Da wo's schön ist
23. Januar 2007Am Mittwoch (24.1.) beginnt sie wieder - die Nabelschau der Weltverbesserer in Davos. Angela Merkel wird das Weltwirtschaftsforum in den Schweizer Alpen eröffnen. Die deutsche Bundeskanzlerin kommt als Vorsitzende der Gruppe der acht größten Industrienationen (G8). Sie ist eine der wichtigsten Persönlichkeiten in der Schaar der top-prominenten Gäste, die Jahr für Jahr in den angesagten Schweizer Ski-Ort strömen.
"Die Verschiebung des Machtgleichgewichts" ist das Haupt-Thema des Treffens. Unter diesem Motto - wie jedes Jahr sehr weit und allgemein gefasst - wollen die Verantwortlichen um den fast 70-jährigen Gründer Klaus Schwab Themen wie Klimawandel, Globalisierung und die Entwicklungen des Internets in über 220 Panels, Diskussionsrunden und Workshops besprechen.
Mit rund 2500 hochrangigen Teilnehmern aus Politik, Wirtschaft und Society ist zu rechnen. Er sei ein wenig besorgt, sagte Schwab auf einer Pressekonferenz - aber nicht pessimistisch, angesichts der derzeit positiven Stimmungslage in der Weltwirtschaft, die die drängenden Probleme und Fragen in den Hintergrund treten lasse. Er schaue nach vorne und freue sich auf gut zwei Dutzend Staats- und Regierungschefs wie den britischen Premier Tony Blair, den südafrikanischen Präsidenten Thabo Mbeki, Jordaniens König Abdullah und den brasilianischen Staatschef Luiz Inacio Lula da Silva.
Wirtschaft und Kultur together
Dazu kommen die Chefs von 73 der 100 größten Unternehmen der Welt, darunter René Obermann von der Deutschen Telekom, Dieter Zetsche von DaimlerChrysler, der Chairman von Google, Eric Schmidt, und Microsoft-Gründer Bill Gates. Für den Celebrity-Faktor und ein wenig Glanz in den Schweizer Bergen sollen Stammgäste wie der U2-Sänger Bono und Kollege Peter Gabriel sorgen.
Abgesagt haben nach Angaben der Veranstalter Arnold Schwarzenegger und Angelina Jolie. "Schade", sagt Brian Martel aus Kalifornien in den USA, der seinen Gouverneur gerne persönlich erlebt hätte. Er sucht Investoren für Umwelttechnologie und baut Business- und Finanzierungsmodelle im Umweltbereich. "Ich bin zum ersten Mal hier und möchte interessante Leute treffen, potentielle Geschäftspartner finden und Geschäfte anbahnen. Abschlüsse erwarte ich von dem Treffen nicht, aber die können ja durchaus später erfolgen."
Vier Tage in vier Monaten
Ferdinand Piech, auch ein Stammgast in Davos, wird zitiert, er brauche vier Monate, um annähernd so viele interessante Menschen zu treffen wie während der vier Tage des Weltwirtschaftsforums. Das Ziel vieler Entscheider: In angenehmer Atmosphäre mögliche Deals zu besprechen und sie im Anschluss festzuzurren.
Politisch hat Davos immer mal wieder für Schlagzeilen gesorgt. Hier trafen sich zu Lebzeiten der Palästinenser-Präsident Jassir Arafat und Shimon Peres, der sich auch in diesem Jahr wieder angekündigt hat, um den Friedensprozess im Nahen Osten in Gang zu bringen. Im Januar 1990 besprach Helmut Kohl Details der deutschen Wiedervereinigung mit dem damaligen DDR-Ministerpräsidenten Hans Modrow.
Neuer Schwung für den Welthandel?
In diesem Jahr erwarten viele erste Signale für eine Wiederaufnahme der Gespräche zur Liberalisierung des Welthandels. Seit dem Abbruch der Doha-Welthandelsrunde streiten die USA, Europa und die Schwellen- und Entwicklungsländer über Schutzzölle und Agrarsubventionen. Chancen bestehen, immerhin sind Pascal Lamy, der Chef der Welthandelsorganisation WTO, und EU-Handelskommissar Peter Mandelson sowie einige Vertreter der Schwellen- und Entwicklungsländer vor Ort.
Damit neben anstrengenden Gesprächen und schwierigen Verhandlungen auch der Spaß nicht zu kurz kommt, gibt es jeden Abend jede Menge Partys und Empfänge, auf denen sich die teilnehmenden Firmen und ihre Entscheider ausgiebig feiern. Hoch im Kurs stehen in diesem Jahr die Focus-Night des Burda-Verlags und das Google Get-Together. Traditionell beendet wird das Forum am Sonntag (28.1.) mit einem ausgiebigen Ski-Rennen. Und oben auf dem Gipfel herrscht Schneesicherheit, da sind sich alle einig und freuen sich schon jetzt.