Das ewige Duell ums deutsche Tor
Die Besetzung der Torhüterposition im DFB-Team ist eine heikle Angelegenheit. Nicht erst seit Manuel Neuer und Marc-André ter Stegen wird um den Status der Nummer eins gestritten - gerne auch neben dem Platz.
Hans Tilkowski & Wolfgang Fahrian
Ist es denn zu glauben? Vor der WM 1962 rechnet Hans Tilkowski (Foto) fest damit, beim Turnier in Chile Nummer eins im DFB-Tor zu sein, doch Sepp Herberger entscheidet sich einen Tag vor dem ersten WM-Spiel für Zweitliga-Keeper Wolfgang Fahrian. Tilkowski schäumt, will sofort abreisen und zerlegt in seinem Zimmer das Mobiliar. Er selbst behauptet, es sei nur ein Stuhl gewesen, der im Weg stand.
Sepp Maier & Norbert Nigbur
In den 70er Jahren ist die Position im DFB-Tor zementiert: Bayern-Keeper Sepp Maier (l.) hält konstant gut und hat mit Franz Beckenbauer einen starken Fürsprecher. Schalkes Norbert Nigbur (r.) sagt 1975 trotzdem: "Er wird mir nicht verdenken, dass ich, zumal ich bedeutend jünger bin als er, Nationaltorwart werden will." Maiers Antwort: "An mich kommt keiner heran, es gibt nur einen Sepp Maier."
Sepp Maier & Wolfgang Kleff
Nervöser reagiert Maier zuvor auf Gladbachs Nummer eins, Wolfgang Kleff (Foto). Als Maier in der Bundesliga gegen Schalke fünf Tore kassiert, schiebt er es darauf, dass die Presse Kleff so gelobt habe und er sich darüber Gedanken mache. Kleff kommt dennoch nur auf vier Länderspiele. Sein Lieblingswitz: "Sepp Maier hat seinen Dackel erschlagen. Warum? Weil er dauernd "Kleff! Kleff!" gemacht hat."
Harald Schumacher & Uli Stein
1986 läuft es weniger humorvoll: Teamchef Franz Beckenbauer (r.) sagt HSV-Torhüter Uli Stein (l.), er sei zwar der beste Torhüter der Welt, könne bei der WM aber dennoch nicht spielen. Stein vermutet Sponsor Adidas dahinter, der sowohl einen Vertrag mit dem DFB, als auch mit Beckenbauer und der Nummer eins, Harald Schumacher (2.v.r.), hat. Stein beschimpft Beckenbauer daraufhin als "Suppenkasper".
Harald Schumacher & Uli Stein
In der Pause des ersten WM-Spiels provoziert Stein halbnackt mit einem Sonnenbad. Schumacher schreibt in seinen Memoiren: "Er schien auf den Hitzschlag zu warten. Verantwortungslos! Wer hätte für mich ins Tor gehen können?" Als Stein die Nachtruhe nicht einhält und mit Mitspielern um die Häuser zieht, reicht es dem DFB. Stein wird vorzeitig nach Hause geschickt - gegen Beckenbauers Willen.
Eike Immel & Bodo Illgner
Nachdem auch Schumacher wegen einer Buchveröffentlichung 1987 beim DFB in Ungnade fällt, wird Eike Immel (l.) neue Nummer eins. Bei der EM 1988 kann er das Halbfinal-Aus gegen die Niederlande nicht verhindern. Als Teamchef Beckenbauer danach auch dem jungen Bodo Illgner (r.) mal eine Chance gibt, tritt Immel beleidigt aus dem DFB-Team zurück. Illgner ist nun Nummer eins und wird 1990 Weltmeister.
Oliver Kahn & Andreas Köpke
"Berti Vogts weiß genau, dass ich nicht zur ewigen Nummer zwei tauge. Bei der WM 1998 will ich spielen", so lautet die Ansage des damals schon 29-Jährigen Oliver Kahn (l.), der sein Reservisten-Dasein satt hat. Aber Vogts setzt weiter auf Andreas Köpke (r.). Erst nach der WM wird Kahn zur deutschen Nummer eins und bleibt es für die nächsten acht Jahre. Ab Januar 2002 ist er sogar Kapitän.
Oliver Kahn & Jens Lehmann
Ausgerechnet bei der Heim-WM 2006, bei der Kahn (l.) sich zum Weltmeister krönen will, setzt Jürgen Klinsmann dem "Titanen" Konkurrent Jens Lehmann (r.) vor die Nase. Kahn ist zwar sauer, zeigt aber Größe, als er dem Widersacher vor dem Elfmeterschießen im Viertelfinale gegen Argentinien Glück wünscht. Später - die DFB-Elf wird Dritter - meckert Kahn: "Mit mir wären wir Weltmeister geworden."
Manuel Neuer & Marc-André ter Stegen
Zuletzt kriselt es zwischen Manuel Neuer (l.) und Marc-André ter Stegen (r.). Ter Stegen beklagt sich nach der Länderspielpause im September öffentlich über seine Rolle als Nummer zwei. In den beiden Partien gegen die Niederlande und Nordirland auf der Bank zu sitzen, sei "ein harter Schlag" gewesen. Eine Aussage, die jede Menge - teils heftige - Reaktionen hervorruft.
Manuel Neuer & Marc-André ter Stegen
Bayern-Präsident Uli Hoeneß springt seinem Torwart bei und teilt kräftig aus: Er erwarte vom DFB, "dass man den Herrn ter Stegen schon mal in die Ecke stellt und ihm klar sagt, dass es so nicht geht", mault Hoeneß und droht Konsequenzen an, sollte es einen Wechsel im DFB-Tor geben. "Bevor das stattfindet, werden wir keine Nationalspieler mehr abstellen." Später relativiert er diese Aussage.
Manuel Neuer & Marc-André ter Stegen
Bundestrainer Joachim Löw sagt zum Hoeneß-Ausbruch nur, dass er sich davon nicht beeinflussen lasse. Gegen Argentinien steht ter Stegen im Tor, aber es sei klar, "dass Manuel Neuer mit Blick auf die EM unser Kapitän und somit auch unsere Nummer eins ist - wenn nichts Außergewöhnliches passiert". Auch ter Stegen gibt sich zahm und verspricht: "Wir werden uns unterstützen." Fortsetzung folgt..!?