Das besondere Internat
21. April 2004Die Prinzen William und Harry haben in den Räumen des legendären Internats tapfer gelernt, genauso wie 18 britische Premierminister. Und Eton geht mit der Zeit; die Schule will "das Verständnis für den Islam verbessern". Deshalb gibt es das Amt von Monawar Hussain: Der 34-Jährige soll die etwa 20 muslimischen Schüler betreuen.
Kontroverse Diskussionen auf dem Plan
Hussain, der bereits einen Oxford-Abschluss in der Tasche hat, wird aber auch für andersgläubige Eton-Schüler offen sein. Er will Diskussionen veranstalten, an denen die gesamte Schule teilnehmen dürfe: Über den Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern oder den Irak-Krieg zum Beispiel. "Es ist wichtig, miteinander zu reden und verschiedene Meinungen zu äußern", erklärte Hussain.
Der neue Imam soll zunächst Muslime im Islam unterrichten - er kann sich aber auch denken, dass Schüler anderer Religionen dazukommen, wenn die Schulleitung es erlaubt. Außerdem ist geplant, dass Etonianer ab September 2004 zum ersten Mal Arabisch als Unterrichtsfach wählen können.
Eton soll Vorreiter sein
Eton ist die erste britische Privatschule, die einen Imam berufen hat. Die "Sunday Times" berichtet aber, dass weitere Top-Internate die Idee aufnehmen könnten. In Eton, wo die Schulgebühren mehr als 30.000 Euro pro Jahr kosten, werden knapp 1300 Jungen unterrichtet.
Deren Eltern habe Schulleiter Tony Little vorsorglich beruhigt, schreibt die "Sunday Times" weiter: In einem Brief habe er versichert, dass Eton seinen christlich-anglikanischen Wurzeln treu bleibe.
Auch in Deutschland noch Neuland
Auch in Deutschland wäre ein Schul-Imam eine Premiere. "Mit ist bisher kein Fall bekannt", sagt Roman Friemel vom Verband der Privatschulen in Nordrhein-Westfalen. Zwar gibt es zumindest in diesem Bundesland das Fach "Islamische Unterweisung" an weiterführenden Schulen - als Ersatz für Religion. "Es sind aber keine Imame, die das unterrichten", erklärt Nina Schmidt, Sprecherin des Ministeriums für Schule, Jugend und Kinder. "In der Regel machen das Islamwissenschaftler oder so." Die müssten aber nicht unbedingt selber Muslime sein. Übrigens sei das Fach auch für Schüler anderer Religionen offen, sagte Schmidt im Gespräch mit DW-WORLD: "Es wird von denen aber kaum genutzt."