitet. Wenn Crystal Meth auf Dauer genommen wird, kann es zu erheblichen organischen und auch psychischen Schäden führen. Es tötet Nervenzellen ab und kann zu irreversiblen Hirnschäden führen. Die Droge gehört zu den Amphetaminen. Der Konsum kann den Konsumenten aggressiv und gewalttätig machen. Das kristalline Pulver - auch Ice genannt - wird geschnupft, geschluckt, geraucht oder auch intravenös verabreicht, und die Droge ist einfach herzustellen.
In einigen Regionen in Deutschland ist der Konsum von Crystal Meth besonders hoch: in den Ländern, die in der Grenzregion zu Tschechien liegen. Dort wird die Modedroge in kleinen Laboren, in sogenannten Drogenküchen, billig hergestellt und von dort für wenig Geld nach Deutschland gebracht. Sachsen gehört zu diesen Ländern, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Bayern. "Laut Suchthilfestatistik ist in Sachsen die Zahl derjenigen, die Suchtberatungsstellen wegen Crystal Meth aufgesucht haben, innerhalb eines Jahres von vier auf 13 Prozent gestiegen", erklärt Suchtforscher Heino Stöver.
Bleibende Schäden
Crystal Meth hat psychoaktive Wirkung, lässt den Körper für lange Zeit auf Hochtouren laufen. Der kann sich darauf einstellen, gewissermaßen regelmäßig geweckt und wachgehalten zu werden. Körpereigene Prozesse werden unterbunden. Wird die Droge abgesetzt, kommt es zur gegenteiligen Wirkung: Der Meth-Abhängige kann ohne Droge nicht mehr schlafen, obwohl er müde ist, hat Probleme, sich zu konzentrieren.
Bei jahrelangem Konsum kann es zu erheblichen, gesundheitlichen Folgen kommen. Vielen fallen die Zähne aus, sie nehmen stark ab, altern innerhalb kürzester Zeit um Jahre. Im Extremfall kann es schon wenige Monate nach der ersten Einnahme zu solch verheerenden Wirkungen kommen. Schlimmer noch: Diese Schäden, so Stöver, seien nicht mehr rückgängig zu machen.
Schon lange bekannt
Bekannt ist Crystal Meth schon seit langem - früher unter dem Handelsnamen Pervitin - eingesetzt als Aufputschmittel bei Übermüdung. Es wurde im Zweiten Weltkrieg konsumiert und breitflächig eingesetzt. Viele Panzerkommandanten nahmen es ein oder Piloten - Menschen also, die lange Nachteinsätze bewältigen mussten. Aus diesem Grund nähmen auch heute Leute Crystal Meth, sagt Heino Stöver. "Menschen, die ihre Arbeitsleistung steigern wollen, Studierende, Menschen in besonders stressigen Berufen oder die kurzfristig länger durcharbeiten müssen."
In Deutschland sei Crystal Meth zunächst in der Party-Szene genommen worden, etwa bei Techno-Partys. Mit der Droge konnten die meist jüngeren Leute länger durchhalten und durchtanzen. Die Substanz sei auch mit erhöhtem Sexualverhalten assoziiert worden, so Stöver.
Der Experte ist der Ansicht, dass in der Drogenbekämpfung, in der Suchtberatung und bei der Prävention noch viel passieren muss, vor allem wenn es um Crystal Meth geht. "Mit der normalen 'Business-as-usual'-Politik können wir das Problem nicht lösen."
Er fordert neue Ansätze. Dazu gehören für ihn mehr Personal und eine verbesserte Informationsstrategie. Man könne die Kenntnisse ehemaliger Crystal Meth-Konsumenten nutzen, die in etwa im selben Alter seien wie die noch Abhängigen. "Die Mitarbeiter in den Suchtberatungsstellen sind meist älter. Die sind für junge Leute vielleicht nicht so glaubwürdig als Menschen, die eben über eigene Erfahrungen mit Crystal Meth verfügen. Das ist sehr viel authentischer und effektiver."