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Karikaturenstreit reloaded

14. Februar 2008

Karikaturenstreit, die zweite: Dänische Zeitungen haben die umstrittenen Mohammed-Karikaturen erneut abgedruckt, nachdem ein Mordkomplott gegen deren Zeichner aufgedeckt wurde. Die islamische Welt ist empört.

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Indonisische Demonstranten verbrennen die dänische Flagge (6.2.2006, Quelle: AP)
Drohen erneut antidänische Ausschreitungen wie 2006 in Indonesien?Bild: AP

Der Karikaturenstreit zwischen Dänemark und der muslimischen Welt droht wieder zu entflammen: Nachdem am Mittwoch zahlreiche Zeitungen in Dänemark aus Protest eine der umstrittenen Mohammed-Karikatur erneut abdruckten, die vor zwei Jahren eine beispiellose Protestwelle ausgelöst hatten, reagiert jetzt der Iran und bestellt Dänemarks Botschafter ein.

Gebäude der dänischen Zeitung "Jyllands-Posten" (Archiv, Quelle: DPA)
Die dänische Zeitung "Jyllands-Posten" druckte die Karikaturen erneutBild: picture-alliance/ dpa/dpaweb

Wie das staatliche Fernsehen am Donnerstag (14.2.2008) berichtete, verurteilten iranische Regierungsvertreter den Abdruck bei dem Treffen mit dem Diplomaten scharf. Sie forderten, dass die Regierung in Kopenhagen in dem Fall eine "ernste Haltung" einnehme und eine Wiederholung verhindere.

Zwölf Zeitungen druckten die Karikaturen erneut ab

Führende dänische Zeitungen reagierten mit dem Wiederabdruck der Karikaturen auf die Aufdeckung von Mordplänen gegen den Karikaturisten der Zeitung "Jyllands-Posten", Kurt W. (73) vom Vortag. W. hatte den Propheten als finsteren, vollbärtigen Mann mit einer Bombe samt brennender Zündschnur im Turban porträtiert. Die Zeitungen wollten nach eigenen Angaben damit demonstrieren, dass sie weiter für das Recht auf Meinungsfreiheit eintreten. "Die Zeitung ("Jyllands-Posten") verdient bedingungslose Solidarität, wenn sie mit Terror bedroht wird", hieß es in einem Kommentar der linken "Politiken".

Dänische Muslime verurteilten den Schritt: "Unsere Leute werden sich jetzt noch isolierter fühlen", sagte der dänische Imam Mostafa Chendid der Nachrichtenagentur Reuters. "Die Veröffentlichung der Karikatur beleidigt unsere intellektuellen Fähigkeiten. Wir sind nicht gegen die Meinungsfreiheit, aber wir sind dagegen, dass Muslime in Dänemark weiter diskriminiert werden."

Bilanz 2006: Mindestens 50 Opfer

Die größte dänische Zeitung "Jyllands-Posten" hatte die zwölf Mohammed-Karikaturen im September 2005 veröffentlicht und wurde auch von anderen heimischen Medien wegen der bewussten Verletzung des islamischen Abbildungsverbotes für den Propheten kritisiert. Nach der Erstveröffentlichung waren drei dänische Botschaften angegriffen worden. Bei Unruhen im Nahen Osten, Afrika und Asien starben mindestens 50 Menschen. Seitdem sind mehrere Muslime in Dänemark schuldig gesprochen worden, zum Teil aus Protest gegen die Karikaturen Bombenanschläge geplant zu haben.

Iraner verbrennen dänische Flagge (6.2.2006, Quelle: AP)
Weltweit brannten 2006 dänische Flaggen - wie hier im IranBild: AP

Die Chefredakteurin der konservativen Zeitung "Berlingske Tidende", Lisbeth Knudsen, erklärte am Mittwoch zur erstmaligen Veröffentlichung einer Mohammed-Karikatur in ihrem Blatt: "Die neue Lage mit Morddrohungen gegen einen dänischen Karikaturisten erfordert ein klares, unzweideutiges und aktives Bekenntnis dazu, dass wir in Dänemark keine Einschränkung der Meinungsfreiheit akzeptieren oder uns zu Geiseln von religiösem Fanatismus machen lassen."

Mordkomplott gegen Karikaturisten aufgedeckt

Die Polizei hatte am Dienstagabend einen der drei wegen des Mordplanes in Århus festgenommenen Männer, einen Dänen marokkanischer Abstammung, wieder auf freien Fuß gesetzt. Zwei in Dänemark lebende Tunesier sollen bis zu ihrer bereits ministeriell verfügten Ausweisung in Abschiebehaft bleiben. Der polizeiliche Geheimdienst PET begründete die Freilassung des 40-jährigen Dänen damit, dass man zur Vereitelung eines Anschlages "in einem sehr frühen Stadium" der Vorbereitungen eingeschritten sei. Der Mann bleibe unter Beobachtung.

Juristen kritisierten, dass es für die beiden Tunesier im Alter von 36 und 25 Jahren keine juristische Möglichkeit zur Anfechtung ihrer Ausweisung gebe. Die Justizbehörden wandten dabei eine Bestimmung im neuen Antiterror-Gesetz an, wonach bei Gefahr für die Sicherheit des Landes in Dänemark lebende Ausländer ohne richterliche Prüfung ausgewiesen werden können. Voraussetzung ist nur, dass der Geheimdienst einen entsprechenden Verdacht hegt.

In Stockholm meldeten Zeitungen am Mittwoch, dass der schwedische Geheimdienst Säpo ebenfalls Pläne für einen Anschlag auf den Zeichner Lars V. aufgedeckt hat. V. hatte ein Bild mit Mohammed als Hund veröffentlicht. (mg)