Darum ist es am Rhein so schön
Dichter und Gelehrte, Kurfürsten und Burgherren, Romantiker und Schwärmer haben bereits im frühen 19. Jahrhundert das Hohelied des Rheins gesungen. Für sie stand fest, wo der Strom besonders schön ist: zwischen Koblenz und Rüdesheim. Das Mittelrheintal, das nun, wie die Wachau in Niederösterreich und das Loire-Tal in Frankreich, zu den besonders schützenswerten Fluss- und Weinlandschaften zählt, hat eine einzigartige Dichte von Burgen und Schlössern. Es gibt historische Stadtbilder mit schönen Promenaden wie etwa in Boppard oder Bacharach. Und eine wunderschöne Landschaft, die einzigartig ist mit steil aufschießenden Weinhängen.
Burgen, Schlösser und Kirchen
40 Burgen und Burgruinen säumen den Rhein auf diesem Abschnitt - Relikte früherer Kleinstaaterei. Die echten Rheinburgen entstanden größtenteils im 13. und 14. Jahrhundert. Heute sind einige von ihnen in Privatbesitz, so die Burg Katz in St. Goarshausen. Andere, wie Burg Klopp in Bingen, Burg Reichenstein in Trechtingshausen oder Burg Sooneck in Niederheimbach, sind als Museen eingerichtet. Und wieder andere, wie die Schönburg in Oberwesel oder Burg Gutenfels in Kaub, werden als Schlosshotels geführt. Auf der Marksburg in Braubach, der einzigen unzerstörten Höhenburg am Mittelrhein, hat die Deutsche Burgenvereinigung ihren Sitz. In den Sommermonaten bilden Burgen, Schlösser und alte Kirchen den Rahmen für Konzerte.
Pure Rheinromantik
Die deutsche Romantik hatte am Mittelrhein einen ihrer Kristallisationspunkte: den Loreley-Felsen, der heute noch als so typisch empfunden wird, dass er zum offiziellen Besuchsprogramm von Staatsgästen gehört. Jährlich reisen eine halbe Million Menschen zu dem berühmten Felsen bei St. Goarshausen. Auf dem Felsplateau steht eine Steinplastik, unten in der Hafenmole eine Bronzefigur, und alle zwei Jahre wird eine attraktive, selbstredend blonde junge Frau zur Loreley gekürt.
Ein gequälter Fluss
Natürlich sind im 20. Jahrhundert Veränderungen eingetreten, die sich die Romantiker vor gut 200 Jahren nicht haben träumen lassen. Veränderungen auch, die es den Inspektoren der UNESCO bei der Vergabe des Welterbe-Prädikats nicht leicht gemacht haben. Denn der Rhein ist ein gequälter Fluss, wird mit Chemie malträtiert, mit Abwässern belästigt. Die schmucken Orte an seinen Ufern werden an Wochenenden von Tagesbesuchern, im Herbst von Kegelbrüdern und -schwestern überrannt. In keiner Straße am Rhein versammelt sich täglich so viel Volk wie in der schmalen Drosselgasse in Rüdesheim.
Kein Tal unter einer Käseglocke
Das Mittelrheintal soll mit seinen Burgen, Schlössern, mittelalterlichen Orten und berühmten Weinlagen unter dem Schutz der UNESCO als, wie es heißt, "einmalige und unverwechselbare Kulturlandschaft erhalten und entwickelt werden". Zum ersten Mal wurde damit in Deutschland nicht ein Denkmal, sondern eine sich fortentwickelnde Kulturlandschaft ausgezeichnet. Mit dem Prädikat Welterbe wird also nicht eine große Käseglocke über das Tal gestülpt. Im Gegenteil - man hofft nun am Mittelrhein künftig verstärkt Kulturtouristen begrüßen zu können. Nach Jahren des Sauf- und Schunkeltourismus wäre dies zu wünschen.