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Eriksen aus dem Krankenhaus entlassen

18. Juni 2021

Dänemarks Christian Eriksen ist nach seinem Herzstillstand bei der Euro 2020 und anschließender OP aus dem Krankenhaus entlassen worden. Der 29-Jährige könnte mit einem Defibrillator in Zukunft wieder Fußball spielen.

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Europameisterschaft 2020 - Group B - Dänemark v Finnland
Bild: HANNAH MCKAY/REUTERS

Der dänische Mittelfeldspieler Christian Eriksen ist nach seinemKollaps beim EM-Spiel zwischen Dänemark und Finnland aus dem Krankenhaus in Kopenhagen entlassen worden. Wie der dänische Fußballverband DBU am Freitagnachmittag mitteilte, sei die OP, bei der Eriksen ein Defibrillator eingesetzt wurde, gut verlaufen. Der 29-Jährige besuchte am Freitag nach DBU-Angaben das dänische Team in Helsingör und reiste von dort nach Hause zu seiner Familie. Eriksen bedankte sich für die vielen Grüße, die er im Krankenhaus erhalten hatte: "Das war unbeschreiblich." Die Operation sei gut verlaufen, "mir geht es den Umständen entsprechend gut". Seine Teamkollegen wiederzusehen, sei "wirklich großartig" gewesen.

Die Einsetzung eines sogenannten ICD (Implantierbarer Kardioverter-Defibrillator) sei von nationalen und internationalen Experten übereinstimmend als Behandlungsmethode vorgeschlagen worden. "Nach verschiedenen Untersuchungen des Herzens von Christian wurde entschieden, dass ihm ein Defibrillator implantiert wird", hatte der dänische Verband am Donnerstag mitgeteilt. Ein derartiges Gerät werde "nach einem Herzinfarkt aufgrund von Rhythmusstörungen benötigt".

Der implantierte Defibrillator funktioniert so, dass er Herzrhythmusstörungen registriert und diese mit einem Stromstoß einer Spannung von bis zu 750 Volt durchbricht, sodass das Herz anschließend wieder in seinem normalen Rhythmus schlägt. Die Elektroden des ICD befinden sich in der Herzkammer, mit direktem Kontakt zum Herzmuskel.

Fußball EM Euro 2021 | Christian Eriksen
Gruß vom Krankenbett: Drei Tage nach seinem Kollaps meldete sich Christian Eriksen via TwitterBild: DBU/AP/picture alliance

Notärzte und Sanitäter hatten Eriksen nach seinem Herzstillstand im ersten Gruppenspiel gegen Finnland mit Wiederbelebungsmaßnahmen das Leben gerettet.

Eckstein und Engelbrecht mit Defibrillator

Neben der deutschen Stabhochspringerin Katharina Bauer, die seit 2018 mit einem Defibrillator lebt, gibt es in Deutschland auch zwei prominente Beispiele von Fußballern, die einen implantierten Defibrillator tragen. Nach seiner Karriere als Bundesliga-Profi erlitt der ehemalige Nationalspieler und EM-Teilnehmer von 1988, Dieter Eckstein, bei einem Prominentenspiel im Alter von 47 Jahren einen Herzinfarkt mit Kammerflimmern auf dem Platz. Er wurde gerettet und bekam später einen Defibrillator eingesetzt. Trotz der Einschränkung spielt der heute 57-Jährige in der Traditionsmannschaft des 1. FC Nürnberg.

Deutlich jünger als Eckstein war Daniel Engelbrecht, als er im Juli 2013 auf dem Fußballplatz plötzlich zusammenbrach. "Von jetzt auf gleich habe ich gemerkt, wie mir schwindelig geworden ist, dass ich die Leute um mich herum nicht mehr gehört habe, mir langsam schwarz vor Augen geworden ist", beschrieb der heute 30-Jährige den Zwischenfall in der RTL-Sendung "Stern TV". "Und dann bin ich zusammengebrochen."

Nach Ohnmacht noch weitergespielt

Der damals 22-jährige Stürmer des Drittligisten Stuttgarter Kickers wachte nach kurzer Ohnmacht wieder auf und spielte sogar noch einige Minuten lang weiter, bevor er ausgewechselt wurde.

Daniel Engelbrecht (Stuttgarter Kickers)
Daniel Engelbrecht arbeitet heute als Fußball-Jugendtrainer und MotivationscoachBild: Robin Rudel/picture alliance/Herbert Rudel

Anschließend stellten man eine Herzmuskelentzündung bei ihm fest - offenbar hatte er einen grippalen Infekt verschleppt. Es folgte eine einjährige Sportpause. Danach rieten die Ärzte zum Karriereende, weil sich durch die Entzündung Narbengewebe im Herzmuskel gebildet hatte und es zu chronischen Herzrhythmusstörungen kam. Doch Engelbrecht kämpfte um seine Rückkehr als Fußballer und bekam einen Defibrillator eingesetzt. Im November 2014 war er der erste Fußballprofi in Deutschland, der mit implantiertem "Defi" auf dem Platz stand.

Allerdings kam er nicht mehr auf das alte Leistungsniveau und so dauerte seine aktive Karriere nicht mehr lange. Sie fand im weiteren Verlauf nur noch in der viertklassigen Regionalliga statt. 2017 beendete er seine Laufbahn als Profi-Fußballer auf Anraten der Ärzte, weil erneut Herzprobleme auftraten. Insgesamt löste der Defibrillator seit seiner Einsetzung bei Engelbrecht dreimal aus, als bei ihm Herzrhythmusstörungen auftraten.

"Tritte gegen den Brustkorb"

"Der Defi jagt den Strom durch den ganzen Körper", erklärte Engelbrecht bei "Stern TV". "Ich hatte das Pech, dass ich die drei Male, in denen ich geschockt wurde, bei vollem Bewusstsein mitbekommen habe. Das sind Schmerzen, die ich nicht beschreiben kann. Es ist, als ob man innerlich verbrennt, während einem von außen jemand immer wieder feste gegen den Brustkorb tritt."

Dass der ICD seine Aufgabe erfüllt, beweist auch das Beispiel Anthony Van Loo. Der ehemalige belgische Fußball-Profi bekam 2008 einen Defibrillator eingesetzt, der ihm zweimal in seiner weiteren Sportlerkarriere während eines Spiels das Leben rettete. 2009 kollabierte Van Loo in einem Ligaspiel für Roeselaere infolge einer Arrythmie, die von seinem ICD erfolgreich durchbrochen wurde. Im Mai 2018 - in Diensten des KV Kortrijk - brach Van Loo erneut auf dem Platz zusammen. Ende 2018 beendete er mit 30 Jahren seine Profikarriere.