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Der ESC: Hinter den Kulissen

Silke Wünsch14. Mai 2016

Die Künstler haben ihre Songs unter Live-Bedingungen auf der großen Bühne in der Stockholmer Globe Arena geübt. Die kompletten Shows wurden sogar mehrmals am Tag geprobt. Alle 26 Kandidaten stehen unter Dauerstrom.

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Eurovision Song Contest in Stockholm Nina Kraljic bei der Probe. Copyright: Silke Wünsch/Dw
Bild: DW/S. Wünsch

"Die Künstler kennen sich alle schon ganz gut", sagt Dave Goodman, als er uns durch den Künstlerbereich führt. "Die sind ja schon seit Tagen hier und sind auch schon im Vorfeld des Contest auf vielen ESC-Partys aufgetreten." Goodman ist Pressesprecher bei der EBU (European Broadcasting Union), die den Wettbewerb austrägt. Jeder kennt ihn hier, er ist freundlich und hat für jeden ein offenes Ohr - denn er betreut nicht nur die Medien, sondern auch die Künstlerdelegationen der einzelnen Länder. In einer Viertelstunde beginnt die Generalprobe für die Show am Samstag, doch Goodman bringt nichts aus der Ruhe.

Reporterin Silke Wünsch vor Jamie Lees Garderobe Foto: @Silke Wünsch
DW-Reporterin Silke Wünsch vor Jamie Lees GarderobeBild: DW/S. Wünsch

Im Backstagebereich vibriert die Luft. Auf angenehme Weise. Hinter den Garderobentüren erklingt Gesang, die bulgarische Sängerin Poli Genova singt sich gut vernehmbar ein. Ein paar Türen weiter übt jemand Tonleitern. Die georgische Band Young Georgian Lolitaz kommt uns mit ihren Gitarren entgegen, fertig geschminkt und herausgeputzt. Der Pole Michal Szpak telefoniert. Jemand huscht durch die Tür der deutschen Delegation; ich schaffe es nicht mehr, einen Blick hineinzuwerfen.

Mittendrin

In der Maske wird langsam zusammengepackt, alle sind geschminkt, für Bühne und Fernsehkameras präpariert. In der Garderobe wird noch schnell der rote Mantel von Michael Szpak gedämpft, daneben hängt das Kleid der maltesischen Kandidatin Ira Losco. 6000 goldene Perlen sind darauf gestickt, sagt die Garderobiere, drei Wochen habe man daran gearbeitet.

Nach und nach werden die einzelnen Künstler aufgerufen. Es geht los, alle müssen Richtung Bühne. Mitten im glitzernden Künstlerpulk laufen wir mit, durch kahle Gänge mit Neonlicht, Treppen rauf und runter, vorbei an unzähligen Materialkoffern, Kisten, Security-Leuten. Goodman bleibt vor einem weiteren dunklen Gang stehen. "Das ist die Künstlerrampe. Hier kommen sie nachher durch, wenn es in die Halle geht."

Der Maskenraum mit Stühlen und Spiegeln Foto: @Silke Wünsch
Vor ein paar Minuten wurden hier noch die ESC-Kandidaten geschminktBild: DW/S. Wünsch

Gigantische Lichttechnik

Wir gehen die Rampe hoch und betreten eine andere Welt. Die Stockholmer Globe Arena ist eine riesige Halbkugel, 85 Meter hoch, 110 Meter im Durchmesser. 16.000 Zuschauer blicken auf eine gigantische Bühne: 50 Meter breit, 32 Meter tief und 15 Meter hoch. Sie besteht aus Lichttechnik, selbst im Boden sind tausende LEDs verankert. Es gibt Lichtboxen, transparente LED-Wände, die hoch- und runter gefahren werden und so programmiert sind, dass der Zuschauer nie sehen kann, wo die Bühne aufhört.

Die Lichtdesigner haben es geschafft, für jeden Song einen neuen Raum zu schaffen. Auf der Bühne gibt es - mit wenigen Ausnahmen - keine Aufbauten, die Kulisse entsteht durch Licht und Projektionen. Auf dem Boden schimmern - nur für die Künstler sichtbar - rote Markierungen, damit jeder weiß, wo er hingehen muss.

Wenn die Show läuft, sieht der Fernsehzuschauer eine Videoeinspielung, in der der Künstler kurz vorgestellt wird. Währenddessen in der Halle: geschäftiges Treiben auf der dunklen Bühne, Leute, die den spiegelglatten Boden abwischen. Wozu? "Damit die Bühne immer so sauber ist, dass die Künstler im Dunkeln ihre Markierung sehen können", erklärt Dave Goodman.

Sergey Lazarev im Bühnenlicht mit Effekten Foto: Silke Wünsch
Der russische ESC-Kandidat Sergey Lazarev scheint zu schwebenBild: DW/S. Wünsch

Die letzten Pressekonferenzen

Wir gehen zurück, die Rampe runter. In fünf Minuten beginnt die Probe. Im Gang hinter der Bühne haben sich die Tänzer des Eröffnungsacts versammelt, zwischen ihnen die Kandidaten. Der Pulk setzt sich in Bewegung, kommt uns entgegen. Wir sehen alles ganz aus der Nähe, dick aufgetragenes Make-up, angeklebte Wimpern, überschminkte Pickel. Nervös zusammengepresste Lippen, konzentrierte Blicke. Dami aus Australien ist riesengroß, Michal aus Polen klein und schmächtig. Im Fernsehen werden sie alle gleich groß sein, sie werden lächeln und einfach nur Popstars sein.

Nach der Generalprobe (bei der die Italienerin Probleme mit dem Monitor hat und trocken kommentiert: "Es wäre schon cool, wenn das morgen funktionieren würde") gibt es die letzten Pressekonferenzen. Auch die deutsche Kandidatin Jamie-Lee Kriewitz stellt sich nochmal den Journalisten: Wie fühlst du dich? Welchen Platz wirst du erreichen? Wie groß sind deine Chancen? Was machst du, bis die Show beginnt? Die 19-Jährige beantwortet höflich alle Fragen. Natürlich sei sie nervös und würde vor Lampenfieber herumhüpfen, sagt sie. Und ja, sie wisse, wie stark die Konkurrenz sei, aber sie gehe mit gutem Gefühl in den Wettbewerb. Ansonsten: "Ich werde singen, werde meinen Song üben und zwischendurch schlafen, wenn ich im Hotel zur Ruhe komme. Wenn ich aufwache, werde ich wieder singen. Bis endlich die Show beginnt."

Jamie-Lee Kriewitz bei der PK Foto: Silke Wünsch
Jamie-Lee Kriewitz: "Ich hüpfe, wenn ich nervös bin"Bild: DW/S. Wünsch

Dann kommt ein Gitarrist dazu, und beide performen Jamie Lees Song "Ghost" noch einmal akustisch. Bühnenreif.