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Das Enfant terrible ist tot

7. Mai 2002

"In den Niederlanden, in den Niederlanden, dass hier so etwas geschieht." Ministerpräsident Kok ist fassungslos. Am Montag (06.05.) wurde der Rechtspopulist Pim Fortuyn erschossen.

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Pim Fortuyn - ein Politiker mit CharismaBild: AP

Der amtierende niederländische Ministerpräsident Wim Kok hat den Tod des Politikers bestätigt. In einer Erklärung des Präsidenten hieß es nach dem Attentat, dies sei eine tiefe Tragödie für die Angehörigen des Politikers und für die Demokratie. Alle Parteien brachen den Wahlkampf ab.

Attentat nach Fernsehauftritt


Der mutmaßliche Attentäter ist nach Angaben der Polizei in Hilversum festgenommen worden. Es handele sich um einen weißen Niederländer, der jede Aussage verweigere. Zwei Polizisten hätten ihn am Montagabend (6. Mai) festgenommen, sagte eine Polizeisprecherin. Er hatte vor einer Radiostation in dem Mediapark der zentralniederländischen Stadt Hilversum mit sechs Schüssen auf den Politiker gefeuert. Fortuyn hatte kurz vor dem Anschlag am späten Nachmittag an einer populären niederländischen Radio-Show teilgenommen. Die Kugeln sollen Fortuyn direkt in den Kopf und in die Brust getroffen haben.

Pim Fortuyn Attentat
Das Attentat in HilversumBild: AP

Schillernder Politiker

Pim Fortuyn Kommunalpolitker aus Rotterdam
"Seid bereit!"Bild: AP

Der Soziologe und ehemalige Journalist Pim Fortuyn galt in seiner Heimat als Schrecken der etablierten Parteien. Er führte seinen Wahlkampf vor allem mit fremdenfeindlichen Parolen: Fortuyn forderte einen Einwanderungsstopp von Ausländern und bezeichnete den Islam als mittelalterliche Religion. Seine Partei 'Liste Pim Fortuyn' übte auch Kritik an den Regierenden in Den Haag. Sie warf dem politischen Establishment vor, sich zu wenig an den Wünschen der Bürger zu orientieren.

Erfolgreich mit Parolen

Damit machte der bekennende Homosexuelle sich vor allem bei der jüngeren Generation beliebt. Fortuyn begeisterte vor allem 15 bis 25jährige Niederländer, aber auch etablierte Bürger zwischen 45 und 60 Jahren. Der 54jährige Fortuyn hätte bei der niederländischen Parlamentswahl am 15. Mai laut Umfragen mit bis zu 25 von derzeit 150 Sitzen rechnen können.

Damit wäre seine Partei auf Anhieb zur zweit- oder wenigstens drittstärksten politischen Kraft im Lande geworden. Fortuyn gründete seine Partei 'Liste Pim Fortuyn' erst vor wenigen Monaten. Seinen letzten großen Erfolg feierte der Politiker mit dem kahlgeschorenen Kopf als Markenzeichen bei den Kommunalwahlen in Rotterdam: Im vergangenen März eroberte Fortuyns Partei in der früheren sozialdemokratischen Hochburg mehr als 30 Prozent der Stimmen und wurde stärkste Partei.

Gemäßigte Fortuyn-Politik?

Trotz klarer Positionierung gegen eine Politik der Zuwanderung hatte Fortuyn stets Vergleiche mit anderen Rechtspopulisten wie Jean-Marie Le Pen in Frankreich oder Jörg Haider in Österreich zurückgewiesen. Er stehe allenfalls CSU-Chef Edmund Stoiber nahe. Er teile dessen Auffassungen über die Bedeutung gesellschaftlicher Normen und Werte, sagte Fortuyn bei einem Treffen mit Journalisten noch Anfang April 2002. (pt)