Multifunktionstool
30. Juni 2007Sie waren schwarz, groß und schwer. Die ersten Mobiltelefone nach dem neuen GSM-Standard hatten den Namen "Handy" nicht einmal verdient. Klaus Czerwinski von T-Mobile erinnert sich noch gut an sein erstes Handy. Ein kleines Köfferchen war es, mit einem Hörer oben drauf. "Es irgendwohin mitzunehmen war eigentlich ein bisschen schwierig, also mit dem Koffer in ein Restaurant zu gehen oder wenn man zu Besuch ging. Das war eigentlich schon eher ein bisschen lächerlich." Die ersten richtigen Handys kamen aber bald auf den Markt: schwere Briketts, die nur ein paar Stunden durchhielten, bis der Akku schlapp machte. Trotzdem sorgten sie für Aufsehen.
Ein Mobiltelefon - anfangs nur etwas für Wohlhabende
Torsten Gerpott, Professor für Telekommunikationswirtschaft an der Universität Duisburg-Essen betrachtet die Erfindung des Handys als Aufbruch in ein neues Telekommunikationszeitalter. "Damals hatten wir nur Festnetze, niemand hat darüber nachgedacht, eben auch mobil zu telefonieren, es war ein Luxusprodukt, heute ist es ein Massenprodukt, das jeder hat."
Und zum Massenprodukt wurde es, weil vor allem Preise fielen und die Geräte mehr Funktionen bekamen. Knapp vier Jahre nach dem Start der deutschen GSM-Netze präsentierte der finnische Hersteller Nokia auf der CeBit 1996 das erste Smartphone, das Kalenderfunktion, Notizspeicher mit Word-Prozessor und natürlich ein Telefon in einem war. Die hohen Erwartungen der Anbieter aus dem Jahre 1992, als das Handy-Zeitalter begann, wurden bei weitem übertroffen. Damals sagte Klaus Hubbel, verantwortlich für den Mobilfunk bei der Telekom, voraus, dass im Jahr 2000 mindestens zwei Millionen Menschen ein Handy besitzen würden. Seine Prognose wurde bei weitem übertroffen: Im Jahr 2000 hatten mehr als 30 Millionen Menschen ein Mobiltelefon in Deutschland. Doch bis dahin war es ein langer Weg.
PrePaid- und Discountanbieter
Denn erst Ende der 90er Jahre kam der Markt richtig in Bewegung, sagt Telekommunikations-Experte Gerpott. Ein wichtiger Meilenstein ist aus seiner Sicht die Einführung der so genannten PrePaid-Produkte im Jahre 1997. Handy-Besitzer konnten im voraus Guthabenkarten kaufen und diese abtelefonieren ohne an einen Mobilfunkvertrag gebunden zu sein.
Der vorerst letzte große Einschnitt folgte vor zwei Jahren - mit dem Start der Discount-Anbieter. Den Anfang machte damals die E-Plus-Tochter simyo. Mitgründer und Geschäftsführer Rolf Hansen hatte klare Vorstellungen von den Tarifen: "Allen voran musste es einfach sein. Ein Preis rund um die Uhr in alle Netze, und wichtig war: Keine Einschränkung, kein wenn und aber, keine Grundgebühr, keine versteckten Kosten."
Die Konkurrenz zog nach, sorgte für einen weiteren Preisverfall und damit wiederum für neue Kunden. Heute kommen auf 100 Deutsche - vom Baby bis zum Greis - 108 Handys. Trotzdem ist noch nicht Schluss, meint Telekommunikations-Fachmann Gerpott. In Ländern wie Portugal, Spanien oder Italien könne man sehen, dass Wachstumsraten auf SIM-Karten-Basis noch weitergehen würden. Möglicherweise, so der Experte, 120 bis 130 Prozent, weil sich die Leute Zweit-oder Drittkarten zulegen könnten. "Doch der durchschnittliche Umsatz pro Nutzer", betont er, "wird stagnieren oder zurückgehen." Die Anbieter werden daher in Zukunft noch mehr auf die Datenübertragung setzen, meint der Experte. Der Markt bleibt also in Bewegung - auch 15 Jahre nach dem Start des digitalen Mobilfunks.