Das ABC des deutschen Schulsystems
In jedem deutschen Bundesland ein anderes Schulsystem - gar nicht so einfach zu verstehen. Die richtige weiterführende Schule zu finden, kann daher zur Mammutaufgabe werden. Unser Bildergalerie verschafft den Durchblick.
Vom Kleinkind bis zum Teenager
Bis zum sechsten Lebensjahr besuchen die Kleinen den Kindergarten. Danach beginnt die Schulpflicht - mindestens bis zum 15. Lebensjahr bzw., je nach Bundesland, der 9.oder 10 Klasse. Hausunterricht ist nur in Ausnahmefällen, wie zum Beispiel bei schwerer Krankheit, erlaubt.
Die Grundschule
Den ersten Schultag versüßen die Eltern ihren Kindern mit einer Schultüte voller Leckereien, danach beginnt der "Ernst des Lebens". Das Bildungssystem wird in Deutschland nicht von der Bundesregierung, sondern von den einzelnen Bundesländern gestaltet. In den meisten Ländern gehen die Kinder vier Jahre in die Grundschule, bevor sie in die weiterführende Schule kommen, in Berlin allerdings sechs.
Auf Empfehlung des Lehrers
Bevor Grundschüler auf eine weiterführende Schule wechseln, sprechen die Lehrer eine Empfehlung aus, welche Schulform für das Kind am besten geeignet ist: das Gymnasium, die Gesamtschule oder doch Real-oder Hauptschule? Allerdings hören vor allem in Nordrhein-Westfalen die wenigsten Eltern auf den Rat des Klassenlehrers und schicken ihr Kind dann doch auf die Schule ihrer Wahl.
Das Gymnasium
Die Schule für künftige Akademiker bereitet die Kinder auf ein Studium an der Universität vor. Abgeschlossen wird das Gymnasium nach der 12. oder 13. Klasse mit der Fachhochschulreife oder dem Abitur. Auf dem Stundenplan steht alles von Mathematik über Chemie und andere Naturwissenschaften bis hin zu Sprachen, Sozialkunde, Kunst und Musik, Philosophie und Sport.
Die Realschule
Realschüler lernen in den meisten Bundesländern von der 5. bis zur 10. Klasse. Der Stoff ist fast der gleiche wie im Gymnasium, jedoch werden u.a. weniger Sprachen gelehrt. Die Realschule soll die Schüler auf den Besuch einer Techniker- oder Wirtschaftsschule vorbereiten. Schüler mit guten Noten können auch das Abitur machen, müssen dann aber zum Gymnasium oder in die Gesamtschule wechseln.
Die Hauptschule
An der Hauptschule wird ähnlicher Stoff wie an den weiterführenden Schulen unterrichtet, allerdings ist das Lerntempo langsamer. Es gibt viel praxisorientierte Kurse, um die Schüler auf die Berufsschule oder eine Lehre vorzubereiten. Nach dem Abschluss können Schüler immer noch zur Realschule wechseln oder sich auf einer Gesamtschule oder einem Gymnasium für das Abitur qualifizieren.
Die Gesamtschule
Die Gesamtschulen expandierten in den 1970er Jahren als schulreformerisches Kernstück der SPD-Regierung und als Alternative zum dreigeteilten Schulsystem. Gymnasium, Realschule und Hauptschule sind alle in dieser Schulform integriert. Schüler können nach der 13. Klasse ihr Abitur machen. Oder sie lernen mehr praxisorientiert und besuchen nach der 9. oder 10. Klasse eine Berufsschule.
Run auf begehrte Plätze
Fast die Hälfte aller Kinder gehen heute aufs Gymnasium. Aber auch die Gesamtschule steht hoch im Kurs. Zumal sich hier niemand sofort festlegen muss, ob er später mal eine akademische Laufbahn einschlagen oder einen praktischen Beruf ausüben möchte. In Großstädten ist die Nachfrage nach Gesamtschulplätzen derzeit höher als das Angebot: So mussten in Köln 2018 1000 Bewerber abgewiesen werden.
Die Orientierungsphase
Wenn Schülern der 5. und 6. Klasse während der Orientierungsphase im Gymnasium der Stoff zu schwer wird, sprechen sich Lehrer oft für den Wechsel zur Realschule oder auf die Hauptschule aus. Umgekehrt können Schüler mit guten Noten jetzt noch relativ problemlos auf das Gymnasium wechseln. Ein Platz an der Gesamtschule ist dann allerdings nur noch schwer zu ergattern.
Andere Länder, andere Modelle
Nicht alle Bundesländer haben ein dreigeteiltes Schulsystem: In Sachsen besuchen die Kinder nach der Grund- die Oberschule (eine Kombination aus Haupt- und Realschule) oder das Gymnasium. In einigen Ländern wäre dann noch die Gemeinschaftsschule im Angebot, eine Art Gesamtschule von der 1. bis zur 10. Klasse. Und Bayern hat 2011 statt der Haupt- die Mittelschule eingeführt. Ganz schön verwirrend.
Die Berufsschule
Nach dem Haupt- oder Realschulabschluss wird auf der Berufsschule weitergelernt. Hier gehen Theorie und Praxis Hand in Hand, so dass die Auszubildenden später einmal begehrte Fachkräfte auf dem Arbeitsmarkt werden. Berufsschulen kooperieren eng mit Fabriken und Unternehmen, die dem Nachwuchs Praktika in ihren Betrieben anbieten und so schon potenzielle spätere Mitarbeiter rekrutieren können.
Gemeinsames Lernen
Kinder mit Behinderung besuchen in der Regel Förder- oder Sonderschulen, wo auf ihre speziellen Bedürfnisse eingegangen wird. Kritiker bemängeln, dass man die Kinder so ausgrenze. Mittlerweile werden einige von ihnen an Regelschulen unterrichtet. Doch diese "Inklusion" ist umstritten: Gegner finden, die Kinder würden mangels ausgebildeter Lehrkräfte nicht spezifisch genug gefördert.
Wechselnder Stundenplan
Mal endet der Unterricht mittags um zwölf, dann wieder um drei oder vier Uhr nachmittags. Für berufstätige Eltern ist das eine ganz schöne Herausforderung. Noch viel zu wenige Schulen bieten eine Ganztagsbetreuung an, wo die Kinder nach dem Unterricht ihre Hausaufgaben machen oder verschiedenen Aktivitäten nachgehen können.
Privatschulen in der Minderzahl
Auch in Deutschland gibt es einige Privatschulen, darunter die Waldorf- und die Montessori-Schule, Internate und Konfessionsschulen. Aber die meisten Kinder besuchen staatliche Schulen. Und keine Angst: Das Niveau ist hoch und muss sich nicht hinter dem privaten Angebot verstecken.