Das EM-Aus
Die entscheidenden Szenen im Halbfinale der Deutschen gegen Gastgeber Frankreich: Eine unglückliche Aktion des deutschen Kapitäns und die Verletztung des derzeit besten Verteidigers der Welt. Es gibt aber noch weitere.
Die etwas andere Aufstellung
Mal ehrlich, liebe 80 Millionen Bundestrainer - ist das auch Ihre Startelf für das Halbfinale? Für den gelbgesperrten Innenverteidiger Mats Hummels spielt Benedikt Höwedes. Rechts neben ihm der erst 20-jährige Joshua Kimmich. Der körplich robuste Emre Can (Foto) muss gegen den physisch starken Gastgeber erstmals bei der EM ran. Und: Thomas Müller darf sich als "Falscher Neuner" versuchen.
Startschwierigkeiten
Die Franzosen gehen gleich zu Beginn voll drauf. Die DFB-Spieler wirken verunsichert ob des aggressiven Pressings. In der siebten Minute spaziert Stürmer Antoine Griezmann an drei Deutschen vorbei, bevor er aus 15 Metern abzieht. Der Flachschuss rechts unten ist gut, aber für Neuer nicht gut genug. Mit einer Hand kann der Welttorhüter parieren.
Es müllert einfach nicht
Gegen die für hohe Bälle anfällige Frankreich-Abwehr ist ein Mario Gomez der richtige Mann. Aber der ist ja verletzt. Also schickt der Bundestrainer Thomas Müller in die Spitze. Aber es ist nicht sein Turnier. Der WM-Torschütze von 2010 macht bei dieser EM keine einzige Bude. Auch gegen Frankreich will es einfach nicht müllern.
Alles über rechts
Der junge Joshua Kimmich läuft die rechte Seite hoch und runter und den Rasen platt. Er schlägt auch fleißig seine Flanken und Pässe, aber sie kommen seltenst an. Gegen die fußballerischen Schwergewichte Patrice Evra, Blaise Matuidi und Laurent Koscielny hat er es auch einfach schwer. Von der linken deutschen Seite kommt diesmal enttäuschend wenig.
Risikobereitschaft
Gefährliche Szene in der 42. Minute: Jerome Boateng springt unter dem Ball durch und Oliver Giourd ist auf und davon in Richtung Manuel Neuer. Benedikt Höwedes nimmt dem 1,92 Meter großen Stürmer auf zehn Metern fünf Meter ab und geht im Strafraum volles Risiko: Grätsche - und trifft ganz sauber den Ball. Großes Kino.
Die Hand Schweinsteigers
Bei einem Kopfball-Duell gegen Evra geht der Arm von Bastian Schweinsteiger zum Ball. Pfiff. Elfmeter. Gelbe Karte. Wir erinnern uns: Im Halbfinale gegen Italien springt Jerome Boateng im eigenen Strafraum hoch und hat beide Arme weit zum Himmel und zum Ball gestreckt. Keiner überlistet die deutsche Abwehr bei dieser EM bis dato. Nur sie selbst.
Schon wieder ein Elfer
Der beste Torschütze des Turniers schießt vom Punkt: Antoine Griezmann. Mit links oben ins Netz. Manuel Neuer springt nach rechts unten. Ganz sicherer Elfer. Es ist der fünfte Treffer für den Franzosen im Dienste von Champions-League-Finalist Athletico Madrid. Und das in der 45. Minute. Schiedsrichter Nicola Rizzoli pfeift gar nicht mehr an.
Der deutsche Patient
"Nein"! Denken, rufen, schreien die deutschen Fans in der 59. Minute. Jerome Boateng liegt am Boden. Er gibt das Zeichen zur Auswechslung. Bei seinem langen Ball zuvor streikt der Oberschenkel. Verletzt ohne Fremdeinwirkung. Noch wartet Joachim Löw, Shkodran Mustafi einzuwechseln. Aber DFB-Doc Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt winkt ab. Der wohl beste Verteidiger der Welt kann nicht mehr spielen.
Der WM-Held als Joker
Mit einem Tor in Rückstand. Der Abwehrchef verletzt. Bundestrainer Joachim Löw muss etwas machen: Er holt Emre Can runter und bringt für ihn: Mario Götze, den WM-Helden von 2014, der im Finale gegen Argentinien das einzige Tor erzielt. Aber es ist halt E- und nicht WM und einmal Held ist halt nicht immer Held.
Der kleine Teufel
Sein Spitzname muss schon zu denken geben: "Le petit diable". Weil er angeblich den kleinen Teufeln aus der gleichnamigen französischen Zeichentrickserie ähneln soll. Haben der Bundestrainer und seine Spieler das nicht gewusst? Der blaue Teufel macht nach mehreren individuellen Kettenreaktionsfehlern der Deutschen in der 72. Minute EM-Tor Nummer sechs.
Das Aufbäumen
In der letzten Viertelstunde erspielt sich die DFB-Elf unzählige Torchancen. Ob Pfosten, knapp über die Latte oder hauchdünn neben den Pfosten - der Ball will einfach nicht ins Gastgeber-Tor. Und wenn, dann ist auch noch der französische Torwart Hugo Lloris da. "Wir haben unser bestes Spiel gezeigt", meint Toni Kroos.
Alles nach vorn
Nach dem zweiten Gegentor hat Deutschland nichts mehr zu velieren. Also bringt der Bundestrainer: Leroy Sané, das derzeit beste deutsche Offensivtalent. In der 79. Minute hat der EM-Debütant das Anschlusstor auf dem Fuß. Aber alles Wechseln bringt nichts: Der Ball will nicht ins Tor.
Dumm und unglücklich
Es ist die erste K.o.-Niederlage gegen Frankreich seit 58 Jahren. Das ist bitter. Vor allem wenn man die bessere Mannschaft ist. "Das 0:2 ist kein faires Ergebnis", meint nach der Partie Manuel Neuer. Und Teammanager Oliver Bierhoff fügt hinzu: "Das war ein unglückliches und dummes Aus." Der Bundestrainer meint: "Ich kann meinen Spielern nichts vorwerfen."
Alles nur geklaut
Der Gastgeber ist im Finale - Glückwunsch! Aber was ist das? Nach der Partie verabschieden sich die französischen Spieler und Fans mit rhythmischem, immer schneller werdendem Klatschen, begleitet von einem Huh - huh - huh. Pardon, aber: das Copyright liegt bei den Isländern. Nur weil man die gleichen Nationalfarben hat, hat man nicht auch die gleiche Choreo!